Nun auch noch 1:5 gegen Kloten. Eine weitere Niederlage im Dezember ist nicht alarmierend. Die Ausreden des famosen ZSC-Trainers sind es hingegen schon.
Hans Wallson sagt nach dem 1:5 gegen Kloten: «Unser Tank war leer». Die Spieler seien auch nur Menschen. An der Einstellung habe es nicht gelegen.
Mit seinen faulen Ausreden findet der ZSC-Cheftrainer bei den klubnahen Chronisten offene Ohren. Sie weisen freundlich auf das strenge ZSC-Programm mit 12 Spielen in 16 Tagen hin. Und auf die ach so beschwerlichen Reise für die Partie der Champions Hockey League in den fernen Norden Tschechiens. Als sei so ein Programm in der Hockeywelt noch nie dagewesen. Und gebetsmühlenartig wird auf die ach so zahlreichen blessierten Spieler verwiesen.
Nur ja nicht den Trainer kritisieren. Bisher hat es ja auch noch keinen zwingenden Grund zur Amtsenthebung gegeben. Das Scheitern in der ersten Playoff-Runde im letzten Frühjahr war zwar kläglich. Eine zweite Chance verdient aber auch ein Eishockey-Trainer. Die Resultate in der laufenden Saison sind zwar bisher unter den Erwartungen geblieben. Aber wer Meister werden will, muss im Dezember nicht jedes Spiel gewinnen. Und ein Ausscheiden aus dem helvetischen Cup-Wettbewerb wird von den ambitionierten NLA-Klubs als Erleichterung empfunden. Nicht als Misserfolg.
Aber nun diese Ausrede nach der Demütigung gegen Kloten in der eigenen Arena. Im Dezember sind also die Tanks leer. Die Spieler konnten, so der Cheftrainer, nicht mehr.
Der Cheftrainer trägt die Verantwortung für die Verfassung der Spieler. Für die Tankfüllung – um in seinen Bildern zu reden. Dass die ZSC Lions ein Programm mit 12 Spielen in 26 Tagen haben, wusste Hans Wallson schon im Juni. Er hatte mehr als genug Zeit, sein Trainingsprogramm so zu gestalten und zu steuern, dass den ihm anvertrauen Spielern der Schnauf im Dezember nicht ausgeht. Gute Trainer verstehen es, die Energie des Teams zu verwalten.
Verletzungspech gilt bei vielen Klubs als Ausrede. Aber nicht bei den ZSC Lions. Sie verfügen mit den GCK Lions über ein hauseigenes Farmteam und die grösste Nachwuchsorganisation Europas mit über 1000 Junioren, die von mehr als 15 Profitrainern ausgebildet werden. Die Gesamtorganisation der ZSC Lions hat mehr als 40 Spieler unter Vertrag, die jederzeit in der NLA eingesetzt werden können.
Hans Wallson hat auch den Auftrag, die ZSC-Talente weiterzubringen. Das ist nur möglich, wenn er sie einsetzt und in die Mannschaft integriert. Wenn wichtige Spieler durch Blessuren ausfallen, dann schlägt die Stunde der Junioren. Und darüber hinaus hat der Cheftrainer das Wegrecht bei allen Hinterbänklern im Farmteam. Und das sind echte Kerle. Kürzlich haben sie in einem begeisternden Spiel auswärts den NLB-Meister SC Langenthal gebodigt. In den Reihen der GCK-Lions gibt es reichlich taugliche «Lückenfüller» für die ZSC Lions. Wenn eine Mannschaft Verletzungspech nicht als Ausrede vorbringen kann – dann sind es die ZSC Lions.
Hans Wallson hat bisher das Talentreservoir und das Farmteam weitgehend ignoriert. Und damit nicht nur einen wichtigen Auftrag nicht erfüllt. Er hat auch die ZSC-Philosophie verraten.
Zur Verteidigung des ZSC-Trainers und der Objektivität und der Gerechtigkeit halber sei ein Problem erwähnt für das letztlich ZSC-Manager Peter Zahner die Verantwortung trägt. Hans Wallsons Ausrede der «leeren Tanks» wirft nämlich ein paar Fragen auf:
Ein Aussenstehender, der nicht selber im ZSC-Sommertraining war, kann diese Fragen nicht beantworten. Wer als Chronist nach der Qualität des Sommertrainings fragt, erhält offiziell bei allen Klubs, also nicht nur bei den ZSC Lions, sinngemäss zur Antwort, das sommerliche Üben sei noch nie so gut und hart gewesen. Würde man Jahr für Jahr alle Aussagen zum Sommertraining aufaddieren, dann müssten die helvetischen Hockeyprofis dazu in der Lage sein, während der Saison mindestens den Ironman zu Hawaii und den Silvesterlauf von Zürich zu verkraften.
Die ZSC Lions sind im Selbstverständnis so etwas wie ein Bayern München des Eishockeys. Unvergessen bleibt eine Wutrede von Bayerns Trainer Giovanni Trapattoni. Am 10. März 1998 tobte er vor laufender TV-Kamera nach einer 0:1 Niederlage gegen Schalke und sagte unter anderem:
Passt alles ganz gut zum letzten ZSC-Auftritt gegen Kloten. Und die Gefühlslage des ZSC-Cheftrainers dürfte ganz ähnlich sein wie damals beim italienischen Kulttrainer. Hans Wallson sollte, wie Giovanni Trapattoni schon im Sinne guter Unterhaltung seinen Gefühlen nach einer Niederlage mal freien Lauf lassen.
Der Chronist hat fertig.