MySports hält ab nächster Saison für fünf Jahre die nationalen TV-Rechte im Eishockey. Geschäftsführer Roger Feiner hat nun sozusagen die erste Sturmlinie komplettiert. Nach «Anchorman» und Moderator Reto Müller sowie Redaktionsleiter Stephan Liniger hat er nun Ueli Schwarz als TV-Experten engagiert. Dieses «Trio Grande» wird ab nächster Saison die nationale Hockey-TV- Landschaft prägen. MySports dokumentiert den Willen zu investieren auch beim Spengler Cup durch die Buchung von Bandenwerbung und Sponsoring im Wert von rund 250'000 Franken.
MySports will gegenüber dem bisherigen Rechteinhaber Teleclub ein eigenes Profil entwickeln und die Qualität des Programmes verbessern. Teleclub-Hockey-Experte Morgan Samuelsson (46) war daher für Roger Feiner nie ein Thema. Zumal einflussreiche Klubvertreter Einfluss genommen und moniert haben, der TV-Experte sollte doch wenigstens der deutschen Sprache einwandfrei mächtig sein. Der eigenwillige Morgan Samuelsson ist vielen Klubgenerälen ein Dorn im Auge.
Ueli Schwarz (57) bringt MySports eine enorme qualitative Aufwertung. Der Langnauer Gewerbeschullehrer ist seit 1987 (damals Trainerassistent bei Langnau) in verschiedensten Funktionen als Profi im Hockey-Geschäft tätig. Als Cheftrainer (Langenthal, SC Bern, Fribourg), als Sportdirektor (Langnau, Lausanne, Basel), als Sportdirektor des Verbandes und zuletzt drei Jahre lang als Liga-Direktor.
Zudem hat er sich bereits als TV-Experte beim staatstragenden Fernsehen SRF bewährt. Den Job als Ligadirektor hat er hervorragend gemacht, ist dann aber im letzten Frühjahr einer von SCB-General Marc Lüthi orchestrierten Intrige zum Opfer gefallen – zumindest ist das die Version, die einflussreiche Kenner glaubhaft vertreten. Ueli Schwarz sei Marc Lüthi zu mächtig geworden. Ob wahr oder gut erzählt – Ueli Schwarz hat die Konsequenzen gezogen und den Sessel als Ligadirektor letztlich freiwillig geräumt.
«Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, Ueli Schwarz zu verpflichten», sagt Geschäftsführer Roger Feiner. «Er wird auch ausserhalb des TV-Studios eine wichtige Rolle als Botschafter für uns übernehmen.»
Ueli Schwarz hat schon mehr über Eishockey vergessen als die meisten anderen in ihrem ganzen Leben über diesen Sport gewusst haben: Dem bestens vernetzten, auch international respektierten «Hockey Man» ist der ganz grosse sportliche Erfolg versagt geblieben, weil er in seiner ruhigen, freundlichen Art in diesem schnellen, adrenalingeladenen Business fast eine Spur zu seriös, zu anständig, zu ehrlich und zu kompetent ist. Der exzellente Kommunikator hat bei MySports den perfekten Job gefunden. Er arbeitet im Mandat mit einem jeweils auf ein Jahr befristeten Vertrag für den TV-Sender.
MySports wird die Studios in einem alten Fabrikgebäude in Erlenbach ZH einrichten, die französischsprachige Redaktion sitzt in Rossens FR. Es wird auch ein italienischsprachiges Team aufgebaut: Die Partien von Ambrì und Lugano werden für das Tessin mit Italienisch sprechenden Kommentatoren übertragen.
MySports wird neben den NLA-Partien pro Woche auch zwei NLB-Spiele übertragen. Vorgesehen ist zudem eine TV-Abdeckung der neuen «Super-Erstliga», die nächste Saison eingeführt wird. Roger Feiner sagt, der Umfang der Übertragungen sei noch offen.
Eine zentrale Frage für den Konsumenten: Wie läuft die Umstellung vom bisherigen Rechteinhaber Teleclub zu MySports genau ab? Darauf gibt es gemäss Roger Feiner zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Antwort. Immerhin lässt er durchblicken, dass Hockey bei MySports günstiger sein wird als bei Teleclub.
Mehr und mehr zeichnet sich ab, dass der Kampf um den Schweizer Bezahl-TV-Markt zwischen Teleclub (mit Swisscom) und MySports (mit UPC) ganz heiss wird. MySports positioniert sich erst einmal als «Hockey-Sender». Teleclub hält zwar noch die Rechte an der Champions Hockey League, an der NHL und dem Schweizer Cup. Doch Branchenkenner werten diese Rechte nur noch als Verzweiflungsaktion.
Tatsächlich sind sie im Schweizer Hockey-TV-Markt praktisch bedeutungslos. Wer sich für die NHL interessiert, konsumiert die NHL über Internet und mit der ganzen Kompetenz der Original-Kommentatoren. Die Macher der Champions Hockey League möchten lieber heute als morgen die Zusammenarbeit mit Teleclub beenden und zu MySports wechseln und der Schweizer Cup hat nur geringe sportliche Bedeutung.
«Sie werden verstehen, dass ich eine solche Beurteilung nicht kommentieren mag», sagt Roger Feiner. Er prägt die TV-Landschaft seit über 20 Jahren – erst in zentraler Funktion in der Sportabteilung des staatstragenden Fernsehens SRF und zuletzt ein Jahrzehnt beim Teleclub. Daher die Frage: Welche Bedeutung hat der Verlust der Hockey-TV-Rechte für Teleclub? Roger Feiner mag nicht dramatisieren oder gar polemisieren. Aber er sagt: «Eine nicht zu unterschätzende Bedeutung …»
Die Hockey-Übertragungen werden gemäss Roger Feiner das Programm von MySports zu rund 30 Prozent füllen. Mittelfristig ist im Showdown mit Teleclub matchentscheidend, wie es MySports gelingt, die übrigen 70 Prozent der Sendezeit zu «möblieren». «Darüber kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht reden», hält sich Roger Feiner bedeckt.
Es zeichnet sich jedoch bereits ab, dass MySports umfangreiche Übertragungsrechte im Tennis und Golf erwerben und Teleclub auch im Kerngeschäft Fussball konkurrenzieren wird. Ein erster Versuch, auch die nationalen Fussball-Rechte zu erwerben, ist zwar gescheitert. Teleclub konnte den Angriff abwehren und die Rechte wieder erwerben. Aber im internationalen Geschäft könnte MySports schon bald zum Zuge kommen und die Rechte am italienischen Fussball übernehmen.
Durch die ganz besonderen Besitzverhältnisse – MySports und UPC gehören letztlich den milliardenschweren, global ausgerichteten US-Medien- und Unterhaltungsunternehmen Liberty Media und Discovery – hat MySports eine enge Anlehnung an Eurosport und einen ganz anderen Zugang zum internationalen TV-Rechtemarkt als der weitgehend helvetisch finanzierte Teleclub mit Swisscom.
MySports zahlt dem Hockeyverband für die Rechte am Meisterschaftsbetrieb und den Länderspielen ausserhalb der WM in den nächsten fünf Jahren rund 35 Millionen Franken pro Saison. Am 18. Januar wird in den Sitzungsräumen des Paraplegiker-Zentrums in Nottwil im Rahmen einer ausserordentlichen Liga-Sitzung die Verteilung des Geldsegens geregelt. Verbandsdirektor Florian Kohler hat den Verteilerschlüssel mit Klubvertretern ausgearbeitet und ist zuversichtlich, dass die Klubs zustimmen werden. «Ich denke, dass wir eine gute Lösung präsentieren werden».
Wahrscheinlich wäre es trotzdem besser, die brisante Tagung in Erinnerung an Mani Matter («Si hei dr Wilhelm Täll ufgfüehrt im Löie z’Nottiswil») in Nottiswil abzuhalten – es könnte nämlich bei dieser «Hockey-Chästeilete» trotz der Zuversicht von Florian Kohler hoch zu- und hergehen. Einige Klubvertreter sind sauer, dass von der jährigen Gesamtsumme von 35 Millionen Franken fast fünf Millionen an die Agentur gehen, die den TV-Deal mitgestaltet hat.
Schön wären nebst dem Schweizer Eishockey die Rechte an der 1. Bundesliga und der PremierLeague, dann hätte ich auf MySports alles was ich mir wünsche (die italienische Liga finde ich nicht so prickelnd...)
Doch an seiner Kompetenz besteht kein Zweifel. Sachverhalte erklärt er ebenso verständlich wie interessant und unterhaltsam. Er war Spieler, Trainer (Nachwuchs bis Stufe NLA), Sportchef, Geschäftsführer bei diversen Klubs und stieg beim Verband bis in die Teppichetage auf. All dies ermöglicht ihm eine vielfältige Sichtweise auf diesen schönen Sport.