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Arno Del Curto (61) mit dem HC Davos gegen die Nationalmannschaft. Spiel des Jahres? Nein, viel mehr. Spiel der Spiele. Das ultimative eidgenössische Hockey-Gipfeltreffen. Das aufregendste Länderspiel ausserhalb einer WM oder eines Olympiaturniers seit dem 6. Dezember 1986. Damals traten die Schweizer mit Nationaltrainer Simon Schenk in Bern gegen die Sowjets an. Die beste Mannschaft der Welt. Wir verloren 2:10 und die Fans im ausverkauften Berner Hockeytempel feierten die Sowjets. Patrick Fischer war damals elf Jahre alt und Arno Del Curto Trainer beim Erstligisten Küsnacht.
Und nun also die Schweiz gegen den HC Davos. Schon einmal hat es diese Partie beim Spengler Cup gegeben. 1964 auf der offenen Eisbahn bei 20 Grad unter Null. Die Partie endete 3:3. Die Aufregung hielt sich im Rahmen.
Nun ist die Aufregung gross. Arno Del Curto steht beim HCD in seiner 22. Saison und seit dem Rücktritt von Ralph Krueger nach dem olympischen Turnier von 2010 war der HCD-Trainer immer wieder als Kandidat für den Job des Nationaltrainers im Gespräch. Es gab mehrmals Verhandlungen.
Aber der Traum so vieler Fans, den charismatischsten Trainer unseres Hockeys an der nationalen Bande zu sehen, ist nicht in Erfüllung gegangen – und wird nie in Erfüllung gehen. Arno Del Curto bleibt als Trainer eine nationale Figur – aber Nationaltrainer wird er nicht.
Wenigstens ist Patrick Fischer (42) im Herbst 2015 Nationaltrainer geworden. Von 1999 bis 2003 war er in Arno Del Curtos erstem HCD-Meisterteam (2002) Stürmer, Leitwolf und Captain. Heute ist der Zuger so etwas wie Arnos Lehrling. Und so spielt heute Abend (20.15 Uhr im watson-Liveticker) frei nach Goethe der Zauberlehrling gegen seinen Hexenmeister.
Patrick Fischers Art, über Hockey zu reden, seine Vorstellungen, wie Hockey gespielt werden sollte, mahnen an Arno Del Curto. Aber Patrick Fischer ist ein Lehrling geblieben. Er wird nie der nächste Arno Del Curto sein. Weil der HCD-Trainer zwar bewundert, aber nicht kopiert werden kann.
Während Arno Del Curto seine Hockey-Vorstellungen seit 22 Jahren in Alleinregie in die Wirklichkeit umsetzt und den Assistenten (seit 2005 Remo Gross) höchstens für Handreichungen braucht, wäre Patrick Fischer ohne seinen schwedischen Assistenten und Taktiklehrer Tommy Albelin verloren. Um es pathetisch zu formulieren: Zwei Trainer und die besten nicht in Davos engagierten Schweizer Spieler der Liga treten heute gegen Arno Del Curtos HCD ab.
Die Davoser sind den längeren, den viel schwierigeren Weg ins Halbfinale gegangen. Sie mussten drei Spiele absolvieren. Eines davon verloren sie (gegen Kanada) und gestern gerieten sie gegen Hämeenlinna gar 0:2 in Rückstand. Sie verloren ihren Verteidigungsminister Felicien Du Bois. Er wurde in der 14. Minute von einem Puck im Gesicht getroffen. Im Schlussdrittel, als es darum ging, den Vorsprung über die Zeit zu retten, erwischte es auch noch Sam Lofquist.
Das «Medical Team» hatte viel Arbeit. Gemäss verlässlicher Auskunft eines hochrangigen HCD-Mediziners verloren beide Spieler mehrere Zähne. Sie sind sofort wieder eingesetzt und verdrahtet worden. Sie werden in drei bis vier Wochen angewachsen und verheilt sein. Das Wunder der modernen Zahnmedizin. Allerdings ist bemängelt worden, dass beide keinen Zahnschutz getragen haben.
Die Davoser haben nach dem 0:2 nicht locker gelassen und mit ihrem leidenschaftlichen Powerhockey die Festung Hämeenlinna Stück für Stück abgetragen bis zum Schlussresultat von 4:2. Sie mussten über weite Strecken Hockey arbeiten.
Die Schweizer sind hingegen in zwei Spielen direkt ins Halbfinale gerauscht, ohne je in Rückstand zu geraten. Sie mussten Hockey nicht arbeiten. Sie durften es spielen und gestern, als sich der HCD im Halbfinal abmühte, konnten sie rasten und ruhen.
Nach dem Spiel stand HCD-Captain Andres Ambühl den Chronisten Red und Antwort. Da er auch Captain, Leitwolf und Energiespieler der Nationalmannschaft ist, war die Hoffnung auf ein wenig Polemik gross.
Diese Hoffnung ist nicht erfüllt worden. Er sagte, das Halbfinale sei ein besonderes Spiel. «Aber nicht, weil wir gegen die Schweiz spielen. Sondern weil es das Halbfinale des Spengler Cups ist.»
Alle möglichen Fragen wurden gestellt, um ihn zu einer provokativen Aussage zu verlocken. Ob er statt Arno Del Curto für einmal die taktische Vorbereitung mache, da er ja aus der Nationalmannschaft die genaue Taktik kenne? («Jetzt denken wir noch nicht an Taktik»). Ob es nicht etwas ganz besonderes sei, gegen die Nationalmannschaftskollegen zu spielen? («Nein, jetzt sind meine Kollegen in der HCD-Garderobe»). Und so weiter und so fort.
Und schliesslich entdeckte noch jemand, dass er ja ein Unterleibchen mit dem Aufdruck «Team Swiss» trägt. Sozusagen ein Nationaltrikot unter dem HCD-Dress. Aber auch da blieb er gelassen. Das habe er schon lange. «Dieses T-Shirt ist praktisch und ich fühle mich in getragenen Sachen wohl.»
So bleibt nur das Spekulieren über den Ausgang des Spiels. Wer gewinnt? Wir könnten jetzt eine stundenlange Fachdiskussion entfesseln und mindestens zehn wohlbegründete Thesen aufstellen, warum der HCD gewinnt oder warum die Schweiz ins Finale einziehen wird.
Dabei ist alles klar: Die Mannschaft mit dem besseren Torhüter wird gewinnen. So einfach kann Eishockey, so einfach kann eine Prognose auch für das Spiel des Jahres sein.