Dürfen wir Spieler benoten, die das WM-Finale erst im Penaltyschiessen verloren haben? Hat nicht jeder eine Maximalnote verdient? Doch, gerade weil Eishockey ja der ultimative Mannschaftssport ist, hat eigentlich jeder die Note 6,0 verdient.
Aber es geht ja auch darum, noch besser zu werden. Und es ist nicht jeder gleich gut. Nicht im richtigen Leben, nicht im Eishockey, nicht bei einer Eishockey-WM. Deshalb geben wir jedem Spieler zwar die Note 6,0. Aber darüber hinaus auch noch eine individuelle Benotung. Neunmal haben wir die Maximalnote 6,0 vergeben: für Leonardo Genoni, Raphael Diaz, Roman Josi, Mirco Müller, Nino Niederreiter, Timo Meier, Enzo Corvi, Sven Andrighetto und Tristan Scherwey.
177.04 Minuten Einsatzzeit, 6 Gegentore, 72 Schüsse, davon 66 abgewehrt, Fangquote 91,67 Prozent.
Er hielt gegen die Slowakei alle Pucks (2:0) und sicherte so den vielleicht wichtigsten Sieg auf dem Weg zum Wunder. Trotzdem vertraute Patrick Fischer ab dem Viertelfinal auf Leonardo Genoni – und behielt recht. 2013 schon Silberheld.
445.33 Minuten Einsatzzeit, 19 Gegentore, 224 Schüsse, davon 205 abgewehrt, Fangquote 91,52 Prozent.
Er begann als «Lottergoalie» (so ist er tatsächlich nach dem überraschenden Punktverlust im Startspiel gegen Österreich bezeichnet worden). Aber er steigerte sich auf wundersame Weise und ab dem Viertelfinal haben wir den wahren, den besten Leonardo Genoni der ganzen Saison gesehen. Nur zwei Gegentore im Viertelfinal, nur zwei Gegentore im Halbfinal, nur zwei Gegentore im Final.
Weil kein Einsatz.
5 Spiele, 0 Tore, 3 Assist, 4 Strafminuten, +2, 24:20 Minuten.
Vor fünf Jahren war er noch einsame Spitzenklasse und bester Einzelspieler des Turniers (MVP). Inzwischen ist er der Beste vieler guter Spieler in seinem Team. Mag sein, dass er nicht ganz so brillant und dominant war wie 2013. Aber in der Wirkung und im Einfluss aufs Spiel war er so gut wie bei der ersten Silber-WM. Seine Präsenz machte alle Verteidiger besser und im Finale hatte er eine +1-Bilanz, er gab den ersten Assist zum 1:0 und den zweiten Assist zum 2:1.
10 Spiele, 3 Tore, 4 Assists, 0 Strafminuten, -3, 19:59 Minuten.
Der «vergessene» Star der Schweizer. Wir haben in Kopenhagen den besten Ramon Untersander gesehen, den es je gegeben hat. Ruhig, scheibensicher, konsequent in seinen Aktionen und schussstark wie noch nie. Aber auf diesem Niveau defensiv nicht ganz sattelfest – daher keine Maximalnote
5 Spiele, 0 Tore, 0 Assists, 0 Strafminuten, -1, 5:25 Minuten.
Vor einem Jahr die Entdeckung des Turniers mit drei Skorerpunkten und einer sagenhaften +7-Bilanz. Aber im besten WM-Team aller Zeiten war er nur noch ein Hinterbänkler. Eine Rolle spielt auch die schwierige Saison bei Lausanne – sie hat ihn viel Selbstvertrauen und Charisma gekostet.
10 Spiele, 1 Tor, 5 Assists, 8 Strafminuten, +4, 22:36 Minuten.
Der beste Raphael Diaz aller Zeiten. Er hatte erneut die Bürde der Captain-Würde zu tragen. Aber auf dem Eis musste er nicht die ganze Verantwortung übernehmen – erst war sein Partner Mirco Müller, dann Roman Josi. An der Seite dieser «Alphatiere» blühte Raphael Diaz auf, verlor seine Verkrampfung, wurde lockerer, selbstsicherer – und noch besser. Im Final eine +1-Bilanz und mit 30:49 am meisten Eiszeit. 2013 schon Silberheld.
10 Spiele, 1 Tor, 2 Assist, 0 Strafminuten, +/-0, 18:20 Minuten.
Gemessen an seinem Potenzial zu viele Fehler. Gewann im Laufe des Turniers an Sicherheit, Selbstvertrauen und Ausstrahlung und spielte seine beste Partie im Halbfinal gegen Kanada.
10 Spiele, 0 Tore, 0 Assists, 0 Strafminuten, -1, 9:36 Minuten.
Ein guter Defensivarbeiter. Bis zur Ankunft von Roman Josi bildete er zusammen mit Mirco Müller das defensive Defensivpaar. Dann aber rutschte er auf die Position des 7. Verteidigers ab. Im Finale nur ein Einsatz mit 16 Sekunden.
10 Spiele, 1 Tor, 5 Assists, 8 Strafminuten, +9, 20:40 Minuten.
Der beste, kompletteste Verteidiger des Teams. Ruhig, zielstrebig, geradlinig, rau und charismatisch. Läuferisch einer der besten des gesamten Turniers. Wichtiges Unterzahl-Tor gegen die Slowakei. Machte erst Raphael Diaz, dann Michael Fora besser. Im Finale hinter Raphael Diaz und Roman Josi am drittmeisten Einsatzzeit, aber eine -1-Bilanz.
10 Spiele, 0 Tore, 1 Assists, 4 Strafminuten, -1, 15:13 Minuten.
In Erinnerung bleibt uns das Eigentor gegen Schweden. Das ist ungerecht. Ambris Captain ist das Musterbeispiel eines verlässlichen, furchtlosen, rauen Abräumers und hat ein überzeugendes WM-Debüt gegeben. Nach wie vor ein ungeschliffener Diamant mit Potenzial für die NHL.
9 Spiele, 0 Tore, 0 Assists, 4 Strafminuten, +/- 0, 5:03 Minuten.
Im bestbesetzten WM-Team aller Zeiten ist dem braven Defensiv-Soldaten nur noch die Rolle eines «Hinterbänklers» geblieben. Die hat er ohne zu Murren übernommen. Im Final auf dem Matchblatt, aber nicht eingesetzt.
7 Spiele, 4 Tore, 3 Assists, 2 Strafminuten, +/- 0, 13:54 Minuten.
Der beste Playoff-Torschütze der Liga hat sich nun auch erstmals auf diesem Niveau durchgesetzt. Der schnelle, smarte Vollstrecker war lange für internationale Einsätze zu zerbrechlich. Nun ist der Schillerfalter erstmals robust genug, um gegen die Besten der Welt zu bestehen.
10 Spiele, 0 Tore, 0 Assists, 4 Strafminuten, -1, 13:57 Minuten.
Ein furchtloser, standfester Defensivstürmer und Blocker mit viel Wasserverdrängung. Tore erzielen ist auch in der NLA nicht seine Spezialität. Tore verhindern hingegen schon und er tut das auch auf höchstem internationalen Niveau. Im Final 15:49 Minuten eingesetzt und ohne Gegentreffer geblieben.
5 Spiele, 1 Tor, 4 Assist, 5 Strafminuten, +2, 17:47 Minuten.
Nicht der spektakulärste, aber der unberechenbarste, kreativste und technisch beste Schweizer Stürmer. Oft werden seine «Geistesblitze» erst auf den zweiten Blick sichtbar. Ein Hexenmeister des «tödlichen» letzten oder zweitletzten Passes vor dem gegnerischen Tor. Lieferte im Final den zweiten Assist zum 1:0.
10 Spiele, 4 Tore, 5 Assists, 10 Strafminuten, +5, 19:43 Minuten.
Der produktivste (Team-Topskorer), beste und wirkungsvollste Schweizer Stürmer. Ein charismatischer Vorkämpfer und Leitwolf, der die Chemie in der Garderobe elektrisiert und das Spiel auf dem Eis dominiert. Erzielte im Final das 1:0, beendete das Spiel mit einer +1-Bilanz, aber brachte den Puck beim letzten Penalty nicht mehr ins Tor. 2013 schon Silberheld.
7 Spiele, 2 Tor, 5 Assists, 2 Strafminuten, +1, 16:26 Minuten.
Im helvetischen Angriffsspiel was die Kohlensäure im Mineralwasser. Mutig, flink und dazu in der Lage, aus jeder Position heraus ein Tor zu machen. Produzierte als WM-Neuling einen Punkt pro Spiel und erzielte im Final das 2:1.
10 Spiele, 0 Tore, 0 Assists, 4 Strafminuten, -2, 12:24 Minuten.
Ein unermüdlicher, mutiger Kämpfer und Energiespieler, der sich der Bande entlang gegen die besten Spieler der Welt behaupten kann. Wäre er produktiver, könnten wir ihn als Manuele Celio des 21. Jahrhunderts bezeichnen. Auch im Final 12:23 Minuten im Einsatz und ohne Gegentreffer.
10 Spiele, 2 Tore, 2 Assists, 2 Strafminuten, +/-0, 14:00 Minuten.
2015 in Prag im WM-Team, aber nie eingesetzt. Jetzt ein Leitwolf. Schnell (einer der schnellsten dieses Turniers) mutig, geradlinig mit erstaunlicher Schusstechnik. Gegen Kanada zum 1:0 ein Tor für die Ewigkeit. Im Final 20:29 Minuten im Einsatz und ohne Gegentreffer.
10 Spiele, 4 Tore, 5 Assists, 6 Strafminuten, +2, 18:42 Minuten.
Was Tristan Scherwey rockt, das zaubert Enzo Corvi aufs Eis. Einer der smartesten Stürmer dieser WM und so gut wie bei Davos noch nie. Ob ihm Arno Del Curto beim HCD offensiv zu wenig zutraut und zu wenig Freiheiten gibt? Im Final 22:52 Minuten auf dem Eis und mit dem Assists zum 2:1 – und einem vergebenen Penalty.
6 Spiele, 0 Tore, 0 Assists, 0 Strafminuten, +1, 6:13 Minuten.
Zu wenig smart und kreativ, um vorwärts etwas zu bewegen. Und so ist der zuverlässige Defensiv-Soldat nicht über die Rolle eines Hinterbänklers hinausgekommen – und für die gibt es halt «nur» die genügende Note 4,0.
10 Spiele, 2 Tore, 2 Assist, 4 Strafminuten, +3, 15:06 Minuten.
Der SCB-Captain ist ein rauer Powerstürmer, der keine Furcht kennt und sich gegen jeden Gegenspieler der Welt behauptet – eigentlich wäre sein Platz die NHL. Wären seine Hände noch ein wenig schneller und seine Produktivität höher, bekäme er sogar die Maximalnote. Im Final bei keinem Gegentreffer auf dem Eis, mit 14:37 Minuten Eiszeit nicht ganz so dominant wie sonst. 2013 schon WM-Silberheld.
10 Spiele, 3 Tore, 3 Assists, 0 Strafminuten, +/-0, 15:33 Minuten.
Bei dieser WM so gut wie nie in Lausanne. Patrick Fischer hat seine Form und sein Selbstvertrauen während der WM-Vorbereitung aufgebaut und ist dafür mit einer Maximalleistung belohnt worden. Im Finale keiner der Hauptdarsteller (12:09 Minuten Eiszeit, -1).
9 Spiele, 2 Tore, 7 Assists, 27 Strafminuten, -1, 16:45 Minuten.
Das Foul im Startspiel gegen Österreich hat ihm eine Spielsperre und überzogene Kritik eingetragen. Aber entscheidend ist die Reaktion auf den Zwischenfall. Und die ist überzeugend. Ein erstaunlich kompletter Stürmer, cool im Abschluss und smart in der Spielgestaltung. Mutig ist er sowieso. Mit 19:46 Minuten Eiszeit trotz -1-Bilanz einer der Hauptdarsteller im Final, er verwertete den ersten Penalty zum 1:0 eiskalt.
10 Spiele, 3 Tore, 2 Assists, 0 Strafminuten, +2, 14:44 Minuten.
Wir haben noch nicht den besten Gaëtan Haas gesehen und trotzdem hat er an dieser WM überzeugt. Ein flinker, schlauer Spielmacher und Powerplay-Ingenieur. Für ihn gilt: wird er robuster und im Spiel geradliniger ist seine Liga die NHL. Scheiterte im Final beim Penaltyschiessen, stand aber bei keinem Gegentreffer auf dem Eis.