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Für einmal dürfen wir zu einem Sachverhalt im Hockey aus dem Buch der Bücher zitieren: «Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und in seinem Hause.»
Es geht um die Besetzung der Ausländerpositionen. Ein Königreich also für gute und günstige ausländische Arbeitskräfte. Gerade bei Hockeyunternehmen wie die SCL Tigers, Biel oder Kloten, die bei begrenzten Ertragsmöglichkeiten versuchen, nur so viel Geld auszugeben wie sie einnehmen.
Nun gibt es einen kanadischen Stürmer, der alle hockeytechnischen und wirtschaftlichen Kriterien erfüllt. Sein Vertrag läuft Ende Saison aus. Er ist ein Musterprofi und gewann als Junior auf höchster nordamerikanischer Juniorenstufe – nicht nur die Skorerwertung. Er wurde auch als Musterprofi (Most Sportsmanlike Player) geehrt.
Er dominiert das Spiel in der Schlüsselposition eines Mittelstürmers. Er ist ein kaltblütiger Skorer, ein formidabler Spielmacher und vernachlässigt seine defensiven Pflichten nicht. Er hat eine gute Postur (183 cm/81 kg), ist mit 26 Jahren im besten Alter und vermag als Leitwolf eine Mannschaft zu führen. Er kennt darüber hinaus die Verhältnisse in der Schweiz. Der perfekte Hockey-Gastarbeiter also. Er müsste der begehrteste Spieler auf dem helvetischen Ausländer-Markt sein. Aber keiner der NLA-Sportchefs will ihn.
Es geht um den Kanadier Philip-Michaël Devos. Letzte Saison führte er Ajoie zum sensationellen NLB-Meistertitel – mit 24 Punkten in 18 Playoffpartien. Diese Saison setzte er in der Qualifikation mit 40 Toren und 57 Assists in 48 Spielen eine neue Bestmarke und in den Playoffs führt er wieder magistral Regie.
In Kloten, Biel und Langnau suchen die an strikte Budgetvorgaben gebundenen Sportchefs einen spielstarken, günstigen, ausländischen Mittelstürmer. Pascal Müller (EHC Kloten) darf für einen Ausländer nächste Saison nicht mehr als 150'000 Franken netto ausgeben. Er bestätigt: «Das ist tatsächlich die Obergrenze, die für uns gilt.»
Für dieses Geld bekäme er Philip-Michaël Devos. Aber seine Begeisterung hält sich in Grenzen. Er sagt: «Wie das Beispiel von Lee Jinman zeigt, sind gute Statistiken in der NLB keine Garantie für die NLA.» Tatsächlich erreichte der kanadische Center 2005/06 mit Sierre noch bessere Werte als Philip-Michaël Devos (103 Punkte in 42 Qualifikationsspielen/29 Punkte in 17 Playoffspielen). Er zügelte im Sommer 2006 nach Langnau und dort ging sein NLA-Abenteuer nach 22 Spielen (2 Tore/8 Assists) ruhmlos zu Ende.
Pascal Müller räumt ein, dass es auch ein aktuelles Gegenbeispiel gibt. Chris DiDomenico war im Frühjahr 2015 der charismatische Leitwolf in Langnaus Aufstiegsteam. Mit weniger guten NLB-Statistiken als Philip-Michaël Devos und Lee Jinman. (43 Qualifikationsspiele/63 Punkte, 19 Playoffspiele/35 Punkte).
Trotzdem bewährte er sich anschliessend in der ersten NLA-Saison und wäre nun auch in seinem zweiten NLA-Jahr ein überragender Spieler, wenn er im Sommer mindestens mit einer Hornussergesellschaft trainiert hätte. Wegen miserabler konditioneller Verfassung muss der kurzatmige Kanadier zwischendurch geschont und auf die Tribüne verbannt werden.
Auch Biels Martin Steinegger lässt sich nicht für Philip-Michaël Devos begeistern. «Er ist ein kompletter Spieler, aber ohne herausragende Eigenschaften. Er ist bei uns kein Thema.» Langnaus Jörg Reber hat sich eingehend mit Devos befasst. «Ich habe ihn schon vor einem Jahr beobachtet. Aber er hat für uns nicht erste Priorität. Er ist spielerisch auf einem sehr hohen Niveau. Aber ich bin nicht sicher, ob er sich physisch durchsetzen könnte.»
Hockeytechnisch vermag die Skepsis gegenüber Devos nicht ganz zu überzeugen. Die Erklärung ist wohl eher im «weichen», im psychologischen Bereich zu finden. Philip-Michaël Devos hat das Pech, dass er nie in der NHL und nie in Schweden, Finnland oder der KHL gespielt hat. Nebst einer Saison in der italienischen Meisterschaft (49 Spiele, 103 Punkte) ist seine wichtigste europäische Referenz die Zeit mit Ajoie in unserer zweithöchsten Liga. Er bringt den Hockey-Schwefelgeruch der NLB nicht mehr aus den Kleidern.
Wenn der Sportchef einen Ausländer aus der NLB holt, hat er keine Ausrede, wenn es nicht funktioniert. Kein «aber er war in der NHL gut» oder «aber er hat an der WM auf höchstem Niveau überzeugt» oder «aber in Schweden hat er sich bewährt». Werden die Erwartungen nicht erfüllt, hat der Sportchef einen «B-Schluuch» verpflichtet und muss für Häme nicht sorgen.
Die Bibel hat doch recht: Der Prophet (der Ausländer aus der heimischen Hockeyszene) gilt im eigenen Lande nichts.