Das hat es in unserem Hockey noch nicht gegeben. Der Präsident tritt vor dem wichtigsten Spiel der Klubgeschichte zurück. Die offizielle Rücktritts-Begründung stimmt nachdenklich. Der Präsident verlässt die Kommando-Brücke eines Unternehmens aus Rücksicht auf seine Familie. Er sei bedroht worden. Dabei ist doch Eishockey ein Teil der Unterhaltungsindustrie. Auf einmal wird aus einem unberechenbaren Spiel auf rutschiger Unterlage eine so ernste Sache.
Und doch hat all dies seine Logik. Eishockey weckt Emotionen. Die destruktive Kraft der negativen Emotionen, die aus Niederlagen kommt, wird immer wieder unterschätzt. Nichts setzt der Kultur eines Sportunternehmens so sehr zu wie Niederlagen. Die Lakers sind in den letzten vier Jahren dreimal auf dem letzten Platz gelandet. Zu viele Spiele sind verloren gegangen.
Auch andere Hockeyunternehmen müssen (und mussten) mit Niederlagen leben lernen. Auch und gerade die SCL Tigers, die jetzt drauf und dran sind, auf Kosten der Lakers aufzusteigen. Aber die SCL Tigers haben eine ganz andere Unternehmenskultur. Die Mannschaft wird von den treusten Fans des Schweizer Sports getragen.
Niederlagen haben seit jeher im Emmental eher positive als negative Emotionen entfacht. Niederlagen haben eher zu einem «so-jetzt-aber-erst- recht» als zu Aggressionen gegen die eigenen Leute geführt. Unvergessen bleibt die Solidarität der Fans nach den zwei Abstiegen in die 1. Liga – in beiden Saisons in der obersten Amateurklasse kamen im Schnitt mehr als 4000 Zuschauer pro Heimspiel und unter der Führung von Simon Schenk gelang eine sportliche und finanzielle Erneuerung, die den Klub zurück in die NLA bringen sollte.
Das vielleicht beste Beispiel, das für eine Hockeykultur steht, ist der Tag nach dem Abstieg der SCL Tigers im Frühjahr 2013. Präsident Peter Jakob und Captain Simon Moser stellten sich in einem Podiumsgespräch des Kult-Lokalradios Neo1 dem Publikum. Gut 700 Anhängerinnen und Anhänger der Tigers kamen – und es gab kritische Fragen, ehrliche Antworten und kein böses Wort.
Präsident Peter Jakob ist immer noch im Amt und kann die SCL Tigers wieder in die NLA zurückführen. Bei den Lakers geht der Präsident am Tag vor dem wichtigsten Spiel seit dem Wiederaufstieg von 1994 – verlieren die Lakers am Donnerstag in Langnau, dann steigen sie erstmals in ihrer Geschichte aus der NLA ab. Bei den SCL Tigers ist der Präsident auch nach dem unnötigen Abstieg von 2013, dem bittersten Moment in der Geschichte des Klubs, geblieben.
Die Lakers brauchen dringend eine Denkpause. Der Abstieg wäre für dieses Sportunternehmen eine Wohltat. Schaffen die Lakers doch noch den Ligaerhalt, dann wird auch die nächste Saison zur Qual. Eine Besserung ist nicht in Sicht.
In der NLB könnten die Lakers hingegen nach Jahren des Darbens endlich wieder am wahren Aphrodisiakum des Sports laben: Am Erfolg. Und dann, geläutert, nach ein paar Jahren wieder in die NLA zurückkehren. Mit neuen Spielern und einer neuen Dressfarbe.