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Was wäre Zug ohne Josh Holden? Natürlich auch ein gutes NLA-Team. Aber so dramatisch dürfen wir für einmal schon fragen. Der Kanadier hat nämlich eine ganz besondere Hockey-Adventsgeschichte geschrieben.
Hier die Fakten:
Fünf Tage, vier Spiele. Eigentlich müsste er nach der Partie in Langnau erschöpft, übermüdet, dehydriert, ausgelaugt, am Ende der Kräfte sein. Aber das ist überhaupt nicht der Fall. Der Kanadier, der im Januar 40 Jahre alt wird, wirkt frisch, als käme er bloss vom Einlaufen und nur die grauen Haare im Bart verraten das Alter.
Er hat wahrlich verrückte Tage hinter sich. «Wir spielten am Freitag mit der Academy in Rapperswil und nach Mitternacht bekam ich vom Trainer (Harold Kreis – die Red.) per SMS das Aufgebot fürs Aufwärmtraining. Garret Roe sei fraglich. Ich ging am Samstagvormittag hin. Aber bald gab es Entwarnung und ich kehrte nach Hause zurück. Als ich gerade mit meiner Frau am Mittagstisch sass, kam erneut eine SMS. Ich müsse nun doch mit nach Langnau.»
Und so reiste er mit dem EVZ ins Emmental um Garret Roe zu vertreten. Und im vierten Spiel in fünf Tagen haben wir den wahren Josh Holden gesehen: Ein Tor, ein Assist, vier Strafminuten. Es sind wichtige Skorerpunkte: Er legt für Lino Martschinis wegweisendes 1:0 auf und löscht mit dem 3:0 Langnaus Lichter. «Ein Tor, ein Assist und Strafen – sozusagen der Josh Holden-Hattrick – oder?»
Seine Situation ist speziell: Die Vertragsverlängerung im letzten Frühjahr mit Zug, die 10. Saison in der Innerschweiz, verdankt er vor allem seinem Einbürgerungsverfahren. Seit dem Sommer 2005 spielt er in der Schweiz. Erst für Gottéron, dann in Langnau und seit 2008 gehört er zur Organisation des EV Zug. Inzwischen hat er in über 600 NLA-Partien mehr als 600 Skorerpunkte erzielt.
Es mag ja sein, dass er nicht mehr gut genug ist, um eine ganze Saison lang in einem Spitzenteam die Rolle eines ausländischen Stürmers zu übernehmen. Aber mit einem Schweizer Pass wird er an der Spielerbörse auch im Alter von 40 Jahren den Kurswert eines guten Schweizer Zweiwegstürmers und einen Stammplatz im dritten Sturm haben.
Er wartet also auf den Schweizer Pass und bis es soweit ist, wird er als ausländischer Stürmer im Farmteam und, wie diese Woche, in der Not auch in der NLA eingesetzt. Nur für Team Canada, den Spengler Cup und das Olympia-Turnier ist er inzwischen zu alt.
Die Frage ist natürlich: Wann wird Josh Holden Schweizer? Er sagt: «Das ist nach wie vor völlig ungewiss. Das Verfahren läuft. Es kann sein, dass es noch fünf, sechs Monate dauert, es kann aber auch schon früher sein.»
Sein Vertrag läuft Ende Saison aus und er weiss noch nicht, wie es weitergehen wird. Viel hängt auch davon ab, wie weit er im Frühjahr mit dem Einbürgerungsverfahren ist. Und die Frage ist ja auch, ob er dann überhaupt Lust hat, weiterhin Eishockey zu spielen. «Ich nehme jetzt wirklich alles Tag für Tag. Wenn ich mich am Saisonende noch so gut fühlen sollte wie jetzt, dann hoffe ich natürlich auf eine Vertragsverlängerung.»
Es bleibt noch die Frage zu klären, wie es überhaupt gekommen ist, dass Josh Holden bei seinem 13. Aushilfeeinsatz erstmals in dieser Saison eine so zentrale Rolle spielte – in den vorangegangenen Einsätzen mit dem EV Zug war er gerade mal auf einen einzigen Assistpunkt gekommen.
Das kam so: Am frühen Abend trifft in Langnau nur noch ein vom SCB ordentlich durchgerumpeltes «Zug light» ein. Wer historisches Flair hat, denkt nach der schweren Niederlage vom Vorabend gegen Meister Bern (2:5) beim Einzug der Innerschweizer an den Grenzübertritt der arg dezimierten Bourbaki-Armee im Jahre 1871.
Und so treten die Zuger gerade noch mit zehn Stürmern an. Nun ist Josh Holden als Ersatzausländer nicht einfach ein Ergänzungsspieler wie bei den bisherigen Einsätzen in dieser Saison. Nun braucht es ihn als Leitwolf und er erfüllt diese Rolle bravourös. Dabei dürfte Cheftrainer Harold Kreis das Herz vor Freude höher geschlagen haben: Bei dem knappen Personalbestand durfte er endlich einmal mit gutem Gewissen und nach Herzenslust die wahren Routiniers forcieren, ohne hinterher vom Sportchef den Vorwurf zu hören, er gebe den jungen Spielern zu wenig Eiszeit.
Josh Holden (39) war beim 4:1 in Langnau ganz klar besser als Langnaus ausländische Stürmer Eero Elo (27), Aaron Gagnon (31) und Andreas Thuresson (30) und erzielte die grössere Wirkung als alle drei zusammen.
Zug hätte vielleicht – aber nur vielleicht – auch ohne den überragenden Josh Holden gewinnen können. Aber Langnau kann nicht ohne eine gute Darbietung seines ausländischen Personals gegen Zug gewinnen. Manchmal ist Hockey so einfach. Somit erübrigt sich eine weitere Analyse. Wir wollen ja nicht ausgerechnet am 24. Dezember noch weiter grübeln und Salz in Langnaus Wunden reiben.