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Hat sich Gaëtan Haas (24) bereits jetzt mit Arno Del Curto über einen Transfer für übernächste Saison geeinigt? Der Kulttrainer ist beim HC Davos zwar nicht Sportchef, aber er hat bei allen Transfers sportlich das letzte Wort und führt wichtige Verhandlungen mit seinen Wunschspielern selber. Auch wenn es vorerst bloss ein Gerücht ist, können wir davon ausgehen, dass Gaëtan Haas ab der Saison 2017/18 für den HC Davos stürmen wird. So oder so kann er nur bei Arno Del Curto vom Talent zum dominierenden Center reifen.
Sein Talent ist unbestritten und im letzten Frühjahr hat er mit wenig Erfolg in Moskau seine erste WM bestritten (3 Spiele/0 Skorerpunkte). Auf diesem Niveau ist er an seine Grenzen gestossen. Er wird im Idealfall eine Turbo-Ausgabe von Reto von Arx. Der Bieler ist so smart und so vielseitig wie der ehemalige HCD-Kultstürmer. Er hat noch feinere Hände und ist schneller und in seinem Spiel dynamischer. Aber er hat dieses Potenzial bei weitem noch nicht ausgereizt und nach wie vor ist er kein dominierender Center. Warum?
Gaëtan Haas hat zwar den Vorteil, dass er in Biel jede Form der Wertschätzung und der politischen Protektion geniesst. Bei keinem anderen Team bekommt er vom Trainer so viel Eiszeit wie in Biel. Auf den ersten Blick also optimale Voraussetzungen für seine weitere spielerische und persönliche Entwicklung.
Aber auf den zweiten Blick erkennen wird, dass Gaëtan Haas in Biel nicht mehr weiterkommt. Hier kann er den jetzt anstehenden Schritt vom guten zum grossen Spieler nicht mehr machen. Kevin Schläpfer ist nicht mehr der ideale Trainer für ihn.
Gaëtan Haas hat sich seinen Stammplatz beim EHC Biel mit seinem Talent erspielt. Aber den nächsten Karriere-Schritt kann er nicht mehr erspielen. Er muss ihn erarbeiten.
Kevin Schläpfer war bisher als charismatischer Motivator der richtige Trainer, um ihm das Selbstvertrauen zu vermitteln, das einer braucht, um sich in der NLA behaupten zu können. Aber das reicht nicht mehr. Nun braucht Gaëtan Haas einen Chef, der ihn fordern und fördern und der ihn taktisch weiterbringen kann. In Biel hat er für den Schritt zum grossen Spieler zu viel Freiheiten und zu wenig Widerstand.
Es gibt keinen Trainer, der beide Grundelemente der Talententwicklung so gut beherrscht wie Arno Del Curto. Einerseits vermittelt er einem Spieler Leidenschaft, Mut und Selbstvertrauen. Aber zugleich ist er ein unerbittlich strenger Hockeylehrer und ein junger Spieler muss bei Arno Del Curto Widerstände überwinden wie bei keinem anderen Chefcoach. So unnachgiebig wie der HCD-Kulttrainer beharrt keiner auf der taktischen und technischen Detailarbeit. Populistisch heisst dieses Führungsprinzip «Zuckerbrot und Peitsche».
Das Prinzip «Zuckerbrot und Peitsche» ist allerdings nur wirkungsvoll, wenn es in der richtigen Dosis eingesetzt wird. Peitschen um des Peitschen Willen bringt einen Spieler nicht weiter. Die Peitsche muss sehr gezielt eingesetzt werden. Sonst gibt es keinen Lerneffekt. Und das Zuckerbrot ist dann zu verabreichen, wenn es ein Spieler braucht – und nicht einfach als einfaches Mittel um ihn bei Laune zu halten. Diese Kunst der Dosierung beherrscht Arno Del Curto.
Die Bestleistung von Gaëtan Hass steht in der Qualifikation bei 25 Punkten aus 38 Spielen in der letzten Saison. Er hat das Potenzial für mindestens einen Punkt pro Spiel – und wird dieses Potenzial erst in Davos umsetzen.
Warum nicht in Biel? Warum nicht in Bern? In Biel kommt Gaëtan Haas nicht mehr aus der Komfortzone heraus. Er muss die Stadt im Laufe der nächsten zwei Jahre verlassen. Sonst bleibt er einer der vielen guten Spieler, deren Karriere uns immer wie eine unvollendete Sinfonie vorkommen wird.
In Bern könnte er sich nicht behaupten. Beim Bayern München unseres Hockeys müsste er zwar Widerstände überwinden. Aber dabei würde er einsam und eine Loslösung von Biel wäre nicht möglich – die Stadt ist zu wenig weit von Bern entfernt. Die karrierefördernde Mischung aus persönlicher Nähe und Fürsorge und gleichzeitig unerbittlicher Strenge gibt es nur bei Arno Del Curto. Bei Kari Jalonen würde Gaëtan Haas zum frustrierten Viertlinien-Center.
Biels bester Schweizer Stürmer hat mit dem weitgereisten Jaro Tuma einen erfahrenen, klugen Agenten, der als ehemaliger Spieler und Trainer nicht nur die finanziellen, sondern auch die sportlichen Aspekte einer Karriere im Auge behält. Und da er auch der Agent von Biels Torhüter Jonas Hiller ist, kann sich Biels Sportchef Martin Steinegger bei einem Abgang seines Stürmertalents mit einem Spruch aus dem Buch der Bücher trösten: «Der Herr (Tuma) hat's gegeben (den Jonas Hiller), der Herr (Tuma) hat's genommen (den Gaëtan Haas).»