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Die Langnauer hatten schon im dritten Spiel (3:1 gegen Lausanne) den ersten Sieg gefeiert. Aber wie man Spiele gewinnt, haben sie erst in dieser Woche gelernt. Mit den Erfolgen in Bern (6:5 n.P.) und gegen Servette (4:3 n.V).
Kurz vor Halbzeit gab es eine beunruhigende Statistik. Zehn Partien brachten klare Resultate. Davon gewannen die Emmentaler vier. 13 gingen knapp aus – und nur zweimal siegten die SCL Tigers. Sie konnten Spiele gewinnen, wenn der Puck ihren Weg ging (wie beim 6:0 gegen Davos oder beim 7:0 gegen Biel). Ein paar «Sonntagssiege».
Aber sie waren nur in raren Ausnahmefällen (wie beim 4:2 gegen den SCB nach 0:2) dazu in der Lage, einen Sieg auch dann zu erzwingen, wenn nicht alles rund lief. Wenn es hart auf hart ging. Es gab fast keine «Werktagssiege».
Das war beunruhigend. Wer in der NLA bleiben will, muss hartumkämpfte Spiele gewinnen. Wenn nicht alles rund läuft. Trainer Benoît Laporte hatte deshalb seit der Nationalmannschafts-Pause alles getan um seinen Jungs beizubringen, dass es nach einer knappen Niederlagen keine Zufriedenheit («Halb so schlimm - wir waren doch dran!») geben kann. Ein zentrales Thema war in den letzten Wochen: nur ja nicht werden wie die Lakers! Nur ja keine Verlierermentalität zulassen!
Nun hat der Aufsteiger das Siegen gelernt. Die SCL Tigers holen in Bern ein 0:2, 1:3, 2:4 und 3:5 auf und siegen nach Penaltys 6:5. Am nächsten Tag müssen sie gegen Servette ein 3:1 aus der Hand geben und siegen in der Verlängerung trotzdem 4:3. Gegen ein Servette, das zuvor acht Mal in Serie gewonnen hatte. Die Voraussetzungen sind für beide Partien nicht optimal. Leitwolf Chris DiDomenico erreicht wegen einer Handverletzung in Bern nur 50 Prozent seiner Wirkung und gegen Servette kann er nicht mehr spielen.
Diesen Sieg gegen die Genfer verdanken die Emmentaler Qualitäten, die sie am Anfang der Saison noch nicht hatten. Härte, Entschlossenheit und Standfestigkeit dort, wo es zählt und das Selbstvertrauen um Rückschläge zu ignorieren. Yannick-Lennart Albrecht (21), der beste Schweizer Stürmer, ohne ein Nationalmannschafts-Aufgebot, hält vor dem Tor alle Schläge aus und drückt den Puck unter dem Schoner des starken Robert Mayer ins Tor zum 3:1.
Diese zwei Siege gelingen mit zwei verschiedenen Goalies. Ivars Punnenovs steht in Bern im Tor, Damiano Ciaccio in der Partie gegen Servette. Die zwei Torhüter sind in der NLA angekommen und inzwischen mental robust genug, um haltbare Treffer wegzustecken.
Ironie der Hockeygeschichte: in der gleichen Zeitspanne verlernt der SCB das Siegen. Die Berner bringen gegen Langnau ein 2:0, 3:1, 4:2 und 5:3 nicht über die Zeit und verlieren 5:6 n.P. In Davos holen sie ein 0:3 auf und verlieren trotzdem 3:4 n.V. Und in der gleichen Woche, in der Langnaus Torhüter definitiv in der NLA angekommen sind, wird das Goalie-Problem beim SCB offensichtlich.
Servette-General Chris McSorley akzeptierte die Niederlage in Langnau mit staatsmännischer Gelassenheit. «Es war so, wie es schon immer war: Das ist hier Hockey-Country und die spielen ein raues Hockey. Wenn du nicht mindestens gleich hart zur Sache gehst, dann packen sie dich. Wir brachten diese Härte erst im Schlussdrittel ins Spiel und deshalb konnten wir wenigstens noch ausgleichen».
Dem Siegestreffer von Lukas Haas schien ein Foul an Topskorer Mat D’Agostini vorauszugehen. Der Kanadier blieb jedenfalls auf dem Eis liegen. «Ach was» winkt Chris McSorley ab. «Er wollte bloss eine Strafe herausholen».
Langnaus NLB-Knaben sind Männer der NLA geworden. Die Gefahr, zu werden wie die Lakers ist gebannt. Bei «Halbzeit» fehlen nur fünf Punkte für die Playoffs. Und noch wichtiger: Die Steigerung, der Lern- und Reifeprozess seit dem ersten Saisonspiel vom 11. September (1:7 in Bern!) sind nicht zu übersehen. Die SCL Tigers gehören zu den Mannschaften, die Ende November besser spielen als Ende September. Die anderen sind Servette, Ambri und Lugano.
Sportchef Jörg Rebers Rechnung kann aufgehen. Es zeigt sich, dass es richtig war, Aufstiegstrainer Bengt-Ake Gustafsson durch Benoît Laporte zu ersetzen und von einem intellektuell-taktischen, skandinavischen auf ein geradlinig-raues nordamerikanisches Hockey umzustellen. Er hat also die Fähigkeiten seiner Jungs richtig eingeschätzt. Seine Transferbilanz mag auf den ersten Blick bescheiden sein. Manuel Gossweiler (von Biel) und Jordy Murray (von den Lakers) sind gar «Nullnummern». Aber die Schlüsselpositionen hat er richtig besetzt. Anders als Bern und Biel hat Langnau vier gute NLA-Ausländer zur Verfügung und kein Ausländer- und kein Goalie-Problem. Damiano Ciaccio hat sich auch in der NLA durchgesetzt. Die SCL Tigers werden nicht absteigen.