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Hockeygericht? Nun, die Bezeichnung trifft schon zu. Morgen Nachmittag muss Nationaltrainer Patrick Fischer zur WM-Analyse beim Verbandssitz antraben. Anschliessend wird bis spätestens Ende der nächsten Woche entschieden, ob er weiterhin im Amt bleibt. Eigentlich ist alles längst für eine Vertragsverlängerung aufgegleist – aber mächtige Kritiker aus der Liga sind noch nicht verstummt.
Das «Gericht» besteht aus den beiden Liga-Vertretern Sven Leuenberger (SCB) und Peter Zahner (ZSC Lions). Sie sind das fachliche Gewissen. Weiter dabei: Nationalmannschaftsdirektor Raeto Raffainer, Verbandsdirektor Florian Kohler und, als ranghöchster Vertreter, Verwaltungsrat Michael Rindlisbacher, verantwortlich für die Verbandssportabteilung.
Die Ausgangslage ist brisant: Sven Leuenberger und Peter Zahner sind einhellig der Meinung, das Experiment Patrick Fischer müsse sofort abgebrochen werden. Sven Leuenberger hat es einmal so formuliert: «Die Meinungen von Peter Zahner und mir sind deckungsgleich.» Im kleinen Kreis ist die Kritik vernichtend und mündet in der rhetorischen Frage: Wenn denn ein Klub jetzt einen Trainer suchen müsste, würde einer Patrick Fischer oder seine beiden Assistenten Felix Hollenstein und Reto von Arx einstellen? Nein.
Aber Sven Leuenberger und Peter Zahner gehen davon aus, dass sie nichts bewirken werden. Weil Florian Kohler und Raeto Raffainer Patrick Fischer unbedingt im Amt halten wollen und es Michael Rindlisbacher nicht wagen wird, seinen beiden Direktoren in den Rücken zu fallen. Und weil die öffentliche und veröffentlichte Meinung sowieso für Patrick Fischer ist. Die beiden hätten aber schon eine Idee, wen man als Nationaltrainer nehmen sollte: Heinz Ehlers, den in Lausanne entlassenen taktischen Hexenmeister.
Oder kann Patrick Fischer die Kritiker mit seinem Vortrag überzeugen? Er hat seine WM-Analyse gemacht und die Schlussfolgerungen gezogen. Grundsätzlich will er an der offensiven Ausrichtung festhalten – im Sinne einer Weiterentwicklung unseres Hockeys. Da wir aber mit unserem offensiven «Pausenplatz-Hockey» gescheitert sind (Viertelfinals verpasst), plant er eine Rückkehr zum taktischen Realismus (nicht mehr das zu anspruchsvolle, sogenannte «Overload- System»). Also weg vom «Pausenplatz» und mehr Wert auf die «taktische Schulstube».
Hochinteressant ist das Geschacher um die Assistenten-Posten. Patrick Fischer hat mehrmals erklärt, er möchte mit Felix Hollenstein und Reto von Arx weitermachen. Aber selbst beim «Fischer-Fanclub» im Verband reift die Erkenntnis, dass es gut wäre, wenn der Nationaltrainer einen guten Taktiker an der Seite hätte. Die Wunschvorstellung: SCB-Meistertrainer Lars Leuenberger wird U20-Nationalcoach und Assistent von Patrick Fischer – Felix Hollenstein kehrt dafür in den Schoss des EHC Kloten zurück.
Aber es gibt Bedenken, ob Patrick Fischer auf Dauer mit einer so starken Persönlichkeit wie Lars Leuenberger kutschieren kann. Da wäre halt der freundliche Opportunist Felix Hollenstein in der Rolle als U20-Nationalcoach und Nationalmannschafts-Assistent schon «gäbiger». Und es gibt in diesem Zusammenhang einen interessanten Kandidaten für den Trainerjob in Kloten: Christian «Volvo» Wohlwend. Er gehörte bei der WM auch zum Trainerstab von Patrick Fischer und ist eigentlich der neue Trainer beim NLB-Team Thurgau. Aber sein Agent Daniel Giger bestätigt die Gespräche mit Kloten.
Je überzeugender Patrick Fischer am Dienstagnachmittag seine WM-Analyse vorträgt, desto grösser seine Chance, Nationaltrainer bis 2018 zu bleiben. Vor allem Luganos Präsidentin Vicky Mantegazza drückt ihm ganz, ganz fest die Daumen: Patrick Fischer steht nach wie vor für zwei weitere Jahre bei Lugano unter Vertrag. Er ist vom Verband diese Saison nur ausgeliehen worden. Das Gehalt zahlt weiterhin Lugano. Nur wenn der Nationaltrainer vom Verband einen Vertrag bis 2018 bekommt, wird der Kontrakt mit Lugano aufgelöst.