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Der Irrtum, zum ersten Mal seit dem Wiederaufstieg auf einen ausländischen Verteidiger zu verzichten, hat etwas mit einem viel schlimmeren Irrtum zu tun: Der Verpflichtung von Trainer Guy Boucher. Er setzte durch, dass der SCB die Saison nur mit ausländischen Stürmern begonnen hat.
Kritik ist hinterher wohlfeil. Das Experiment hätte mit einem anderen Trainer und besseren ausländischen Stürmern durchaus erfolgreich sein können. Aber nur Cory Conacher hat von Anfang an die Erwartungen erfüllt.
Der SCB ist diese Saison mit dem absurdesten Konzept der letzten 20 Jahre gescheitert: Vier ausländische Stürmer – aber ein Trainer, der das sturste und ganz auf Defensive ausgelegte Systemhockey Europas zelebrierte – mit Null Freiraum für Kreativität oder spielerischer Improvisation. Vier ausländische Stürmer für Guy Boucher war ungefähr so sinnvoll wie das Engagement von Giovanni Segantini, Cuno Amiet, Ferdinand Hodler und Albert Anker um ein Garagentor streichen zu lassen.
Nun hat der SCB auch den zweiten Irrtum korrigiert und mit Mikko Kousa einen ausländischen Verteidiger verpflichtet (watson.ch berichtete).
Kann ein ausländischer Verteidiger die Probleme lösen? Nein. Die SCB-Spieler haben das System von Guy Boucher nie richtig kapiert und so ist die Mannschaft nun defensiv so ratlos und schwach wie nie seit dem Wiederaufstieg von 1986. Nur ein Weltklasse-Torhüter könnte als Einzelspieler dieses Problem von einem Tag auf den anderen. Ein Verteidiger alleine ist dazu nicht in der Lage. Aber Mikko Kousa ist gut genug, um für eine defensive Besserung zu sorgen. Der SCB braucht einen Verteidiger, der Ruhe ins Spiel bringt, die Angriffe mit einem guten ersten Pass schneller auslösen und das Spiel in der eigenen Zone beruhigen kann.
Mit finnischen Verteidigern ist der SCB in der Vergangenheit gut gefahren. Reijo Ruotsalainen war die zentrale Figur der meisterlichen «Big Bad Bears», der besten SCB-Meistermannshaften aller Zeiten. Ville Siren der raue Verteidigungsminister des Meisterteams von 1997. Mikko Kousa (175 cm/77 kg) ist nur zwei Zentimeter grösser und zwei Kilo schwerer als Ruotsalainen, aber er ist nicht so flink und smart. Auf einer Skala von Reijo Ruotsalainen bis Beat Gerber steht er Beat Gerber näher. Er kann ein guter NLA-Verteidiger sein.
Der neue Sportchef Alex Chateain hat nun Zeit, die nächste Saison zu planen. Dazu gehört, dass er weiss, welches Hockey gespielt werden soll und welchen Trainer und welche Ausländer er dafür braucht. Damit es nicht wieder zu einem Irrtum kommt: Ein kleiner SCB braucht einen kleinen Trainer. Ein grosser SCB braucht für nächste Saison hingegen einen grossen Trainer.
Der SCB hat zurzeit kein klar erkennbares Konzept. Der SCB braucht also eine sportliche Strategie. Die grösste Schwäche der letzten zwei Jahre ist das Fehlen eines klaren Konzeptes. Einer Philosophie. Eine Idee wie der SCB denn sein soll. Die Mannschaft hat sich im taktischen Niemandsland verirrt und ist taktisch weder Fisch noch Vogel. Inzwischen so etwas wie die Eishockey-Antwort auf YB. Der grosse kanadische Coach Dave King pflegte seine Vorträge mit dem Satz zu beenden: «…und wenn Sie keinen erstklassigen Torhüter haben, dann vergessen Sie alles, was Sie heute gehört haben».
Nach dem Trainerwechsel und dem Engagement eines ausländischen Verteidigers braucht es jetzt noch eine dritte Massnahme für diese Saison. Der SCB-Sportchef wird nicht darum herumkommen, mit der 8. und letzten Lizenz einen ausländischen Torhüter zu verpflichten. Die Mannschaft bekommt nur mit einem überdurchschnittlichen Torhüter wieder Stilsicherheit und Ausstrahlung und eine Chance im Titelkampf. Weder Yanick Schwendener noch Thomas Bäumle oder sonst ein Schweizer Torhüter aus der zweiten Reihe ist dafür gut genug.