Heute Abend bestreitet Goran Bezina (36) gegen Dynamo Minsk sein letztes KHL-Spiel für Zagreb. Sofort nach der Schlusssirene knarrt im Büro von Chris McSorley in Genf die Faxmaschine. Zagreb wird die Transferbestätigung übermitteln. So ist es abgemacht. So möge es geschehen. Und so die Hockeygötter wollen, reicht dann die Zeit gerade noch, um alle Papiere rechtzeitig zum Verbandsbüro in Zürich weiterzuleiten und den Wechsel noch vor Transferschluss (heute um Mitternacht) zu vollziehen.
Das «Coming Home» des einstigen Captains, der im letzten Frühjahr Genf nach zwölf Jahren im Zorn verlassen hat und nun eine Saison in der grossrussischen KHL hinter sich hat (55 Spiele/4 Tore/11 Assists/57 Strafminuten), ist in erster Linie ein grandioser PR-Akt. Der verlorene Sohn kehrt heim, alles inszeniert und orchestriert von Servette-General Chris McSorley. Medienpräsenz, Stadtgespräch und ein paar hundert Zuschauer mehr im Lotterstadion «Les Vernets».
Goran Bezina (190 cm/100 kg) wird dafür sorgen, dass seine neuen Mitspieler in den restlichen Partien und in den Playoffs weniger herumgeschubst und mehr gefürchtet werden. Noch immer wagen selbst die bösen Hunde nicht mehr zu bellen, wenn er auf dem Eis steht. Servette wird mit ihm rauer, böser und besser – die Mannschaft war diese Saison «weicher» als in ihren besten Jahren und kann Verstärkung an der «Einschüchterungsfront» dringend gebrauchen. Hingegen wird Goran Bezina im spielerischen Bereich in unserer Tempo- und Laufliga kein entscheidender Faktor mehr sein.
Die grosse Frage, die sich bei seiner Rückkehr in die heimische Liga stellt: warum hat nicht Fribourg-Gottéron versucht, Goran Bezina zu verpflichten? Immerhin hat er hier 1998 seine NLA-Karriere gestartet. Und die löchrigste Abwehr der Liga könnte einen kräftigen Abräumer brauchen – zur Abwehr der gegnerischen Stürmer und zum Schutz des fragilen Goalies Benjamin Conz.
Die Frage geht also an Gottéron-General (General-Direktor) Raphaël Berger: Warum hat er nicht versucht, Goran Bezina zu verpflichten? Er sagt: «Dieser Transfer war für uns nie ein Thema.» Er stellt nicht in Abrede, dass der ehemalige Nationalverteidiger Gottéron höchstwahrscheinlich helfen könnte. «Aber wir vertrauen unserer Mannschaft. Es bringt uns nicht weiter, wenn wir versuchen, unsere Probleme mit immer neuen Transfers zu lösen.»
Es ist nicht möglich, Raphaël Berger aus vollem Herzen zu widersprechen und zu polemisieren. Tatsächlich braucht Gottéron jetzt eine Besinnung auf seine Werte, sozusagen eine innere Einkehr, um die Krise zu meistern. Im Laufe der Saison hat sich ja durch eine Serie von guten und weniger guten bis sinnlosen Transfers (alle acht Ausländerlizenzen sind bereits eingelöst und zusätzlich ist auch noch Schillerfalter Daniel Steiner verpflichtet worden) gezeigt, dass ein neuer Spieler kein neues Gottéron macht.
Servette hat sich die Dienste von Goran Bezina vorerst bis Saisonende gesichert. Für einen Einsatz am Mittwochabend im Cup-Final in Kloten reicht es noch nicht.