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Eine bunte Schar war am Montag per Charterflug nach Schweden zur europäischen Ehrenrettung des HC Davos aufgebrochen. Zum Halbfinal-Rückspiel der Champions Hockey League gegen Frölunda Göteborg. Präsident Gaudenz Domenig mit Gattin, Trainer Arno Del Curto mit seinen Jungs, die Spengler Cup-Generäle Marc Gianola (neu, mit Poschetli) und Fredi Pargätzi (bisher, ohne Poschetli), ein paar Chronisten und ältere HCD-Anhängerinnen und Anhänger, die meisten wohl mit abgeschlossener Vermögensbildung.
Sie füllten das Flugzeug fast bis auf den letzten Platz, fuhren alle im gleichen Bus und nächtigten im gleichen Hotel. Die grosse HCD-Familie «on Tour».
Die Rückreise wird am Mittwoch dann schon aufregender – und gibt einige Einblicke in unsere erfolgreichste Hockey-Mannschaft des 21. Jahrhunderts. Göteborg wird durch einen Jahrhundertschneefall lahmgelegt. Letztmals habe es 1995 so viel Schnee gegeben. Die wintererprobten Schweden kommen mit der Schneeräumung nicht mehr nach. Es sei ungewöhnlich, dass so viel Schnee liegen bleibe.
Aber nicht der Schnee ist das Problem. Die ganze HCD-Familie sitzt kurz nach Mittag schon im Charter der «Helvetic» – und dann geht nichts mehr. Erst dauert es mehr als eine Stunde, bis das Flugzeug von Schnee und Eis befreit ist.
Schliesslich verhindert ein technischer Defekt bei der Schubumkehr den Abflug. Gut und gerne drei Stunden harrt nun die bunte Gesellschaft im Flugzeug aus. Erst wird es stickig heiss, dann werden die Türen ein wenig geöffnet und es zieht wie in Ambri. Schliesslich kommt gegen 16 Uhr der Bescheid: Aussteigen. Zurück in die Abflughalle.
Im Laufe dieser endlosen Wartezeit gibt es kein Murren und Knurren. Die Spieler bescheiden und hoch anständig, die Reisegesellschaft vergnügt. Nun wird in den Nacherzählungen und Analysen das grandiose 1:1 gegen den schwedischen Tabellenführer Frölunda vom Vorabend definitiv zum epochalen Heldenspiel. Ein Ausscheiden, heldenhaft wie Marignano. Reise- und Sport-Romantik wie im frühen letzten Jahrhundert.
Die Art und Weise, wie die Davoser trotz einer aussichtslosen Ausgangslage alles gegeben haben, ist im modernen Sport keineswegs mehr selbstverständlich und ein wunderbares Stück Sport-Romantik. Dass eine Mannschaft, die den Sport so leidenschaftlich lebt eben auch die erfolgreichste Mannschaft des Schweizer Eishockey geworden ist, kann nicht mehr überraschen.
Es ist nicht etwa so, dass an Bord Anarchie geherrscht hätte. Arno Del Curto sitzt vorne. Als die HCD-Familie das Flugzeug nach gut drei Stunden verlassen muss, wird der HCD-Trainer von einem Chronisten gemahnt, dass der Chef erst als letzter von Bord dürfe. «Sonst sind Sie der Francesco Schettino des Hockeys.» Also jener Schiffskapitän, der unrühmlich zu früh das sinkende Schiff verlassen hatte.
So dramatisch ist es denn doch nicht. Aber selbstverständlich geht Arno Del Curto als letzter von Bord. Die grosse HCD-Familie wartet nun in der Abflughalle und zerstreut sich in Shops und Restaurants. Niemand weiss, ob es noch am gleichen Tag nach Hause geht. Die rund 200 Fans, die auf eigene Faust mit Linienflügen angereist waren und die Stimmung im Stadion dominiert hatten, sind zu diesem Zeitpunkt wohl längst zu Hause.
Schon machen Tipps für gute Nachtlokale in Göteborg die Runde. Und manch einer staunt, wie sich doch heutzutage Neuigkeiten in Windeseile um den Erdball verbreiten. Auf den Smartphones tauchen nämlich schon Meldungen über die in Göteborg festsitzenden Hockey-Helden auf. Ein besonderes Gefühl, sich auf einmal selbst im Zentrum der globalen Nachrichtenlage wiederzufinden.
Aber wie geht es weiter? Bescheid weiss niemand. Bis auf einmal ein Kellner kommt und sagt, er habe gehört, dieser komische Charterflug mit den Hockeyspielern aus der Schweiz sei bereit zum Abflug. Und so wird es gegen 17 Uhr auf einmal ein Aufbruch in Eile. Auszug aus Göteborg. So mancher Spieler, der die Gelegenheit zur richtigen Verpflegung genutzt hat, eilt nun mit Burger und Pommes durch die Abfertigung.
Und nun klappt es. Das Flugzeug setzt sich in Bewegung und hebt unter dem Applaus der Reisenden ab. Gegen 19.15 Uhr geht der HCD-Familienausflug in Zürich glücklich zu Ende. Alles Gepäck ist angekommen und niemand ist in Göteborg zurückgelassen worden. Und Arno Del Curto stört die verspätete Heimkehr nicht. «Wir hätten ja am Mittwoch sowieso kein Training gehabt.»