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Lugano besiegte Jekaterinburg 4:2 (1:1, 2:0, 1:1) und braucht nur noch einen Sieg zur Halbfinal-Qualifikation. Der SC Bern, die ZSC Lions und Zug, die Titanen aus dem Unterland, sollten Luganos Spengler-Cup-Auftritte aufmerksam verfolgen.
Lugano ist nach wie vor eine der grossen negativen Überraschungen dieser Saison. Nach Verlustpunkten stehen die Tessiner nicht einmal auf einem Playoffplatz – obwohl sie spielerisch wahrscheinlich nach wie vor die beste Mannschaft der Liga haben. Es kann also sehr wohl sein, dass der SC Bern, die ZSC Lions oder Zug im Viertelfinale nicht mit einem leichten Gegner belohnt werden. Sondern ausgerechnet gegen Lugano antreten müssen. Was, wenn Lugano aus dem Tabellenkeller zum Titel stürmt, wie vor einem Jahr der SCB?
Deshalb lohnt es sich für die Berner, Zürcher und Zuger, in diesen Tagen Luganos Spektakelauftritte beim Spengler Cup sorgfältig zu beobachten, zu analysieren und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Wir haben gestern ein Lugano gesehen, wie es singt und lacht. Die ganze bisherige Saison in 60 Minuten zusammengefasst.
Serienweise Chancen, die ungenützt bleiben, Konzentrationsmängel in der Abwehr, die den Gegner ins Spiel zurückbringen (wie beim ersten Gegentreffer zum 1:1) und am Schluss viel Operettenhockey, gekrönt vom 4:2 ins leere Netz. Das Publikum ist vortrefflich unterhalten worden. Lugano ist die perfekte Spengler-Cup-Mannschaft – schliesslich spielt Lugano schon während der ganzen Saison Spengler Cup-Hockey. Lugano – ein ewiges Spengler Cup-Team.
Wir können an einem guten Abend den SCB, die ZSC Lions und Zug ein wenig mit einem gut abgestimmten Sinfonieorchester vergleichen. Wenn nur einer falsche taktische Töne spielt, dann fällt es auf. Und wenn der Dirigent (der Trainer) keine klare Linie durchsetzen kann, verliert er sofort an Autorität.
Das Spiel des HC Lugano lässt sich hingegen am ehesten mit einer Oper vergleichen. Die Präzision eines Sinfonieorchesters erreicht es auch an einem guten Abend wie gestern nicht. Dafür fehlen Ordnung, Disziplin und Harmonie. Zu stark sind die Emotionen. Enttäuschungen, Intrigen, Konflikte – aber eben auch Leidenschaft und Begeisterungsfähigkeit.
Wenn der Vorhang nach der Aufführung, nach den verpassten Titeln fällt, dann stehen die gestürzten Helden wieder auf. Und fragen entweder «Wie hoch ist die Abfindung?» oder «Gibt es nun mehr Lohn?». Seit 2006 hat Lugano nie mehr eine Meisterschaft gewonnen. Und letzte Saison den Final beim Spengler Cup und den Playoff-Final verloren.
Im Zentrum der Polemik steht hier in Davos nach wie vor Trainer-Feuerkopf Doug Shedden, einst (2008 bis 14) ein charismatischer Bandengeneral in Zug. Der Sieg gegen Jekaterinburg, ein Operetten-Team, das in der KHL nicht auf einem Playoffplatz steht, hat die in letzter Zeit erschlafften Segel seines Selbstvertrauens wieder gestrafft.
Einen Chronisten, der ihm nach dem Spiel freundlich frohe Festtage und ein gutes neues Jahr wünscht, blafft er an: «Ist okay, aber Sie meinen es ja ganz sicher ehrlich.» Und er sagt auf eine entsprechende Frage frei heraus: «Nein, ich fühle mich nicht in Sicherheit. Ich hab ja keinen Fünfjahresvertrag. Sichere Jobs haben nur Arno Del Curto und Chris McSorley.»
Doug Shedden steht zum achten Mal in Serie beim Spengler Cup an der Bande. Fünfmal mit dem Team Canada, einmal mit Zagreb und nun zum zweiten Mal mit Lugano. 2013 gewann er mit den Kanadiern das Turnier. Noch viel mehr würde ihm jetzt ein Turniersieg nützen.
Ein Triumph in Davos kann seine Autorität im Umfeld wieder so festigen, dass er im Amt bleibt und sich die Spieler fügen müssen. Dann kann er mit Lugano doch noch in die Playoffs taumeln und dann aus dem Tabellenkeller heraus die Titanen stürzen wie vor einem Jahr der SC Bern. Im Rückblick auf diese Saison werden wir vielleicht gar erkennen, dass die Meisterschaft auch beim Spengler Cup entschieden worden ist.