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Das Phantom schlägt im Geisterspiel zu

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Bild: Bongarts
Delgado schiesst Valencia ab

Das Phantom schlägt im Geisterspiel zu

Mit seinem Doppelpack hat Matias Delgado den FC Valencia beim 3:0 im EL-Viertelfinal-Hinspiel praktisch im Alleingang abgeschossen. Ist beim Publikumsliebling ausgerechnet vor leeren Rängen der Knoten endlich geplatzt?
04.04.2014, 10:1204.04.2014, 13:25
Philipp Reich
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Wie ein Messias wurde er gefeiert. Als Matias Delgado am 31. Juli 2013 in Basel landete und nach sieben Jahren Abwesenheit zum FCB zurückkehrte, kannte die Euphorie am Rheinknie fast keine Grenzen. Der mittlerweile 31-jährige Argentinier sollte dem Schweizer Meister in der Offensive wieder den spielerischen Glanz von damals einhauchen.

Bei seinem ersten Engagement bei Basel zwischen 2003 und 2006 feierte Delgado zwei Meistertitel, einen Cupsieg und angeführt vom Spielmacher marschierte der FCB bis in den Viertelfinal der Europa League, die damals allerdings noch Uefa Cup hiess. In 114 Spielen schoss der überragende Techniker mit den langen Haaren 41 Tore. Dann folgte der Wechsel zu Besiktas Istanbul, von wo aus er die grosse Fussballwelt erobern wollte.

Von Delgados Schultern fällt ein riesiger Druck.
Von Delgados Schultern fällt ein riesiger Druck.Bild: Freshfocus

Doch es sollte anders kommen. Der Transfer zum FCB war der letzte Rettungsanker für seine arg ins Stocken geratene Karriere. Anders als bei seiner ersten Ankunft in Basel wählte Delgado bei seiner Rückkehr die Rückennummer 10. Zehn Jahre zuvor hatte er noch gesagt, dass nur Diego Maradona diese Nummer tragen kann. Er sollte recht behalten. Der Argentinier konnte die in ihn gesteckten Erwartungen nicht erfüllen, es folgte schnell die erste Ernüchterung.

Drei Jahre in der Wüste beim arabischen Spitzenklub Al Dschasira hatten ihre Spuren hinterlassen. Delgado war weder fit noch das deutlich schnellere Tempo der Super League gewohnt. Er wirkte wie ein Schatten seiner 2006er-Version. «Delgado wird noch wichtig für uns sein», predigte FCB-Trainer Murat Yakin fast schon gebetsmühlenartig nach jedem schwachen Auftritt seines Regisseurs. 

Der Ball zappelt im Netz.Bild: Keystone

Trotz des Vertrauens des Trainers blieb Delgado wie ein Phantom. In der Super League wurde er in 18 Spielen eingesetzt, 13 Mal spielte er von Beginn an, zehn Mal wurde er aus-, fünf Mal eingewechselt. Ein Tor wollte ihm noch keines gelingen. Nur im Cup traf er: Beim 6:1 im Viertelfinal gegen LeMont per Penalty. Doch das zählte für ihn nicht so richtig. Auch bei ihm wuchs die Ungeduld. «Ein Tor würde mir wohl helfen, um den Knoten zu lösen», sagte Delgado noch vor wenigen Tagen.

Ausgerechnet im so wichtigen Hinspiel im Europa-League-Viertelfinal ist der Knoten beim Publikumsliebling nun geplatzt. Vielleicht nahmen die leeren Ränge dem Argentinier etwas den Druck. Zweimal stand er nach schönen Ballstafetten goldrichtig und zeigte dabei endlich seine alte Kaltschnäuzigkeit. Souverän netzte er jeweils ein.

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Delgados erster Treffer in der 34. Minute.Gif: SRF
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Vier Minuten später doppelt der Regisseur nach.Gif: SRF

«Die zwei Treffer sind für mich ein Traum. Ich bin einfach nur glücklich», so der Doppeltorschütze nach der Partie zur Basler Zeitung. «Es überrascht mich überhaupt nicht, dass wir Valencia geschlagen haben. Überrascht bin ich allerdings, dass ich zweimal getroffen habe. Nun muss ich so weitermachen. Wenn ich weiter treffe, umso besser.»

Als Delgado nach 58 Minuten angeschlagen den Platz verlässt, erhält er eine Standing Ovation. Allerdings beschränkt sich diese im fast leeren St. Jakob-Park nur auf ein paar Teamkollegen und einheimische Journalisten.

Marco Streller jubelt mit Teamkollege Matias Delgado.
Marco Streller jubelt mit Teamkollege Matias Delgado.Bild: Freshfocus

Dazu gehörte auch Marco Streller. «Ich glaube, ich freue mich fast mehr über seine Treffer als ich mich über einen eigenen freuen würde», sagt der verletzt ausgefallene Captain nach dem Spiel. «Im Training haben wir immer gesehen, dass er das Fussballspielen nicht verlernt hat und auf diesem Niveau bestehen kann. Wahrscheinlich hat er sich bis jetzt einfach zu viel Druck gemacht, fast zu viel gewollt – umso schöner, dass es nun endlich für ihn geklappt hat. Das hilft ihm hoffentlich und damit auch uns.»

Ob Delgado die Geister in seinem Kopf nun endgültig vertrieben hat? Ein Schritt in die richtige Richtung ist sicherlich getan. Nun muss sich der wiederauferstandene Messias aber auch in der Super League beweisen. Die erste Chance kriegt er am Sonntag im (leider) wieder gut besuchten St. Jakob-Park gegen den FC Thun.

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