Mit 12 Jahren radelte er durch Schottland; mit 15 durch Grossbritannien; mit 24 um die Welt. Mit 27 fuhr er mit dem Velo von Alaska nach Feuerland; mit 32 von Kairo nach Kapstadt. Ohne Support. 42 Tage brauchte er für das letzte Abenteuer. Schneller war zuvor niemand.
Dazwischen gehörte er einer Expedition an, welche von Kanada durch die Arktis zum Nordpol reiste (2011) und er wollte von Marokko nach Barbados in einem Ruderboot paddeln (2012) – er musste aus Seenot gerettet werden.
Keine Frage: Mark Beaumont ist ein Abenteurer und Extremsportler. Vor allem die Weltumrundung 2007/2008, welche die BBC in einer Dokumentation zeigte, machte ihn als «The Man who cycled the world» bekannt. 194 Tage benötigte er damals. Die Regeln sind einfach: Mindestens 29'000 Kilometer musste die Fahrt dauern, am gleichen Ort enden, wie sie gestartet wurde und mindestens zwei Antipole mussten durchquert werden (also beispielsweise Spaniens Madrid und Wellington in Neuseeland).
Der Rekord wurde seither zehnmal unterboten. Seit 2015 steht er bei 123 Tagen, gehalten von Andrew Nicholson. Mark Beaumont will es nun in 80 Tagen, also in zwei Dritteln der Zeit, schaffen. Wahnsinn. «Dieses Abenteuer wird die menschlichen Möglichkeiten verschieben», kündigt das Team an. Nichts weniger als das.
Der 34-jährige Schotte bereitete sich zuletzt damit vor, dass er in zwei Wochen rund um Grossbritannien fuhr. Für die Weltumrundung wird er während 75 Tagen täglich 385 Kilometer abfahren müssen. Dazu kommen fünf Pausen-/Reisetage für die Flüge. «Das ist der Höhepunkt meiner Vorbereitung der letzten 20 Jahre, in welchen ich Ausdauersport trainiert habe. Es ist mein grösster Traum», sagt der zweifache Familienvater dazu.
Am 2. Juli startete Beaumont beim Arc de Triomphe in Paris. Aktuell radelt er durch China. Ende September will er wieder in Frankreichs Hauptstadt ankommen.
Aktuell rast Beaumont auf Peking zu, wo er seinen Flug am Samstag nach Perth erwischen muss (hier gibt's das Livetracking). Gestern wurde er an der chinesischen Grenze aufgehalten, weil diese um 17 Uhr schloss. Kurz davor quälte er sich zusammen mit seinem Team durch die Wüste Gobi, wo sich plötzlich die Strasse verlief. Beaumont musste sein Velo schieben, das Wohnmobil blieb im Sand stecken.
«Der erste Monat bis Peking wird wohl der schwierigste», sagte Beaumont vor dem Abenteuer. Ab Australien sind alles Teerstrassen. Er wollte in einem Monat durch China sein. Aktuell liegt er gut im Plan.
«Ich wollte immer neue Wege gehen. Es reizt mich, der erste zu sein, der in 80 Tagen mit Muskelkraft um die Welt fährt. Wer erinnert sich noch an den zweiten Mann auf dem Mount Everest? Niemand. Wir wollen herausfinden, ob der menschliche Körper zu so einer Leistung fähig ist. Es geht nur um die Performance, darum werde ich rund um die Uhr unterstützt und muss mich um nichts ausser ums Velo fahren kümmern.»
«Hört auf zu reden und träumen: Macht es einfach. Das können viel kleinere Dinge sein, als mit dem Velo um die Welt zu fahren. Meist werden die schrecklichsten Erinnerungen – campen im Regen oder eine steile Wanderung auf einen Berg – zu denjenigen, an welche man sich immer erinnern wird. Und nirgends lernst du dich besser kennen, als während solchen Erlebnissen.»
PS: Nach zweijährigem Rätselraten gab Sherpa Tenzing Norgay 1955 zu, dass Edmund Hillary als erster Mensch auf dem Mount-Everest-Gipfel stand. Die zweite erfolgreiche Expedition gelang 1956 den Schweizern Ernst Schmied und Jürg Marmet.