Ein Zürcher in Basel – kann das gut gehen? Die Frage stellt sich im Prinzip nicht, erinnert man sich doch an die Ära unter Christian Gross, in welcher der FC Basel wieder zu DER Macht im Schweizer Fussball wurde.
Für Urs Fischer, das Urgestein des FC Zürich, ist seine Herkunft jedenfalls kein Grund zur Sorge. «Ich sehe hier in Basel absolut kein Problem. Auch im Berner Oberland spricht man bekanntlich einen anderen Dialekt.» Zudem wollte er festgehalten haben: «So eine ‹Zürischnurre› habe ich dann doch nicht. Es gibt Extremere als mich.»
Man habe beim Schweizer Meister «neben den hohen fachlichen und menschlichen Ansprüchen an den neuen Cheftrainer besonderen Wert auf eine gradlinige Kommunikation nach innen und nach aussen gelegt», teilt der FCB mit, «auf eine Identifikation mit seinen Aufgaben und den unverändert ambitionierten Zielen sowie die Motivation, die Kaderspieler in deren Entwicklung weiterzubringen.»
«Ich habe beim FC Thun viele unglaubliche, schöne Momente erlebt», liess sich Fischer in einem Kommuniqué des FC Thun zitieren. «Alle Personen im Umfeld des Klubs haben mich in diesen zweieinhalb Jahren enorm unterstützt und es überhaupt erst möglich gemacht, dass ich nun ein solches Angebot erhalten habe», so Fischer.
An der Medienkonferenz an seinem neuen Arbeitsort gestand Fischer, nicht sehr gut geschlafen zu haben. «Ich brauchte ein, zwei Tage, bis ich den Entscheid gefällt habe. Der FCB ist eine Adresse und da macht man sich Gedanken. Als ich den Entscheid getroffen habe, war ich sehr glücklich. Im Moment bin ich unheimlich happy!» Den ersten Kontakt mit Basel gab es laut FCB-Präsident Bernhard Heusler vor fünf, sechs Tagen. «Dann ging alles relativ schnell», so Heusler. «Wirklich einig geworden sind wir uns heute Morgen.»
Dem 49-jährigen Fischer ist bewusst, dass die Ziele in Basel ehrgeiziger Natur sind – verständlich, nach sechs Meistertiteln in Serie. «Der Erfolg wird im Vordergrund stehen. Aber neben dem sportlichen Erfolg gibt es auch noch andere Dinge, die wichtig sind», so Fischer. Er werde «alles daran setzen, dass man meine Handschrift sehr schnell auf dem Platz sehen wird.»
Für Basels Sportdirektor Georg Heitz hat Fischer «Kraft seiner Leistungen bewiesen, dass er auf diesem Niveau trainieren kann. Er ist sehr authentisch und ehrlich, arbeitet akribisch und wir haben hervorragende Referenzen erhalten von Leuten, auf die wir uns verlassen können.» Letztlich seien die persönlichen Gespräche ebenfalls sehr überzeugend gewesen.
Die Basler überzeugte, dass Fischer bei Thun mit wenig Geld «und vorwiegend mit Spielern, die anderswo möglicherweise den Durchbruch nicht geschafft hätten, dank eines oft optimistischen Fussballstils immer wieder erstaunliche Resultate erreichte.» Zudem habe sich der neue FCB-Trainer schon in Thun mit den Gesetzmässigkeiten der Branche anfreunden müssen, wonach die gefragtesten Spieler regelmässig den Klub verliessen – «eine Entwicklung, der sich der FC Basel seit Jahren immer wieder aufs Neue stellen muss.»
FCB-Präsident Bernhard Heusler hofft nun auf Kontinuität im Trainerstab. «Es ist nicht das Ziel, dass wir hier jedes Jahr sitzen und einen neuen Trainer vorstellen. Aber wir sind jetzt in der Situation, dass wir internationale Aufmerksamkeit erwecken – das gilt auch für den Trainer.»
Beim aktuellen Trainer habe der Klub jemanden gewollt, der sich «bedingungslos und vorbehaltlos mit dem FC Basel identifiziert» und nicht taktiere, wann die beste Möglichkeit da sei, um sich in einer grossen Liga wieder zu etablieren. Heusler ist überzeugt: «Urs Fischer wird Basel nicht als Durchlauferhitzer ausnutzen.»
Fischer arbeitete seit dem 1. Januar 2013 beim FC Thun und hatte noch einen Vertrag bis 2017. Dieser wurde nun frühzeitig aufgelöst. Sportchef Andres Gerber und Präsident Markus Lüthi bedauern den Entscheid Fischers ausserordentlich, können diesen aber nachvollziehen. Zudem sei dieser Abgang einmal mehr Beweis für die gute Arbeit der Berner Oberländer: «Dass der Cheftrainer des FC Thun vom amtierenden Schweizer Meister abgeworben ist, zeigt uns, dass wir in Thun auf dem richtigen Weg sind.»
Zuvor war Fischer bei seinem Stammklub FC Zürich Cheftrainer, musste dort aber im März 2012 den Platz räumen. Bei Thun erzielte der 49-Jährige mit bescheidenen Möglichkeiten hervorragende Resultate. Er führte das Team auf die Ränge 5, 6 und 4 – damit stehen die Berner Oberländer in der neuen Saison in der Qualifikation für die Europa League. Als Verteidiger absolvierte Fischer für den FC Zürich und den FC St.Gallen insgesamt 545 NLA-Partien – kein anderer Spieler hat mehr Partien in der höchsten Schweizer Liga bestritten. In seiner Zeit als Libero des FCSG kam Fischer auch zu vier Länderspielen.
Wobei man das ganze auch nicht zu ernst nehmen darf. ".... von uns" die Leute tun so als sprächen sie für den ganzen FCB, bezieht sich das "uns" auf vielleicht 1-2% gedächtnismässig recht eingeschränkte Fans.
Wohl auch zu jung und zu unwissend, dass der - langjährig gesehen - beim FCB erfolgreichste Trainer, Christian Gross von GC (dem er jahrelang in dieser oder jener Funktion sehr verbunden war), in Basel zum grossen Zampano wurde. Ein totaler Zürcher, wie Urs Fischer auch! Kommt hinzu, dass er ein wirklich netter und umgänglicher Kerl ist, kommunikativ und pflichtbewusst, also Einer, der seine Arbeit in Basel bestens meistern wird (im doppelten Sinne des Wortes, so hoffe ich doch 😉!). So what?!