Shkelzen Gashi ist ein Phänomen. Oft sieht man ihn kaum und dann schlägt er plötzlich zu, steht am richtigen Ort und schiesst eiskalt ein. So auch beim 2:1-Sieg des FC Basel im Spitzenkampf beim FC Zürich. Gashi schiesst kurz vor der Pause das 1:0 und dann in der Nachspielzeit – obwohl er zuvor mit Muskelproblemen schon raus wollte – auch noch den Siegestreffer.
«Und dann steht der andere wieder richtig», ärgert sich Philippe Koch nach der Partie. Es tönt fast wie ein Kompliment. Die Basler müssen da weniger Umschweife machen. «Er hat das Näschen. Er weiss, wo er stehen muss», sagt Philipp Degen. «Shkeli hat wieder einmal seinen Torriecher gezeigt», freut sich Marco Streller.
Elf Tore hat Gashi in der laufenden Super-League-Saison bereits wieder erzielt. «Ich betreibe einen Riesenaufwand. Manchmal wird er belohnt, manchmal nicht», so seine Selbstanalyse. Der Torschützenkönig von 2013 jagt seinen persönlichen Rekord von 19 Treffern. Diese hat er in der letzten Saison für die Grasshoppers erzielt, um dann dem Ruf aus Basel zu folgen. Rund zwei Millionen Franken liess sich der Meister den 26-jährigen albanischen Nationalspieler kosten.
Gashi, der sich mit dem Transfer den Traum von der Champions League erfüllen wollte, schlug beim FCB sofort ein. Nach vier Spieltagen hatte er bereits drei Treffer auf dem Konto. Kein Wunder wurde der linke Flügel von den FCB-Fans nach dem eigentlich emotional problematischen Wechsel von Zürich nach Basel schnell als einer der ihren akzeptiert.
Doch dann geriet Gashis Höhenflug plötzlich ins Stocken. Immer wieder wurde er trotz starken Leistungen ausgewechselt. Und ausgerechnet in der Champions League, das Hauptargument für seinen Transfer, durfte er nicht mittun. Trainer Paulo Sousa liess ihn in der Königsklasse gegen Real Madrid, Liverpool und Rasgrad dreimal – ohne Begründung – 90 Minuten zuschauen. Diese Nichtberücksichtigung, eine kurze Krankheit und eine leichte Verletzung brachten den sonst so unbeschwerten Gashi ins Grübeln. Die Tormaschine kam ins Stocken.
Doch Gashi steckte nicht auf, kämpfte sich durch seine persönliche Mini-Krise und ins Team fürs zweite Spiel gegen Rasgrad. Mit der Wut im Bauch erzielte er beim 4:0-Sieg sein erstes Tor in der Königsklasse. Seither geht es wieder bergauf, steil bergauf. Sieben Mal hat er in den letzten fünf Spielen getroffen.
Der emotionale Höhepunkt sind die beiden Treffer gegen den FCZ, auch wenn Gashi sagt, es interessiere ihn nicht, gegen wen er sie schiesse. Sie waren wohl dennoch eine besondere Genugtuung. Bei den Stadtzürchern, wo er sämtliche Junioren-Stufen durchlief, wurde er nämlich 2006 als 18-Jähriger nach dem Sprung in die 1. Mannschaft schnell wieder aussortiert.
Es folgte eine Odyssee durch die halbe Schweiz: Schaffhausen, Bellinzona, Xamax, Aarau und GC waren die Stationen. Doch erst jetzt scheint der vielgereiste Spätstarter angekommen zu sein. Das sehen auch seine Mitspieler so: «Ich habe Shkeli diese Woche gesagt, dass ich unglaublich froh bin, dass er jetzt in meinem Team ist und nicht mehr beim Gegner», sagte Fabian Frei nach dem Sieg beim FCZ.