Vor allem, wenn man solche magischen Nächte wie jene des FC Basel gegen Manchester United erlebt hat. Einen 1:0-Sieg gegen den englischen Rekordmeister – der jedoch mit einer Muskelverletzung Geoffroy Serey Dies bezahlt werden musste – will man festhalten.
Stattdessen aber bleibt den Exponenten des FCB kaum Zeit, um sich im Erfolg zu sonnen. Denn zwischen der Sensation und der nächsten Pflichtaufgabe blieben nur drei Tage Zeit. Am Samstagabend müssen die Basler nach Luzern, um dort gegen den Zweitletzten der Liga anzutreten.
Trotzdem betonte FCB-Coach Raphael Wicky am Freitag: «In dieser schnelllebigen Welt ist es manchmal wichtig, dass man in einem Moment drin sein und diesen geniessen kann. Das habe ich auch der Mannschaft gesagt.» So gestand er sich und dem Team am Donnerstag noch zu, in Erinnerungen zu schwelgen. Schliesslich sei es ein wunderschöner, emotionaler Abend gewesen, und «ich weiss nicht, wie oft ich in meiner Karriere Manchester United noch besiegen werde.»
Doch damit musste das Kapitel geschlossen, der Fokus auf Luzern gerichtet werden. Wie schwer es ist, den Schalter von Champions auf Super League umzulegen, bewies der FCB in jüngerer Vergangenheit mit einer ungewollten Konstanz. Ob nun vergangene Saison unter Urs Fischer oder in dieser unter seinem Nachfolger Wicky: Auf die Abende in der Königsklasse – ob auf ruhmreiche oder weniger geglückte – folgten stets Leistungen, die sich nicht den Zusatz «besonders ansehnlich und überzeugend» verdient haben.
In der Saison 2016/17 waren es beispielsweise das in letzter Sekunde errungene 1:1-Unentschieden gegen den FC Thun – oder das 2:1 gegen Lausanne, das nach einem 0:1-Rückstand ebenfalls erst im letzten Augenblick errungen werden konnte. In dieser Spielzeit stehen der Krampf im Cup-Sechzehntelfinal in Chiasso (1:0-Sieg) oder das ereignisarme 0:0 gegen GC exemplarisch für diese Tendenz. Vor allem das GC-Spiel sorgte nach der 5:0-Gala gegen Benfica Lissabon dafür, dass alle wieder in der Realität angekommen waren.
Doch während man es sich in der vergangenen Saison noch eher leisten konnte, nach kräftezehrenden Auftritten in Europa Punkte liegen zu lassen, ist dies aktuell kaum drin. «Uns ist allen klar, dass wir sieben Punkte Rückstand auf YB haben. Daher galt ab Freitag der Fokus wieder komplett Luzern.» Jenem Gegner, auf den der FCB innert fünf Tagen gleich zwei Mal trifft. Zuerst auswärts in der Liga, dann am Mittwoch zu Hause im Cup-Viertelfinal.
«Das Spiel in der Liga ist wichtiger. Das ist unsere Priorität, das ist das Wichtigste für den FC Basel.» Denn nur, wer dort seine Aufgaben erledigt, könne auch weiterhin solche magischen europäischen Nächte wie jene gegen Manchester United erleben. «Das Spiel in Luzern ist extrem wichtig und ich bin mir sicher, dass die Mentalität und der Fokus bei den Spielern da sein werden», sagt Wicky, der ausserdem auf ein baldiges Comeback hoffen kann. Der Holländer Ricky van Wolfswinkel trainiert seit Donnerstag wieder am Ball.
Wenn also Mentalität und Fokus stimmen, fehlt nur noch das Resultat. Dass dieses auch dem Wunsch der Basler entsprechend sein wird, ist realistischer als nach dem 5:0 gegen Benfica, sagt Sportchef Marco Streller. Aus einem einfachen Grund: «Ich denke, wir sind noch einen Schritt weiter als damals. Die Hierarchie in der Mannschaft musste sich finden, die Spieler ihre Rollen und Persönlichkeiten sich weiterentwickeln.» Dass dies geklappt hat, würden die Beispiele von Michael Lang und Renato Steffen zeigen. All das zusammen habe, so Streller, «zu diesem Niveau, das wir mittlerweile haben, beigetragen.»
Wenn dann auch noch die Genauigkeit, die Geradlinigkeit und die Kaltschnäuzigkeit auf den letzten 30 Metern dazukommen, die intensiv mit der Mannschaft angeschaut worden seien, wie Streller betont, dann «fehlt extrem wenig, um es auch in der Liga so umzusetzen». Beweisen können dies die Basler mit einem überzeugenden Auftritt. Also genau mit dem, was es zuletzt nach Spielen in der Champions League zu selten zu sehen gab.