Der «Weltpolizist» USA hat den Sport schon oft in arge Verlegenheit gebracht. Dabei geht es nicht bloss um Straftaten von Sportlern. Die gibt es in anderen Ländern auch.
Die Amerikaner verfolgen vielmehr hartnäckig wie kaum ein anderes Land mögliche Steuersünder und bestrafen überführte Täter hart. Es waren in der Vergangenheit oft Steuerfahnder, die ein Dopingvergehen vor ein ordentliches Gericht brachten. Weil im Zusammenhang mit Doping «schwarz» Geld kassiert worden war.
Korruption ist logischerweise mit Einnahmen verbunden, die mit ziemlicher Sicherheit nicht versteuert werden. Da lauert für die FIFA-Generäle die grösste Gefahr. Die Korruptionsvorwürfe gegen sie haben im Laufe der Jahre schon fast folkloristischen Charakter bekommen. Trotzdem sind die FIFA-Funktionäre in den wichtigen Fussball-Ländern bis heute vor der Justiz weitgehend sicher.
Die FIFA hat selbst den ISMM/ISL-Skandal weitgehend unbeschadet überstanden. Die weltweit operierende Vermarktungsagentur mit Sitz in Zug ging im Mai 2001 in einer der grössten Pleiten der Schweizer Wirtschaftsgeschichte grandios unter. Die FIFA hatte die aussereuropäischen TV- und Marketing-Rechte der WM 2002 und 2006 für insgesamt mehr als zwei Milliarden an ISMM/ISL verkauft. Nach dem Konkurs gingen diese Rechte wieder zurück an die FIFA.
Gross war das Geschrei. Es wurde verkündet, mit ISMM/ISL werde auch Blatter untergehen. Es kam zu Strafuntersuchungen und mehrere Manager kamen vor Gericht. Schmiergeldzahlungen in der Höhe von über 100 Millionen Franken wurden zugegeben, Listen mit den Empfängern zirkulierten. Am Ende passierte in einer Sache, die als das Ende von Sepp Blatter angekündigt worden war, fast gar nichts. Drei angeklagte ehemalige ISMM/ISL-Generäle wurden sieben Jahre später zu moderaten fünfstelligen Geldbussen verknurrt, drei weitere freigesprochen. Wenn schon dieser Skandal die FIFA nicht erschüttern konnte – was dann?
Etwas zynisch formuliert: Fussball-Sonnenkönig Sepp Blatter muss auf dieser Welt von allen Behörden nur die US-Justiz fürchten. Wenn es den US-Ermittlern gelingen sollte, Geldflüsse auf dem Planeten FIFA zu kartografieren und juristisch schiffbar zu machen, dann kann ein ganzes FIFA-System im Domino-Effekt zusammenfallen. Die Justiz mag in so vielen Fussballländern zahnlos sein, wenn sie FIFA-Grössen beissen soll. US-Ermittler haben hingegen im Zusammenhang mit Fussball keinerlei Hemmungen.
Wie wir ja wissen, ging das ganz grosse Theater für die Schweizer Banken bei den Auseinandersetzungen mit der US-Justiz erst richtig los, als eine Einzelperson auspackte.
Als aus dem UBS-Vermögensverwalter Bradley Birkenfeld ein Whistle-Blower wurde. Diese Gefahr droht auch der FIFA. Ein angeklagter FIFA-General kooperiert mit der US-Justiz, um der Bestrafung zu entgehen und öffnet die Büchse der Pandora. Ein Verräter also. Dann ist auch Sepp Blatter vor der US-Justiz nicht sicher.
Aus den grossen Dramen der Weltgeschichte wissen wir, dass selbst die Mächtigsten vor Verrat nicht sicher sein können. Sogar den Weltenherrscher Julius Cäsar hat es so erwischt. Der war allerdings im Vergleich zu Sepp Blatters Machtfülle nur ein unbedeutender Warlord.