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GP von China: So spektakulär war die Formel 1 schon lange nicht mehr

Daniel Ricciardo schert aus und prescht an WM-Leader Sebastian Vettel vorbei.
Daniel Ricciardo schert aus und prescht an WM-Leader Sebastian Vettel vorbei.bild: youtube

Im Flugmodus! So spektakulär waren die Überholmanöver in der Formel 1 lange nicht mehr

Eigentlich war beim GP von China in Schanghai alles angerichtet für den 50. Sieg von Sebastian Vettel. Doch dann kam es endlich wieder mal ganz anders, als es die Topteams geplant hatten. Das Resultat: Das spektakulärste Rennen seit langem!
16.04.2018, 14:3816.04.2018, 16:10
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Was war für das für ein Grand Prix! Das dritte Rennen der Saison war endlich so, wie sich Fans die Formel 1 vorstellen – gespickt mit spannenden Strategien, packenden Manövern, brisanten Fahrfehlern und ausufernden Emotionen.

Hatte in den letzten Jahren Mercedes die Königsklasse des Motorsports mit seiner Dominanz wie gelähmt, schien sich in China die Wachablösung nun zu vollziehen. Der Rundkurs in Schanghai war eigentlich der perfekte Ort für Ferrari, um die «Silberpfeile» endgültig als führende Formel-1-Kraft abzulösen. Im Qualifying lief alles nach Plan, doch dann kam dieses Rennen.

Pole-Setter Sebastian Vettel hatte zunächst noch alles im Griff, im ersten Renndrittel hielt er seinen ersten Verfolger Valtteri Bottas sicher auf Distanz. Doch danach überschlugen sich die Ereignisse. Erst führte ein Strategiefehler bei Ferrari dazu, dass Bottas Vettel an der Box überholen konnte. Das hätte man bei Ferrari ja noch verschmerzen können.

Ferraris erster Strategiefehler:

Runde 21: Bottas kommt knapp vor Vettel aus der Box.Video: streamable

Aber dann krachten in Runde 30 die beiden Toro-Rosso-Piloten ineinander. Weil vom Zusammenprall ordentlich Trümmer auf der Strecke blieben, wurde das Rennen mittels Safety-Car-Phase neutralisiert. Das nützte Red Bull mit viel taktischem Gespür aus. 

Ricciardo schaltet in den Flugmodus

Da der Vorsprung nach hinten gross genug war, um «kostenlos» einen Stopp einlegen zu können, wurden Daniel Ricciardo und Max Verstappen an die Box beordert, wo ihnen frische, softe Reifen aufgezogen wurden. Von den Rängen 4 und 6 konnten die beiden «Roten Bullen» nun zur grossen Aufholjagd starten. Diese verlief aber ziemlich unterschiedlich.

Ricciardo nutzte die schnelleren Reifen gleich zu drei spektakulären Überholmanövern. Spielerisch zog er zunächst an Hamilton, dann an Vettel und schliesslich auch an Bottas vorbei. Zehn Runden vor Schluss lag der Australier plötzlich in Führung und fuhr schliesslich zu seinem sechsten GP-Sieg.

«Sobald ich einmal am Sieg geschnüffelt hatte, wollte ich ihn nicht mehr loslassen.»
Daniel Ricciardo

Die Überholmanöver von Ricciardo:

Runde 40: Ricciardo saugt sich bei Hamilton an und prescht vorbei.Video: streamable
Runde 42: Ricciardo lässt Vettel einfach stehen.Video: streamable
Runde 45: Ricciardo schnappt sich auch Bottas.Video: streamable

Verstappen für einmal einsichtig

Ganz anders Ricciardos Teamkollege Verstappen: Das holländische Supertalent brachte sich gleich selbst um den Sieg, als er es erst bei einem artistischen Überholversuch gegen Hamilton übertrieb und wenig später auch noch Sebastian Vettel ins Gehege kam. In Runde 43 versuchte er mal wieder etwas zu ungestüm, den deutschen Vierfach-Weltmeister zu überholen. Es kam zu einer Berührung, worauf sich beide drehten und Hamilton sowie Räikkönen vorbeiziehen konnten. 

Verstappen kriegte dafür nach dem Rennen eine 10-Sekunden-Strafe aufgebrummt und fiel so von Rang 4 auf Platz 5 zurück. Vettel wurde gar bis auf Position 8 durchgereicht.

Die ungestümen Manöver von Verstappen:

Runde 39: Verstappen schiesst beinahe Hamilton ab.Video: streamable
Runde 43: Verstappen schiesst Vettel ab.Video: streamable

Während Ricciardo auf dem Podest Champagner aus seinem schweissgetränkten Schuh schlürfen durfte, kam es unten zur Begegnung zwischen Vettel und Verstappen – mit bösen Blicken, aber ohne fliegende Fäuste. «Im ersten Moment hatte ich schon einen Hals. Es ist nicht schön, wenn man einen Schlag von hinten bekommt und umgedreht wird», erklärte Vettel. Verstappen – sonst oft uneinsichtig – entschuldigte sich reumütig: «Es war meine Schuld. Da haben die Reifen blockiert. Ich hätte schon noch eine Runde warten können. Aber das am Ende des Rennens zu sagen, ist natürlich immer leicht.»

Drei- statt Zweikampf?

Vettel und Hamilton neben dem Podest, Verstappen im Kreuzfeuer der Kritik – am Ende eines spektakulären Rennens war nur einer richtig glücklich: Daniel Ricciardo. Natürlich kam sein Sieg etwas glücklich zu Stande, aber er könnte auch wegweisend sein für den weiteren Verlauf der Saison.

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Na dann, prost!Bild: EPA

Der Australier lieferte einen ersten Beweis für das Potenzial des aktuellen Red-Bull-Autos ab. Es könnte durchaus sein, dass sich Vettel und Ferrari auf dem Weg an die Macht in der Formel 1 mit einem zusätzlichen Gegner auseinanderzusetzen haben – neben Mercedes und all dem Unvorhersehbaren, das die Königsklasse derzeit so spektakuär macht. (pre/sda)

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Aussie
16.04.2018 14:50registriert Mai 2014
Spektakulär? Die Überholmanöver gibt es ja nur weil der hinterherfahrende den Vorteil bekommt seinen Flügel verstellen zu dürfen. Der Führende wird also quasi bestraft. Genau so sinnlos wie früher in der DTM die Zusatzgewichte pro Sieg. Viel besser wären Einheitskomponenten so dass es wieder hauptsächlich auf die Qualitäten des Fahrers ankommt.
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saukaibli
16.04.2018 15:15registriert Februar 2014
Naja, für jemanden, der noch nie ein Motorrad-Rennen gesehen hat, mag das vielleicht spektakulär sein, wenn Autos sich dank DRS und unterschiedlich abgefahreren Reifen überholen können. Für einen Rennsportfan ist das aber kein richtiger Rennsport, eher sowas wie "Schach auf Rädern". Bei der F1 fehlen einfach die richtigen Zweikämpfe, Überholmanöver gibt's nur, wenn der Zeitunterschied zwischen den Gegnern eine Sekunde oder mehr ist.
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