Wenn man sich Shaqiris Werdegang im Profifussball rückwärts anschaut, dann könnte man meinen, man habe eine Traumkarriere vor sich.
Er startete beim kleinen Stoke City in der Premier League. Sofort konnte er sich durchsetzen, dank seines Talents wurden grössere Fussball-Adressen auf den jungen Schweizer aufmerksam. Inter Mailand bemühte sich am meisten um den Youngster aus der obersten englischen Liga und schnappte ihn sich. Shaqiri vermochte auch in der Serie A zu überzeugen und spielte sich in die Herzen der Bayern-Bosse. Nach einer überragenden Zeit in Italien folgte der Wechsel zu München, wo Shaqiri endlich die Champions League gewinnen konnte. Nachdem er alles gewonnen hatte, was es im europäischen Fussball zu gewinnen gibt, entschied er sich, seine Karriere in seiner Heimatstadt Basel ausklingen zu lassen.
If you look at Shaqiri's career backwards... pic.twitter.com/u9WxOtFIN2
— BreatheSport (@BreatheSport) 10. August 2015
Die Realität ist jedoch genau umgekehrt. Mit seinem durchaus merkwürdigen Werdegang ist Xherdan Shaqiri bei Stoke City freilich in bester Gesellschaft. Diese vier ewigen Talente versuchen ebenfalls, bei den Potters ihre Karriere wieder in Schwung zu bringen.
Es gab eine Zeit, da wurde Bojan Krikic bereits als der nächste Lionel Messi gehandelt. Bereits als 17-, 18-Jähriger durfte der Teenager für den grossen FC Barcelona auflaufen und verzückte mit seinem Talent die Fussballwelt. Doch der Durchbruch bei den Katalanen gelang dem spanisch-serbischen Doppelbürger nie. Zu gross war die Konkurrenz im FCB-Starensemble.
So wurde Krkic im Alter von 20 Jahren zur AS Roma transferiert. Rund zwölf Millionen Euro sollen die Italiener für den Stürmer damals überwiesen haben. Aber auch die Serie A war nicht das Terrain, auf dem sich Bojan Krkic durchsetzen konnte. Nach einem Abstecher zur AC Milan sicherte sich im Sommer 2013 wieder Barcelona die Rechte am nur 1,73 Meter grossen Flügelflitzer, der in der Folge aber sogleich an Ajax Amsterdam ausgeliehen wurde.
Bei den Holländern erzielte Krkic in 24 Spielen vier Tore und vier Assists. Das war immerhin gut genug, um sich für Stoke City zu empfehlen, dass ihn im Sommer 2014 für kolportierte 1,8 Millionen Euro unter Vertrag nahm.
Wirklich sympathisch wirkte dieser Marko Arnautovic ja nie, doch zumindest während seiner Zeit bei Werder Bremen liess er hin und wieder aufblitzen, wozu er eigentlich fähig wäre. Mit seiner schnörkellosen Art bringt der Österreicher unglaublich viel Zug aufs Tor mit. So schoss er in der Bundesliga während seiner drei Saisons immerhin 14 Tore.
Doch man hatte immer das Gefühl, dass der 1,93-Meter-Mann eigentlich noch mehr auf dem Kasten hätte. Als 20-Jähriger bei Inter Mailand betrug Arnautovics Marktwert rund neun Millionen Euro, vier Jahre später bezahlte Stoke City für seine Dienste noch 2,8 Millionen Euro.
Es ist noch keine fünf Jahre her, da wurde der damals 24-jährige Ibrahim Afellay mit viel Gedöns vom PSV Eindhoven zum FC Barcelona transferiert. Viele trauten dem technisch versierten Flügelflitzer aus Holland zu, sich bei «Blaugrana» durchzusetzen. Doch das Engagement war eine totale Enttäuschung. Der Holländer traf gleich oft ins Schwarze wie ein Bulle in seinem Leben eine katalanische Stierkampfarena betritt: ein einziges Mal.
Von Barça ging es via Schalke zu Olympiakos Piräus. Richtig auf Touren kam der Mann aus Utrecht dabei nie. Irgendwie verwunderlich, dass Afellay trozdem 50 Mal für die holländische Nationalmannschaft auflaufen durfte. Diesen Sommer folgte nun der Wechsel zu Stoke City. Im Gegensatz zu Xherdan Shaqiri kam der mittlerweile 29-Jährige jedoch ablösefrei.
Mit einer Ablösesumme von 16,9 Millionen Euro ist Xherdan Shaqiri Stokes neuer Rekordtransfer. Aber auch für Joselu griffen die Potters tief in die Tasche: Acht Millionen Euro liessen sich die Engländer die Dienste des 25-jährigen Spaniers kosten. Ist dieser hohe Preis tatsächlich gerechtfertigt? Wohl kaum.
Zuletzt spielte der Mittelstürmer für Hannover 96 in der Bundesliga. In 30 Partien konnte er acht Treffer markieren. Sicher keine schlechte Quote, aber auch nicht überragend. Im Jahr zuvor trug Joselu das Trikot von Eintracht Frankfurt und kam während der gesamten Saison ebenfalls nicht über zehn Treffer hinaus.
Schlecht sind die Zahlen von Joselu sicherlich nicht, doch irgendwie hat man auch beim Spanier das Gefühl: Heiss gekocht wie eine Bündner Gerstensuppe, kalt gegessen wie ein Gazpacho.
Stoke city have as many champions league winner in the squad than Liverpool, Arsenal and City combined. What a time to be alive. 😅😅
— Abhash (@abhashmufc) 12. August 2015
Afellay (Barcelona 2011), Arnautovic (Inter 2010), Krikic (Barcelona 2009 und 2011), Muniesa (2009) und Shaqiri (Bayern 2013): Mehr Champions-League-Sieger im Kader als Stoke City hat kein anderer Premier-League-Verein. Ziemlich unüblich für einen Klub, der seine Schlachten in der Premier-League-Tabelle normalerweise fernab der Top 4 ausficht.
Doch Stoke-Coach Mark Hughes scheint damit eine Strategie zu verfolgen: Seit zwei Saisons hat der 51-jährige Waliser bei den Potters das Sagen. Seither holt er regelmässig ehemals hochgehandelte Stars an Bord, deren Karriere ins Stocken geraten ist und will sie wieder zum Glänzen bringen. Für die ewigen Talente ist Stoke der letzte Ausweg.
Bei Marko Arnautovic und Bojan Krkic ist dieses Unterfangen bis anhin noch nicht richtig geglückt. Der Österreicher hat in eineinhalb Saisons fünf Tore erzielt, der Spanier vergangene Spielzeit deren vier. Aber immerhin: Das Team von Mark Hughes erreichte zuletzt zweimal neunten Tabellenrang, was durchaus beachtlich ist.
Mit dem Sturmtrio Afellay, Krkic, Shaqiri liegt dieses Jahr vielleicht noch mehr drin – die Fans von Stoke sind schon jetzt komplett aus dem Häuschen. Vor vier, fünf Jahren hätte ein Ausbildungstrainer wie Arsène Wenger von Ligakonkurrent Arsenal wohl die Seele seiner Mutter verkauft, um diese drei Spieler unter Vertrag zu nehmen.
* Daten von Transfermarkt.de