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Immer mehr Stars gehen: China und die USA bedrohen Europas Fussballhoheit

Der neuste Coup: Gervinho hat bei Hebei China Fortune unterschrieben.
Der neuste Coup: Gervinho hat bei Hebei China Fortune unterschrieben.
Bild: ALESSANDRO BIANCHI/REUTERS

Immer mehr Stars gehen: China und die USA bedrohen Europas Fussballhoheit

Die besten Fussballer stehen traditionell in Europa unter Vertrag. Doch seit einiger Zeit zieht es immer mehr Spieler in die USA oder nach China. Und es sind nicht mehr nur alternde Stars, sondern auch Talente im besten Alter.
26.01.2016, 13:2026.01.2016, 17:47
Oliver Linow
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Fussball? Nein, das ist nun wirklich nicht die erste Assoziation, die wir mit China ziehen. Das Nationalteam liegt auf Platz 82 der Weltrangliste, hinter Ländern wie Libyen, Haiti oder Zypern. Trotzdem müssen wir uns daran gewöhnen, das der dortige Fussball auch in Europa immer mehr zum Thema werden dürfte.

Am Dienstagmorgen unterzeichnete Gervinho einen Vertrag bei Hebei China Fortune. Mit Ramires und Fredy Guarin könnten ihm in diesem Winter zwei weitere Stars nach Asien folgen.

Didier Drogba war 2012 einer der ersten Top-Spieler, die nach China wechselten.
Didier Drogba war 2012 einer der ersten Top-Spieler, die nach China wechselten.
Bild: Matthew Ashton/freshfocus

Sie sind nicht die ersten: Bereits vor vier Jahren wechselten mit Didier Drogba und Nicolas Anelka zwei ehemalige Champions-League-Sieger ins «Reich der Mitte». Der Unterschied: Anelka war bei seinem Wechsel schon fast 33 Jahre und Drogba sogar 34 Jahre alt.

Gervinho, Ramires und Guarin hingegen befinden sich mit Ende 20 im besten Fussballer-Alter. Alle drei stehen oder standen in Europa bei Top-Klubs unter Vertrag: Gervinho bei der AS Roma, Ramires bei Chelsea und Guarin bei Inter Mailand. An Ramires bekundeten zuletzt sogar die Bayern Interesse. Trotz diesen tollen Perspektiven könnten sie am Ende alle dem Ruf des Geldes aus dem fernen Osten folgen.

Staatspräsident Xi Jinping möchte China zum Fussball-Weltmeister machen.
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Bild: Ebrahim Noroozi/AP/KEYSTONE

Solche Transfers könnten in Zukunft zunehmen, denn China möchte ganz gross ins Geschäft einsteigen. So erklärte zum Beispiel Staatspräsident Xi Jinping vor ein paar Jahren: «Ich habe drei Wünsche: China soll sich für eine WM qualifizieren, China soll eine WM austragen und China soll eine WM gewinnen.»

Dass es sich dabei nicht nur um leere Worte handelt, beweist folgende Direktive: «Ein Aufleben des Fussballs ist entscheidend auf Chinas Weg zu einer Sportnation.» Sie wurde im letzten März von der Regierung herausgegeben. Um dies zu erreichen, sollen in China rund 20'000 Fussball-Internate entstehen und Hunderttausende von Nachwuchsfussballern rekrutiert werden.

Einst stand er beim FC Barcelona unter Vertrag. Heute kickt Giovanni Dos Santos für LA Galaxy.
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Bild: AP

In der Major Soccer League in den USA lässt sich ein ähnlicher Trend beobachten wie in China. Auch dort machten mit David Beckham (2010) und Thierry Henry (2010) zwei Altstars den Anfang.

Neben «Oldies», die ihre Karriere in den USA ausklingen lassen wollen, zieht es immer mehr Junge nach Übersee. So zum Beispiel Sebastian Giovinco (davor Juventus), Giovanni Dos Santos (davor Villareal) oder Michael Bradley (davor AS Roma).

Natürlich ist es nicht anzunehmen, dass die ganz grossen Spieler, wie Messi oder Ronaldo nach China oder in die USA gehen. Trotzdem könnte in Zukunft vermehrt Stars in eine dieser Ligen wechseln. Dort lässt sich gutes Geld verdienen. Umso mehr, weil die Vereine nicht dem Financial Fairplay der UEFA unterworfen sind.

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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hans Giebenrath
26.01.2016 17:53registriert Januar 2016
Solange Gervinho zu den Stars der chinesischen Liga gehört, muss sich Europa als Spitzenreiter im Fussball wohl keine Sorgen machen.
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hektor7
26.01.2016 15:10registriert August 2014
"Financial Fairplay der UEFA"... Da lach ich mich jedes Mal wieder schlapp.
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Ikarus
26.01.2016 14:24registriert Juni 2015
Ach was, mit 28 kanns schon dein letzter fetter vertrag sein, klar überlegt man es sich dann doch nach china zu wechseln, gerade spieler aus (ehemaligen) dritt welt länder. Solange nicht embolos, und all die anderen talente, nach china/usa gehn geht noch gar nichts verloren und ist auch nicht bedenklich
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