Natürlich spricht in Frankreich alles von Paris Saint-Germain. Die Bonzentruppe mit Weltrekord-Transfer Neymar ist zum Titel verdammt und führt die Ligue 1 nach acht Runden auch souverän an. Dass die AS Monaco und Olympique Marseille erste Verfolger sind, kommt ebenfalls nicht überraschend. Doch schon auf Rang 4 folgt ein Team, das man dort nicht erwartet hätte: der FC Nantes.
Trainer an der Atlantikküste ist Claudio Ranieri. Der Italiener führte Leicester City zum sensationellen Meistertitel 2016, wurde in der Saison nach dem Triumph entlassen und arbeitet seit diesem Sommer in Nantes. Bislang mit Erfolg. Denn nach zwei Niederlagen zum Auftakt haben die «Canaris» (Kanarienvögel) in den vergangenen sechs Spielen zum Höhenflug angesetzt. Fünf Siege, ein Remis, nur ein Tor kassiert: Das bedeutet Zwischenrang 4. Mit einem italienischen Torverhältnis von 6:5 in acht Spielen.
1:0, 0:0, 1:0, 1:0, 2:1, 1:0 – die Resultate lassen erahnen, wie Ranieri spielen lässt. Der FC Nantes steht defensiv kompakt und setzt bei Balleroberung zum Konter an. Innovativ ist diese Taktik nicht, aber das kümmert Ranieri wenig. Nach dem zähen 1:0-Sieg über Caen meinte er: «Wenn du gut spielst, aber ein-, zweimal verlierst, dann spielst du verkehrt. Wichtig ist einzig, dass man gewinnt.»
Am Wochenende beim 1:0-Sieg gegen Metz war auch das Glück auf Seiten von Nantes. In der Nachspielzeit verschoss der Gegner einen Penalty, weshalb sich Ranieri trotz des Erfolgs ärgerte: «Wir müssen in der Schlussphase abgeklärter spielen. Es kann doch nicht sein, dass wir in der Nachspielzeit einen schönen Sieg noch auf diese Art wegwerfen.»
Grosse Namen sucht man vergeblich in Ranieris Equipe. Ciprian Tatarusanu ist Goalie der rumänischen Nationalmannschaft und hütete zuvor das Tor der Fiorentina. Kolbeinn Sigthorsson war einer von Islands EM-Helden. Er stürmte zuvor für Ajax und Galatasaray, konnte in dieser Saison wegen einer Verletzung aber noch nicht auflaufen.
Das Wunder von Leicester wird Claudio Ranieri mit dem FC Nantes wohl nicht wiederholen können. Dafür ist die Liga zu unausgeglichen, Paris Saint-Germain wird gegen die kleinen Teams kaum so viele Punkte liegen lassen wie es die englischen Topshots in der Saison 2015/16 machten. Aber wenn die Kanarienvögel so weitermachen, fliegen sie nach Rang 7 in der letzten Saison ihrer besten Klassierung seit dem Wiederaufstieg 2013 entgegen.