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Du willst nur das Beste? Voilà:
Alle, die in den Ferien sind, schwören mindestens auf ihre Mutter, dass sie ganz sicher Strandläufe machen werden. Jeden Morgen. Und manchmal auch noch abends.
Die oben erwähnten Strandläufer posten dann natürlich auch Beweisbilder in den Team-Chat auf Whatsapp.
Alle weg. Ausser dir. Und dem Trainier. Und den drei Ersatzspielern, die es eh nie in die Startelf schaffen. Die sind dafür motiviert wie das Symbolbild-Girl unten.
Die Stars des Teams absolvieren ihr erstes «Training» oft in Form des ersten Meisterschaftsspiels. Neben den endlos harten Strandläufen natürlich (siehe Punkt 2).
Der Trainer macht natürlich alles, um die Motivation der Daheimgebliebenen zu heben. Er kündigt an: «Diese Saison spielen wirklich nur diejenigen, welche auch trainieren. Ich notiere mir jeden Trainingsbesuch. Und nach der Vorbereitung rechne ich knallhart ab. Ehrlich!»
Dass er dabei hinter dem Rücken die Finger gekreuzt hat, merkst du erst, als du im ersten Meisterschaftsspiel auf der Bank sitzt.
Der Trainer so: «Dieses Jahr wird das Geld auch wirklich eingetrieben. Wirklich. Wirklich, wirklich, wirklich. Hab ich jemanden lachen gesehen? Das kommt grad auch auf die Liste: Trainer nicht ernst nehmen ... Burim! Hör mal auf den Ball aufs Tor zu schiessen, während ich rede. BURIM! Kommt auch auf die Liste. Von Hand.»
Der Hauptplatz ist den Sommer über noch gesperrt. Da wurden erst grad die neuen «Majestic Wembley»-Samen gesät. Und der Platz mit Sand durchsetzt. Und gewalzt werden musste er auch wieder. Darum heisst's heute wieder: «Training auf der Schulhauswiese.» Und zum lockeren Aufwärmen joggen wir alle dahin. Yippi! Wer Glück hat, kann sich auch auf einem Sandplatz oder – noch besser – auf dem «roten Platz» die Knie wund schürfen.
Eigentlich ist's ja eh egal, wo trainiert wird. Denn wichtig ist: Kondition! Fussball spielen kann man in der kurzen Vorbereitungszeit doch nicht lernen, aber – hohoooo! – körperlich werden wir SOWAS VON bereit sein und jeden Gegner platt laufen. Darum: Zwölf-Minuten-Läufe, «Americans» oder einfach «Gerade locker, Diagonale spurten». Und denkt dran: Der Raffi hat im Whatsapp ja geschrieben, dass er bei Strandläufen schwitzt – nicht, dass der dann noch fitter zurückkommt, als wir es sind.
Natürlich immer zum Abschluss dann noch ein lustiges Mätchli. Wobei, bis dahin hat die Hälfte des Teams eh keine Kraft mehr.
Jedes Jahr tauchen neue Gesichter im Training auf. Der Einwanderer aus Nigeria, der Cou-Cousin des kroatischen Stürmers, der Halbbruder des Portugiesen, der Arbeitskollege des Türken.
Und so wie alle Argentinier, die in den letzten zehn Jahren in die Super League wechselten, immer mindestens in der U15 Argentiniens mit Messi die Südamerikameisterschaft gewannen und als noch grösseres Talent galten als der «Floh», haben auch auf Regionalfussballstufe alle immer eine fantastische Karriere hingelegt. Oder wegen äusserst unglücklicher Zufälle eben nicht. Sie müssen bloss wieder ein bisschen in Form kommen, um an ihre grosse Zeit anknüpfen zu können. Ihr kennt die Geschichten:
Er ist bekannt als Wandervogel, eigentlich ein genialer Fussballer, nur leider nicht ganz so verlässlich. Trotzdem wird er in der Vorbereitungsphase herzlich aufgenommen – weil er macht ja seine Tore. Einen Tag vor Meisterschaftsstart fällt auf: Der Spielerpass ist noch nicht da.
Kurz darauf stellt sich raus warum: Der alte Klub will erst die Schulden beglichen haben. Es ist noch ein Mitgliederbeitrag fällig, die 100 Stutz fürs unabgemeldete nicht Helfen beim Chilbi-Stand, plus die Bussen gemäss Bussenkatalog aus Punkt 5: Dreimal «Nicht Abmelden oder Nicht-Erscheinen im Training», vier Gelbe Karten, eine Rote Karte und einmal «Kaputte Flasche umherschiessen». Macht Total: 625 Franken.
Die ersten Meisterschaftsspiele gehen ohne den neuen Star über die Bühne. Dann ist er entweder weg (weil es auch ohne ihn läuft) oder irgendjemand – vermutlich der Trainer, aber ganz sicher nicht der Spieler – hat die 625 Franken bezahlt.
Kaum sind die definitiven Kadereinteilungen gemacht, wird versprochen, was es in dieser Saison alles gibt: neue Bälle, neue Trainer, neues Dies, neues Das. Und natürlich den Gutschein beim Sportartikelhändler in Würenlos.
Einer hat sich im Sommer immer den allerbesten RonaldoMessiGlitzerBlinker-Treter geleistet. Und alle finden ihn grossartig. Also den Schuh. Nur leider passen sich auch bei ihm die technischen Fähigkeiten nicht dem Schuh an.
Mal ein sinnvolles Testspiel für die Truppe aus dem St.Galler Rheintal in Hergiswil, weil der Trainer dort einen Spieler kennt. Gegen die spielt man sonst ja nie. Und warum nicht am Samstag und am Sonntag eine Partie? Auch für die zweite Garde. Und eigentlich als Konditionstraining. Kam ja eh zu kurz, weil der Weg zum Schulhaus auch schon länger war.
Damit man in der Vorbereitung doch jeweils ein Mätchli machen kann, füllen Junioren und Senioren das Kader. Zu erkennen sind sie einfach.
Die Junioren tragen Leibchen von Barça, Real, PSG, Bayern und Co. mit Namen ihrer Lieblingen aufgedruckt und den Schuh aus Punkt 10. Ältere Spieler (also die mittrainierenden Senioren) siezen sie teilweise noch.
Die Senioren sind Laufwunder. Und geben eh alles. Weil sie's ja noch so fest drauf hätten. Sie können alles besser. Und geben wichtige Tipps weiter. Aber sie wollen nicht mehr in der 1. Mannschaft spielen, damit Junge nachrücken können. Sie tragen den Copa Mundial und ein altes Servette-Shirt.
Immer heiss diskutiertes Thema: die neue Gruppeneinteilung. Die eigene Gruppe ist dabei immer die stärkste. Mit Abstand. Und die Region sowieso. Also in St.Gallen könnten wir alle in der 2. Liga spielen. Aber nein, wir haben zwei Absteiger kassiert. Und zwei total ambitionierte Teams.
Neben der Gruppe werden natürlich auch die Gegner endlos diskutiert. Einer kennt aus der Berufsschule einen, der bei Worb spielt, und die haben jetzt zwei ehemalige Super-League-Spieler geholt. Und bei Slavonija Bern sind alle von Köniz hin, weil der Trainer da die ganze Bande mitgenommen hat. Und Bern b ist eigentlich Bern a, die haben gewechselt. Und die wollen aufsteigen.
Und in Rubigen spielt jetzt der Typ mit dem Vorvertrag bei den Bayern (der aus Punkt 8), der in der ersten Trainingswoche noch bei uns war. Und Jedinstvo will 2028 Schweizer Meister werden, die haben einen neuen Geldgeber. Münsingen hat Spieler erfolgreich mit neuen Schuhen und Punkteprämien angelockt. Alle sind ja so gut. Nur wir aus Kaufdorf. Wir sind noch immer wir.
Dieser Artikel erschien vor ca. einem Jahr in ähnlicher Form an dieser Stelle.