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Spanische Auswahl bricht Training ab: «Piqué, du Mistkerl, raus aus der Nati!»

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Gerard Piqué spaltet die Fans der spanischen Nationalmannschaft.Bild: EPA/EFE

Spanische Auswahl bricht Training ab: «Piqué, du Mistkerl, raus aus der Nati!»

Das war ein kurzer Auftritt der spanischen Nati. Beim ersten – und einzigen – öffentlichen Training wird Gerard Piqué von vielen Fans dermassen ausgepfiffen und beleidigt, dass Nationaltrainer Julen Lopetegui nach 23 Minuten genug hat.
03.10.2017, 08:3003.10.2017, 09:06
Reto Fehr
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«Es war ein Fehler, das Training öffentlich zu machen», gestand Julen Lopetegui nach der Übungseinheit den Medien. 23 Minuten nur liess er seine Stars zuvor im kleinen Stadion Ciudad del Fútbol de Las Rozas in Madrid die Beine bewegen. Dann brach er das Training ab.

Gerard Piqué betritt das Feld.Video: streamable

Grund waren die permanenten Pfiffe und Schmähungen gegen Gerard Piqué, der sich für die Unabhängigkeit Kataloniens einsetzt und am Tag zuvor unter Tränen erklärte, dass er seinen Platz in der Nationalmannschaft sofort räumen werde, wenn die Verantwortlichen ihn als Problem sehen.

Nadal äussert sich
Am Rande des ATP-Turniers in Peking äusserte sich Rafael Nadal zu den Vorfällen in seiner Heimat: «Ich könnte weinen, wenn ich sehe, in was für eine Situation Spanien geraten ist. Das sorgt für ein negatives Bild. Es war ein trauriger Moment für mich.»

Nadal ist auf Mallorca aufgewachsen, wo auch Katalanisch gesprochen wird und verbrachte grosse Teile seines Lebens in der Region Katalonien.

Zumindest für über 1000 Fans, welche das Training besuchten, scheint der Verteidiger ein Problem zu sein. «Piqué, du Mistkerl, raus aus der Nati» sangen die Aficionados im Wechsel mit Pfiffen, Buhrufen, «Raus, raus»-Schlachtrufe, dem Summen der spanischen Hymne oder «Que viva España» und «Yo soy español»-Gesängen.

Unterbrochen wurden die Anfeindungen einzig für kurze Anfeuerungen für Isco oder Sergio Ramos. Sicherheitsleute griffen auf der Tribüne ein und sammelten die übelsten der Plakate gegen Piqué ein. Mindestens ein älterer Herr, wurde des Areals verwiesen. Er hat auf ein Blatt gekritzelt: «Piqué, ich will nicht, dass du gehst. Ich will, dass sie dich wegschmeissen. Du bist wie Erbrochenes.»

Die Sicherheitsleute verweisen den älteren Herrn von der Tribüne.Video: streamable

Piqué selbst goss erneut Öl ins Feuer, weil er noch nach dem Einrücken in die Nati diverse Tweets für die Unabhängigkeit Kataloniens retweetete und zu einem Video, in welchem die spanische Polizei Katalonen angriff schrieb: «Sie haben professionell und angemessen reagiert.» 

Lopetegui erklärte, dass ihn politische Ansichten seiner Spieler nicht interessieren. Er habe mit Piqué aber gesprochen: «Ich wollte wissen, ob er auch mental 100-prozentig bei der Sache ist. Er hat mir dies versichert und gesagt, dass er voll motiviert sei.»

epa06240494 Spain's head coach Julen Lopetegui (C) leads the team training session held in Las Rozas, Madrid, Spain, 02 October 2017. Spain will face Albania and Israel at the 2018 FIFA World Cup ...
Der Mann mit der Sonnenbrille: Julen Lopetegui lässt sich nicht in die Augen blicken.Bild: EPA/EFE

Spanische Medien wie die «Marca» bezeichneten das Training als «traurigster Tag Spaniens». Ähnliche Szenen wird es bis am Freitag nicht geben. Die Nationalmannschaft arbeitet unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Dann steht in Alicante die Partie gegen Albanien an. Mit einem Sieg dürfte das WM-Ticket fix gebucht sein.

Das passiert gerade bei Piqués Klub:

«Unhaltbare Situation», «Unerträglich» und «Gewitter über Piqué» – so titeln spanische Medien heute.
«Unhaltbare Situation», «Unerträglich» und «Gewitter über Piqué» – so titeln spanische Medien heute.

Aus Protest gegen das Vorgehen der Polizei gegen Katalanen: Barça spielte vor leeren Rängen

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Barça spielt vor leeren Rängen
Der FC Barcelona hat am Sonntag gegen Las Palmas vor leeren Rängen den siebten Sieg (3:0) im siebten Spiel gefeiert.
quelle: epa/efe / alejandro garcia
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Wahllokal in Katalonien gewaltsam gestürmt

Video: srf
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65 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Palatino
03.10.2017 10:03registriert Juli 2015
So hat es in Jugoslawien auch angefangen 🙁
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Rudolf das Rentier
03.10.2017 09:47registriert März 2016
Der Hohn ist der, daß die Katalanen in einem Mitgliedsstaat der EU nicht unabhängig sein dürfen. Beide Seiten können doch nur gewinnen. Als Sportler sollte man sich wenn möglich gar nicht zur Politik äußern. Wenn man die massive Polizeigewalt anschaut, fühlt man sich an Franco erinnert. Es ist in solchen Momenten wichtig, dass das verurteilt wird. Auch von Sportlern...
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Grundi72
03.10.2017 09:37registriert Dezember 2015
Wer A sagt soll auch B sagen.. Wenn er sich für die Unabhängigkeit einsetzt ok, aber dann macht doch die Spanische Nati irgendwie eben schon keinen Sinn...

Ich verstehe die spanischen Fans
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65
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