Sport
Fussball

Neuer Modus für die Super League: Vor-/Nachteile von 8 Ideen

08.03.2014; Ried im Innkreis; Fussball oesterreichische Bundesliga - SV Josko Ried - Red Bull Salzburg;
ein Flitzer im Spielfeld (Roland Hackl/Expa/freshfocus)
Eine Alpenliga mit Österreich? Dann würde dieser Herr aus Ried vielleicht auch ins Stade de Suisse kommen.Bild: Roland Hackl/freshfocus

4 realistische Ideen für einen Modus, der die Super League wieder spannend macht

Noch ist vieles geheim und unsicher, aber die Super League dürfte sich in den kommenden Jahren verändern. Eine Aufstockung der Zehner-Liga scheint eine Frage der Zeit. Hier sind acht Varianten für einen Neuanfang – vier scheinen realistisch, vier illusorisch.
07.10.2016, 17:0007.10.2016, 17:29
Reto Fehr
Folge mir
Mehr «Sport»

Wir gehen in diesem Artikel davon aus, dass die Super League in den nächsten Jahren von zehn auf zwölf Teams erweitert wird. Doch damit ist es längst nicht getan. Denn beim aktuellen Modus mit vier Begegnungen zwischen jedem Team kann man dann nicht bleiben. 44 Liga-Partien ergäbe dies, acht mehr als jetzt. Das können höchstens Eishockey-Spieler aushalten. Darum hier die wahrscheinlichsten Varianten.

Der Strich und die Punktehalbierung kommen zurück

Die Meisterschaft wird eigentlich zweigeteilt. Im Herbst gibt es eine Doppelrunde. Nach den 22 Partien werden die Top 8 den Meister ausspielen, die unteren vier gegen den Abstieg kämpfen. Die Punkte werden vor der Finalrunde halbiert.

– Es geht schon im Herbst um sehr viel.
– Auch Teams, die nicht um den Titel kämpfen, haben früh einen Anreiz, welcher auch nicht verloren geht.
– Für Fans wohl spannender.
– Spannung kehrt in der Finalrunde durch die Punktehalbierung (hoffentlich) zurück​.
– Es muss nicht derjenige Meister werden, der eigentlich am meisten Punkte gewann.
– Da die Teams im Herbst extrem unter Druck stehen und alle in die Finalrunde wollen, werden junge Talente weniger eingesetzt, dafür eher ein «Notkauf» aus dem Ausland verpflichtet.
– Teams in der Auf-/Abstiegsrunde werden Zuschauereinbussen hinnehmen müssen.
Der St. Galler Ze Votor, links, im Kampf um den Ball mit dem Sion Spieler Arnaud Buehler, rechts, Mucana Martinho, Sion, hinten, schaut zu, im Fussball Super League Spiel FC St. Gallen gegen den FC Si ...
Kaum ein Stadion stand stellvertretender für den ewigen Strichkampf als das Espenmoos in St.Gallen.Bild: KEYSTONE

Der Strich OHNE die Punktehalbierung kommt zurück

Wie oben. Einziger Unterschied: In der Finalrunde werden alle Punkte mitgenommen.

– Es geht schon im Herbst um sehr viel.
– Auch Teams, die nicht um den Titel kämpfen, haben früh einen Anreiz, welcher auch nicht verloren geht.
– Für Fans wohl spannender.
– Es wird trotz «Halbierung» der Meisterschaft immer das Team Meister, welches am meisten Punkte gewinnt.
– Womöglich wird die Finalrunde noch langweiliger als im aktuellen Modus.
– Da die Teams im Herbst extrem unter Druck stehen und alle in die Finalrunde wollen, werden junge Talente weniger eingesetzt, dafür eher ein «Notkauf» aus dem Ausland verpflichtet.
– Teams in der Auf-/Abstiegsrunde werden Zuschauereinbussen hinnehmen müssen.
02.10.2016; Zuerich; Fussball Super League - Grasshopper Club Zuerich - FC Luzern;
Caio (GC) gegen Nicolas Haas (Luzern)
(Sandro Stutz/freshfocus)
Würden Spieler wie Luzerns Nicolas Haas (r.) auch dann noch eingesetzt, wenn es um die Entscheidung am Strich geht? Oder kommen dann eher wieder Routiniers wie der GC-Brasilianer Caio (l.) zum Einsatz?Bild: Sandro Stutz/freshfocus

Dreimal gegen jeden

Jedes Team spielt dreimal gegen jedes andere. Ergibt 33 Partien, dann steht der Meister fest.

– Es wird das Team Meister, das am meisten Punkte gewinnt.
– «Normaler» Meisterschaftsbetrieb.
– Gute Anzahl Spiele im Herbst und Frühling.
– Ungerechte Verteilung der Heimspiele.
– Wer Basel zweimal auswärts, dafür Lugano zweimal daheim hat, verdient viel weniger als das Team, auf welches der umgekehrte Fall eintrifft.
Wie viele Teams sollte die Super League umfassen?

Das belgische Modell

Gilt teilweise als komplizierteste Liga der Welt, sorgt aber an allen Enden für Spannung. In einem angepassten Format gibt es nach einer Vorrunde die Meisterrunde mit halbierten Punkten (Meister und zwei Europacup-Plätze werden ausgespielt) und die Hoffnungsrunde (ein Europacup-Platz wird ausgespielt im Playoff-Format gegen den Viertplatzierten der Meisterrunde). Absteiger ist der Letzte der Hoffnungsrunde.

– Spannung in allen Tabellenlagen.
– Meisterrunde ist in Belgien eine Erfolgsgeschichte mit vielen Zuschauern und hoher Spannung.
– Viele Teams haben bis praktisch ganz am Ende die Chance auf einen Europacup-Platz.
– In den Playoffs «Do or die»-Spiele, die für zusätzliche Brisanz sorgen.
– Kompliziert. Es gibt nicht unbedingt den gerechten Lohn für alle Teams.
– Hoffnungsrunde erlebt ein Schattendasein (finanziell und sportlich).
– Es gibt Stimmen, die sagen, dass sich das Niveau durch diesen Modus verschlechtere.
epa04761177 Gent's Renato Cardoso Neto celebrates with the trophy after winning the Jupiler Pro League title at the Ghelamco Arena in Gent, Belgium, 21 May 2015. EPA/JULIEN WARNAND
Die Belgier feiern ihre Liga und die totale Spannung. Aber es gibt nicht nur Sieger im belgischen Modell.Bild: JULIEN WARNAND/EPA/KEYSTONE

Sehr unwahrscheinliche Formen

Neben diesen vier Liga-Formen existieren natürlich auch noch weitere Ideen für einen neuen Modus für die Super League. Diese sind zwar sehr unwahrscheinlich. Wir listen sie der Vollständigkeit halber trotzdem auf.

Alpenliga

Zusammenschluss mit Österreich. Ligaform offen. Wurde aber erst im April von Vertretern beider Länder einstimmig abgelehnt. Eine Vielzahl Faktoren sind nicht realistisch und zielführend. Zudem dürfte es Probleme mit der UEFA geben.

– Neue Gegner.
– Vergleich mit Österreich​.
– SV Ried – Lausanne ist noch uninteressanter als Vaduz – Thun.
– Kein Schweizer Meister mehr.
– Diverse Probleme mit der UEFA (Länderkoeffizient etc.).
– Lange Wege für Fans.
David De Paula (FK Austria Wien) und Dimitri Joseph Oberlin (SCR Altach) beim Tor zum 1:1 durch Oberlin am Sonntag, 21. August 2016, während der tipico Bundesliga-Begegnung zwischen FK Austria Wien un ...
Lausanne – Altach und Thun – Austria Wien: Wollen wir das wirklich sehen?Bild: APA

Playoffs

Ähnlich wie im Eishockey. Nach einer Regular Season werden der Meister und der Absteiger in Playoffs/Playouts ermittelt. SFL-Boss Claudius Schäfer erteilte im Februar 2016 eine Absage: «Es würde sportlich zu lange um nichts gehen. Und wirtschaftlich würde dieser Modus den – meist wirtschaftlich schwächeren – Klubs schaden, die in den Playoffs früh ausscheiden.»

BRISBANE, AUSTRALIA - MAY 04: The Brisbane Roar celebrate after winning the 2014 A-League Grand Final match between the Brisbane Roar and the Western Sydney Wanderers at Suncorp Stadium on May 4, 2014 ...
Das australische Modell mit der «Do or die»-Playoffserie: Spannend, aber was ist mit den Teams, die früh ausscheiden?Bild: Getty Images AsiaPac

Eine ähnliche Form wird in Australien umgesetzt. Die Top 6 der Regular Season erreichen dort die Playoffs, wobei die ersten beiden Teams direkt im Halbfinal sind. Die Klubs auf den Rängen 3 bis 6 ermitteln in Viertelfinals die zwei weiteren Halbfinal-Teilnehmer. Die Playoff-Runden werden wie z.B. im Schweizer Cup in nur einem Spiel ausgespielt.

– Spannung bis ganz zum Schluss.
– In den Playoffs kann jeder wieder Schweizer Meister werden.
– Langweiliges Vorgeplänkel in der Regular Season.
– Nicht das beste Team über die Saison weg gesehen wird auch Meister.
– Wirtschaftlich schlecht für Teams, die früh ausscheiden.
– Frühes Meisterschaftsende für Teams, die früh ausscheiden.

Zwei Divisions und Playoffs

Das amerikanische Modell. Oder zumindest ähnlich. Die Super League wird tabellenmässig in zwei Ligen aufgeteilt (Ost und West). Gespielt wird gegen jedes Team, aber es gibt mehr Derbys gegen Mannschaften aus der eigenen Division. Danach wird der Meister in Playoffs regionen-übergreifend ausgespielt.

FILE - In this Aug. 25, 2013 file photo, fans cheer as a record-setting attendance of more than 67,000 is announced during a MLS soccer match between the Seattle Sounders and the Portland Timbers, in  ...
Der Fussball in den USA boomt. Aber liegt das am Modus? Kaum. Und wäre der was für die Schweiz? Noch viel weniger.Bild: Ted S. Warren/AP/KEYSTONE

Die MLS funktioniert so. Von beiden Divisionen sind die ersten zwei Teams in den Viertelfinals. Die Teams auf den Rängen 3 bis 6 spielen praktisch «halbe Achtelfinals» aus. Danach folgen normal Viertel- und Halbfinals sowie das Endspiel. Diese werden mit der Europa-Cup-Formel mit Hin- und Rückspiel und der Auswärtstorregel ausgetragen. Der grosse Final ist nur ein Match (auf neutralem Terrain).

– Spannung bis ganz zum Schluss.
– In den Playoffs kann jeder wieder Schweizer Meister werden.
– Mehr Derbys und damit mehr Einnahmen und volle Stadien.
– Langweiliges Vorgeplänkel in der Regular Season.
– Nicht das beste Team über die Saison weg gesehen wird auch Meister.
– Wirtschaftlich schlecht für Teams, die früh ausscheiden.
– Frühes Meisterschaftsende für Teams, die früh ausscheiden.
– Finanzielle Benachteiligung für Teams, die weniger Zuschauermagnete in ihrer Division haben.
Angenommen, die Liga wird auf 12 Teams aufgestockt. Welchen Modus hältst du für den besten?

Geschlossene Liga

Das amerikanische Modell. Der sportliche Auf- und Abstieg ist weg. Mit Trades und Salary Caps werden die Teams ausgeglichen gehalten.

– Ausgeglichene Liga.
– Viel Spannung.
– Teams werden zu «Spielzeugen».
– Kein sportlicher Auf- und Abstieg.
Jun 24, 2016; Buffalo, NY, USA; A general view as hockey fans walk past a NHL Draft window decal before the first round of the 2016 NHL Draft at the First Niagra Center. Mandatory Credit: Jerry Lai-US ...
Wollen wir eine geschlossene Profiliga, wo die Teams und vor allem Spieler hin und her geschoben werden? Nein.Bild: X02835

Die teuersten Zu- und Abgänge der Super-League-Klubs

1 / 26
Die teuersten Zu- und Abgänge der Schweizer Top-Klubs
Rekordabgang FC Zürich: Ricardo Rodriguez ging in der Saison 2011/12 für 8,5 Millionen Euro zum VfL Wolfsburg. Stand: 8. Mai 2020
quelle: keystone / patrick b. kraemer
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Das ist der moderne Fussball

Alle Storys anzeigen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
48 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Züzi31
07.10.2016 17:08registriert August 2015
9. Basel bekommt pro Sieg nur 2 Punkte.
648
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lord_ICO
07.10.2016 20:03registriert März 2016
Das grosse Problem, das alle Ligen in Europa haben, ist dass die Clubs die an den europäischen Wettbewerben Teilnehmen allen anderen finanziell davon rennen. Dies wirkt sich in kleineren Ligen, wie der Super League, besonders stark aus. Hier wäre die UEFA gefordert ein neues Geldverteilungssystem zu entwickeln. Man könnte z.B. das Geld, das zurzeit an die Teilnehmenden Clubs ausbezahlt wird so verteilen, dass die Clubs ein drittel erhalten und zwei drittel unter den Ligaclubs verteilt wird. So erhält der Teilnehmer immer noch am meisten, doch die ganze Liga würde profitieren.
312
Melden
Zum Kommentar
avatar
Dice_94
07.10.2016 17:36registriert Januar 2016
Wie wärs mit 16 Teams? Mit jeweils einem Hin und Rückspiel kommt man auf 30 Spieltage. Plus einen Ligacup einführen, bei dem es um einen Europaleagueplatz geht fände ich toll!
336
Melden
Zum Kommentar
48
Alles eine Frage der Dosierung – spielen die Refs im Final eine Rolle?
Die Schiedsrichter waren während der Qualifikation meistens gut und berechenbar und während den Playoffs bisher sogar sehr gut. Die grosse Bewährungsprobe folgt ab heute im Final zwischen den ZSC Lions und Lausanne.

Wer eine lose Umfrage über die Qualität der Schiedsrichter macht – am Stammtisch, bei Sportchefs oder Manager – bekommt in der Regel Antworten, die zwischen «miserabel» und «völlig ungenügend» tendieren. Die Beurteilung wird natürlich stark vom Ausgang des vorangehenden Spiels beeinflusst – alle sind ja mehr oder weniger Sympathisanten eines Klubs und alle gehören halt hin und wieder oder manchmal auch meistens zu den Verlierern.

Zur Story