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Mats Hummels gesperrt, Sami Khedira und Mario Gomez verletzt, Bastian Schweinsteiger angeschlagen. Und dann verletzte sich im Spiel auch noch Jerôme Boateng, der derzeit wohl beste und dominanteste Innenverteidiger. «Ja, es fehlten uns einige wichtige Spieler», hielt Deutschlands Trainer Joachim Löw nach dem 0:2 gegen die Franzosen fest und verwies auf den (zu) vollen Terminkalender der Fussballer, der durch die Aufstockung der EM noch weiter strapaziert wurde.
Deutschland ging an der EM zusehends auf dem Zahnfleisch. Das hielt den Weltmeister aber nicht von einer starken Leistung gegen Frankreich ab. Wäre die Hand von Bastian Schweinsteiger kurz vor der Pause nicht zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen, das Spiel hätte womöglich eine andere Wendung genommen. Toni Kroos meinte nicht zu Unrecht: «Wir haben heute unser bestes Spiel an dieser EM gemacht. Tönt vielleicht blöd, wenn man 0:2 verloren hat. Aber ich kann niemandem von der Mannschaft etwas vorwerfen.»
Kroos' Teamkollegen schätzten den Auftritt ähnlich ein. Manuel Neuer befand: «Ich will nicht sagen, dass wir die bessere Mannschaft waren, aber 2:0 für Frankreich ist kein gerechtes Ergebnis für dieses Spiel.» Teammanager Oliver Bierhoff sah, dass die Deutschen «mehr Spielanteile hatten».
Und Löw sagte: «Wir haben ein klasse Spiel gemacht. Die Mannschaft ist dominant aufgetreten, hat die Franzosen in die eigene Hälfte zurückgedrängt. Klar, wir haben kein Tor geschossen, und das ist enttäuschend. Aber ich kann keinem einen Vorwurf machen. Die Mannschaft hat bravourös gekämpft.»
So verabschiedeten sich die Deutschen erhobenen Hauptes von der EM. «Unsere EM war gut – trotz allem. Wir sind enttäuscht, aber ich glaube, dass wir ein gutes Turnier gespielt haben», urteilte Löw. Und Neuer sagte: «Es wäre eine Katastrophe, wenn wir hier untergegangen wären. Aber das war nicht der Fall», so Neuer.
Der Weltmeister überliess die Bühne den «Bleus» und dem Doppeltorschützen Antoine Griezmann, der jenes offensive Element verkörpert, das den Deutschen an der EM wohl fehlte und dem die Auszeichnung zum besten EM-Torschützen nach sechs Treffern nicht mehr zu nehmen sein dürfte. Und Löw war überzeugt, dass Frankreich am Sonntag im Final «auch Portugal bezwingen wird».
Davon will Frankreichs Trainer Didier Deschamps aber noch nichts wissen. Viel lieber als über den Final sprach er von der Leistung seiner Spieler. «Wir haben ein grosses Team. Als wir zum Stadion gefahren sind, haben wir die Fans gesehen. Die Begeisterung war Wahnsinn. Am Sonntag wird sie noch grösser sein. Ich habe immer an meine Spieler geglaubt, sie haben diesen Sieg verdient.»
Griezmann freute sich nach Spielschluss vor allem über das erste seiner beiden Tore. Aus gutem Grund: «Ich habe den Elfmeter im Champions-League-Finale verschossen und wollte ganz sichergehen, dass ich ihn versenke», so der Torjäger. «Das ganze Land steht hinter uns. Das war sehr viel Arbeit, die wir geleistet haben. Alle haben sich voll ins Zeug gelegt. Und wir dürfen alle weiterträumen.»
Und die Chancen stehen gut, dass sie eine spezielle Serie fortsetzen können: jene der EM-Titelgewinne im Abstand von jeweils 16 Jahren. 1984 schlug die «Equipe Tricolore» um Michel Platini im Final Spanien 2:0, 2000 bezwang sie Italien 2:1 nach Verlängerung dank dem Golden Goal von David Trezeguet. Und 2016? Sorry, Portugal, aber der Gastgeber hat den Titel mehr verdient. (pre/sda)