David da Costa, einen Steinwurf vom Letzigrund entfernt aufgewachsen und die Integrationsfigur schlechthin, ist von den Verantwortlichen beim FC Zürich gnadenlos abgesägt und als Nummer 1 entthront worden.
Dabei ist die Verbundenheit zum FCZ wohl bei keinem Spieler grösser als beim ehemaligen Junioren und feurigen Anhänger. Im Oktober noch sprach er von einer Herzensangelegenheit: «Der Fussball brachte mich zum FCZ, und der FCZ hat mir den Fussball erklärt.» Er wisse, wie der Verein tickt – ab sofort tickt er ohne den populären Keeper.
Die Degradierung des bisherigen Vize-Captains, der im Kader der 1. Mannschaft bleibt, aber an Spieltagen offenbar nicht mehr zur Equipe gehört, wird vom FC Zürich nicht näher begründet. Für die Mitspieler gilt nach dem überraschenden Out der Nummer 1 eine «Silenzio stampa» – keiner darf die Umstrukturierung kommentieren. Klar ist nur, dass die Zürcher den temporär beim zweitklassigen FC Wil platzierten Yannick Brecher per sofort zurückbeordern.
Über den wahren Grund wird gerätselt. Da Costa soll zu aufmüpfig gewesen sein, wird spekuliert. Vor elf Tagen sei es zur Eskalation gekommen, als der «SonntagsBlick» auf die Frage ob Meier kein Chef sei einen anonymen Spieler zitierte: «Es kann jeder machen, was er will. Uns fehlen die klaren Ansagen.» Dies seien Da Costas Worte gewesen.
Rein sportlich ist die Massnahme gelinde gesagt unverständlich, auf den Punkt gebracht ein Schlag ins Gesicht von Da Costa: Der 28-Jährige verpasst keine Minute der 37 Wettbewerbsspiele und ist noch einer der konstantesten im Stadtzürcher Ensemble. Seine wenigen gravierenden Fehlgriffe sind kaum der Grund für die bereits wochenlange Flaute in den Heimspielen.
Natürlich wird der Ursprung auch im Zürcher Fan-Forum heiss diskutiert. Die «einzig logische Erklärung», die von mehreren User bestätigt wird: «Der FCZ hat entschieden, Brecher auf kommende Saison hin zur Nummer 1 zu machen. Als sie dies ‹Piu› (David Da Costa, d. Red.) kommuniziert haben, ist er total ausgerastet. Darum der Wechsel per sofort.»
Auch im Forum geht der Tenor Richtung Unverständnis. Von «nicht einmal der Schlechteste» bis «der beste Mann der Rückrunde» erhält da Costa durchs Band weg nur positive Titulierungen. Und «1896» fordert: «Ich will mehr Da Costas im Team! Manne, kei Memmene!» Darauf muss er jetzt wohl noch eine Weile warten.
Vielleicht geht es der Präsidentenfamilie Canepa aber auch nur darum, CC «im Rennen um den Titel ‹verrücktester Schweizer Sportverein 2015›» auszustechen, wie User «Globestern» schreibt. Der FCZ liege seiner Meinung nach mit einer Nasenlänge in Front, während «dennisov» eher Stadtkonkurrent GC mit den Causae Skibbe und Salatic auf der Pole sieht.
Ob der frühere U21-Internationale Brecher oder der erfahrene Anthony Favre im Heimspiel am Samstag gegen Luzern zum Einsatz kommt, lassen die Entscheidungsträger in Zürich offen. Was sicher ist: Da Costa wird den Zürchern in irgendeiner Form noch lange erhalten bleiben, denn wie er einst meinte: «Ich werde über meine Karriere hinaus FCZ-Fan bleiben, das ist klar.»