Es gibt Personen, mit denen sollte man sich besser nicht anlegen. Die eigene Ehefrau gehört zweifelsohne dazu, genauso wie Wladimir Klitschko oder ein Voodoo-Priester. Das Nonplusultra der Menschen, mit denen man einen Konflikt vermeiden sollte, ist jedoch Gennaro Gattuso.
Diese 77-kg-schwere Kombination aus Adrenalin, Testosteron und Bart amtet seit dem 1. Juli als Trainer bei OFI Kreta. Dort steht das Team von Gattuso nach dem vierten Spieltag auf dem enttäuschenden 10. Platz. Zu wenig, es hagelt Kritik.
Ob es eine gute Idee ist, einen Mann zu kritisieren, der von sich selbst sagt, er sei «hässlich wie die Schulden», sei dahingestellt. Es könnte aber auf jeden Fall das Letzte sein, was man getan hat.
Italiener, die Englisch sprechen, sind ja von Grund aus urkomisch. Das hat spätestens Giovanni Trapattoni mit seiner «Cat in the Sack»-Rede eindrücklich bewiesen. Doch Gattuso schafft es, mit seiner Wutrede nicht nur zu amüsieren, sondern tatsächlich einzuschüchtern. Selbst der Dolmetscher, nicht minder breit als der Italiener, blickt ängstlich umher.
Als Gattuso an der Medienkonferenz nun sogar der Abgang nahegelegt wird, platzt dem 36-Jährigen endgültig der Kragen. Die Pressekonferenz wird zu einem 12-minütigen Rundumschlag des Trainers:
«Jetzt gehen? Wieso soll ich gehen? Es wäre zu einfach, jetzt einfach zu gehen», oder, wie es Gattuso original ausdrückt: «No, me stay here». Der Kreta-Coach wettert weiter: «Dass der Klub die Gehälter der Spieler nicht bezahlt, ist Quatsch. Fuck off!»
Das sei hier kein Barcelona oder Real Madrid, sondern ein kleines Team mit vielen Problemen: «I want my players, play with balls.» Nein, Gattuso meint damit nicht Fussbälle, sondern Eier. Schliesslich hat schon Oliver Kahn gewusst, dass es die zum Fussballspielen braucht.
Ja, der Klub habe Probleme, gibt Gattuso zu, und fügt an: «Ich gehe nicht nach Hause und weine deswegen, ich arbeite 12 Stunden am Tag wie alle hier.» Der Mann, der bei den Glasgow Rangers gelernt hat zu kicken und dort nur «Braveheart» genannt wurde, erklärt: «In meinem Leben gab mir nie jemand etwas geschenkt, ich werden meinen Spielern auch nichts schenken.»
Dass Gattuso nicht nur auf dem Feld, sondern auch daneben äusserst rustikal zur Sache geht, war in Italien schon vor dieser Pressekonferenz bekannt. Dort weiss man schön länger – und passender könnte es nicht sein: Der Mensch stammt von Gattuso ab.
Trainer, die bei der Pressekonferenz ausrasten, sind natürlich keine Seltenheit. Gattuso reiht sich mit seinem Ausraster in einen bunten Kreis von Fussballtrainern: