Steht sprich- und wortwörtlich im Regen: Claudio Bravo. Bild: Carl Recine/REUTERS
Manchester City will mit Pep Guardiola an der Seitenlinie unbedingt Meister werden. Dieses Unterfangen wird aber zunehmend schwieriger, weil die Resultate nicht stimmen. Der grosse Sündenbock: ausgerechnet Goalie Claudio Bravo, der Wunschtransfer des Trainers.
Manchester City und die Goalies, das ist eine ziemlich schwierige Angelegenheit. Vergangenen Sommer wollte Pep Guardiola zu seinem Amtsbeginn bei den «Citizens» unbedingt Claudio Bravo verpflichtet haben. Dieser Wunsch wurde ihm gewährt, der Rückhalt während seiner Zeit bei Barcelona wurde für 17 Millionen Pfund nach England gelotst. Dafür musste die bisherige Nummer 1 weichen. Fanliebling Joe Hart fand beim FC Torino in Italien Unterschlupf.
Vor allem mit dem Ball am Fuss schwächer als Bravo: Joe Hart. Bild: Antonio Calanni/AP/KEYSTONE
Die Beziehung zwischen City und Bravo lief anfangs ganz gut. Der Erfolg war da, die «Himmelblauen» lange Leader. Nun aber, angesichts der Baisse, die das Team durchlebt, prasselt massig Kritik auf den 33-jährigen Chilenen ein. Und das nicht zu Unrecht, wie Statistiken knallhart belegen.
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Sowohl beim 0:4 auswärts gegen Everton wie auch beim 2:2 zuhause im Spitzenspiel gegen Tottenham gelang Bravo nicht eine einzige entscheidende Parade. Alles andere als schmeichelhaft für einen Goalie.
Zugegeben, beim 1:2 der Spurs durch Dele Alli war wenig bis gar nichts zu machen. Video: streamable
Hulls temporärer Rückhalt Eldin Jakupovic. Bild: Lee Smith/REUTERS
Claudio Bravo ist also zweifelsohne mitschuldig an Citys «Minikrise» in der Liga mit nur vier Punkten aus den letzten vier Spielen. Aber auch wenn sich bereits Transfergerüchte ranken – beispielsweise fällt immer wieder der Name von Atletico-Keeper Jan Oblak –, ist klar, dass Pep Guardiola seinem Stammgoalie nicht so schnell in den Rücken fallen wird.
Zur harschen Kritik an Bravo äusserte sich der spanische Taktikfuchs recht kryptisch: «Wir müssen das akzeptieren, das ist Teil unseres Jobs – des Jobs des Managers, des Jobs des Spielers, also akzeptieren wir das.» Guardiola nimmt dafür auch sich und die weiteren Spieler auf dem Platz in die Verantwortung, was durchaus seine Gründe hat. City wirkt in der Defensive anfälliger als auch schon und der Trainer ist offensichtlich noch auf der Suche nach der idealen Formation. In der Abwehrreihe hat er bereits 13 verschiedene Kombinationen aufgestellt, was der Stabilität und dem Selbstvertrauen nicht zugute kommt.
Bravo selbst hat sich nicht zu den zwei Spielen ohne Parade geäussert. Er sah sich aber schon im Dezember ausgeprägter Kritik ausgesetzt und meinte da, dass ihn das nicht sonderlich berühre: «Das ist ein kollektiver Effort. Wenn es mal nicht so gut läuft, dann ist das jedermanns Verantwortung und wenn die Resultate gut sind, dann ist es genau das Gleiche. Wir werden am Ende der Saison sehen, ob sich die Arbeit ausgezahlt hat.»
Beim Aufwärmen kann es Bravo ja: Bälle halten. Bild: Darren Staples/REUTERS
Der Chilene weiss, wie das Torhüterbusiness läuft. Genauso schnell, wie er auf der Ersatzbank landen kann, kann er auch wieder der gefeierte Held sein. Dafür braucht er bloss wieder Bälle zu halten.
Nie hätte ich einen Gedanken an diese absurde Möglichkeit verschwendet. Aber beim langweiligen Bayern-Kantersieg gegen Dortmund durchfährt mich ein Geistesblitz: Was, wenn es im Fussball auch Playoffs gäbe?
Ich wollte nie Playoffs im Fussball. Meister soll das Team werden, das ein ganzes Jahr lang das beste ist. Und nicht bloss während weniger Wochen im Frühling.
Aber was, wenn so viele Ligen keine spannende Schlussphase mehr kennen? Wenn die Meister schon mit dem Blühen der Osterglocken bekannt sind? Muss man da nicht etwas ändern, um die Attraktivität zu steigern? Soll der Fairness-Gedanken der Belohnung für den besten Klub einer ganzen Saison zugunsten von mehr Spannung geopfert werden? …