Wie ein Schnellzug flitzt Steven Zuber an den überforderten Leverkusenern vorbei. Weder Roberto Hilbert noch Ömer Toprak können verhindern, dass der entfesselte Schweizer den entscheidenden Pass auf Sandro Wagner spielt. 1:0 − Hoffenheim ist auf Kurs in Richtung Champions League. Und Flügel Zuber zu einem wichtigen Faktor des Erfolgs geworden.
Dabei war er erst am achten Spieltag zur Saisonpremiere gekommen, nachdem er sich im April bei einem Zusammenstoss im Training mit Landsmann Fabian Schär einen Schädelbruch zugezogen hatte. Danach aber startete er durch, und seit der Winterpause hat er in neun Bundesligaspielen noch keine einzige Minute verpasst.
Ja, nachdem Zuber im Sommer 2014 für 3.5 Millionen Euro als russischer Meister von ZSKA Moskau zu Hoffenheim transferiert worden war, tritt der 25-Jährige in seiner dritten Saison im Kraichgau so stark auf, dass der Verein seinen Vertrag vorzeitig um zwei Jahre bis 2020 verlängert hat.
«Hoffenheim macht am meisten Sinn für mich. Ich habe mich hier speziell im vergangenen Jahr noch einmal deutlich weiterentwickelt, bin aber noch lange nicht am Ende», sagte Zuber. «Zudem hat sich auch bei der TSG im vergangenen Jahr viel getan, und ich will ein Teil des Weges sein, den der Klub aktuell beschreitet.»
Und ganz sicher möchte der Winterthurer auch ein Teil des Weges sein, den die Schweizer Nationalmannschaft unter Coach Vladimir Petkovic geht. Dass dieser Zubers starke Vorstellungen in Deutschland jetzt mit dem Aufgebot für das WM-Qualifikationsspiel gegen Lettland belohnte, war absehbar gewesen.
Noch Ende November, bei unserem Besuch in Hoffenheim, hatte sich Zuber sehr zugeknöpft gezeigt, als das Thema auf die Nati kam. «Jeder Spieler will dort hin. Ich möchte jetzt aber nicht darüber reden, sondern auf dem Platz Taten sprechen lassen», sagte Zuber.
Vielleicht ist seine Zurückhaltung damit zu erklären, dass er sich vor viereinhalb Jahren, damals noch im Dress der Grasshoppers, gegenüber dieser Zeitung zur Aussage hinreissen liess, er habe doch mehr Qualität als ein Barnetta und ein Stocker. Was bei Naticoach Ottmar Hitzfeld nicht gut ankam, weil es doch sehr grossmäulig klang.
Ein Jahr später, Steven Zuber hatte inzwischen nach 127 Spielen in der Super League GC verlassen und in Moskau einen hoch dotierten Fünfjahresvertrag unterschrieben, erhielt dieser dann für die WM-Ausscheidungsspiele gegen Norwegen und Island zwar ein Aufgebot, sass dann aber nur auf der Bank.
So wartet Zuber nach 48 Länderspielen für den Nachwuchs und Einsätzen bei den Olympischen Spielen 2012 noch immer auf sein A-Nati-Debüt. Die Chance, dass es dreieinhalb Jahre nach seinem letzten Aufgebot am Samstag nun endlich so weit ist, scheint intakt. Zuber ist einer von nur ganz wenigen Schweizer Kaderspielern, die derzeit von sich behaupten dürfen, in Hochform zu sein.
Dass ihn Nationaltrainer Vladimir Petkovic für den verletzten Linksverteidiger Ricardo Rodriguez aufstellen wird, ist nicht zu erwarten. Bei Hoffenheim muss Rechtsfuss Zuber im 3-5-2-System zwar auf dem linken Flügel auch viel Defensivarbeit verrichten, doch ein klassischer Aussenverteidiger ist er nicht. Eher würde sich anbieten, für Valentin Stocker am Flügel zum Einsatz zu kommen, der bei Hertha Berlin wieder einmal aus den Traktanden gefallen ist.
So oder so: Angesichts der vielen Schweizer Probleme − am Samstag ist mit Valon Behrami ein weiteres dazugekommen − muss sich Zuber betreffend seiner Nati-Premiere fragen: «Wenn nicht jetzt, wann dann?»