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2 Millionen Ablöse für einen Chefscout – Arsenal holt Dortmunds «Diamanten-Auge»

Als Chefscout hat Sven Mislintat den Aufstieg des BVB aktiv mitgestaltet.
Als Chefscout hat Sven Mislintat den Aufstieg des BVB aktiv mitgestaltet.bild: bvb.de

Zwei Millionen Ablöse für einen Chefscout – Arsenal holt Dortmunds «Diamanten-Auge»

21.11.2017, 13:2721.11.2017, 13:35
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Eigentlich hat Borussia Dortmund ja genügend Sorgen: Der Champions-League-Sieger befindet sich nach einem tollen Saisonstart in der grössten Krise der letzten Jahre. In der Champions League ist der Achtelfinal-Zug ziemlich sicher abgefahren und in der Bundesliga sind aus fünf Punkten Vorsprung auf Bayern München innert weniger Wochen neun Punkte Rückstand geworden. Trainer Peter Bosz spielt heute gegen Tottenham und am Samstag im Revier-Derby gegen Schalke bereits um seinen Job.

Doch Bosz ist derzeit nicht die Personalie, über die rund um den BVB alles spricht. Vielmehr ist es der Abgang von Sven Mislintat. Der 45-Jährige hat in Dortmund als Chefscout gearbeitet und war im Januar nach 11 Jahren im Klub zum «Leiter Profifussball» befördert worden. Jetzt wechselt der Mann mit dem Spitznamen «Diamanten-Auge» zum FC Arsenal – für eine Ablösesumme von rund zwei Millionen Euro.

«Talentspäher mit Trüffel-Näschen»

Auf den ersten Blick eine horrende Summe, im Vergleich zu den Ablösesummen für Spieler aber nur «Peanuts». Und doch hat noch nie ein Klub so viel für einen Scout bezahlt. Mislintats Abgang zeigt erstmals auf, wohin der Trend in der Zukunft gehen könnte. Stars im dreistelligen Millionen-Bereich einkaufen, kann heute fast jeder gut betuchte Grossklub, die Stars von morgen scouten allerdings nur wenige.

Der Abgang könnte den BVB deshalb noch teuer zu stehen kommen. Denn Mislintat geniesst in der Branche einen hervorragenden Ruf. Der «Talentspäher mit Trüffel-Näschen» (Sport1) entdeckte mit seinem Team zahlreiche heutige Topstars, als diese international noch weitgehend unbekannt waren. Robert Lewandowski, Shinji Kagawa Pierre-Emerick Aubameyang, Ousmane Dembélé, Christian Pulisic, Raphael Guerreiro – die Liste ist lang.

Die besten Transfers von Mislintat.Video: YouTube/SPORT1

Mit Mislintats Hilfe verbesserte der BVB aber nicht nur die sportliche Qualität des Kaders, man erwirtschaftete durch spätere Verkäufe auch Millionen-Gewinne. Das beste Beispiel ist der Transfer von Kagawa: Den Japaner entdeckte Mislintat einst bei Cerezo Osaka. Für ihn überwies der BVB im Sommer 2010 lediglich 350'000 Euro als Ausbildungs-Entschädigung. Verkauft hat ihn Dortmund zwei Jahre später für 16 Millionen Euro an Manchester United. Eine Steigerung von 4570 Prozent. Später holte ihn Dortmund dann für 8 Millionen Euro wieder zurück. 

Sportdirektor Michael Zorc bedauert Mislintats Abgang sehr: «Sven war zehn Jahre lang mein engster Mitarbeiter. Zwischen uns ist ein enges Vertrauensverhältnis entstanden. Er hat beim BVB hervorragende Arbeit geleistet.» Der scheidende Chefscout begründet seinen Abgang unter anderem mit Querelen mit Ex-Trainer Thomas Tuchel.

Streit mit Tuchel

Die beiden gerieten sich im letzten Jahr wegen der geplatzten Verpflichtung des spanischen Mittelfeldspielers Oliver Torres von Atlético in Haare. Mislintat durfte sogar das Trainingsgelände nicht mehr betreten und war zur Feier des DFB-Pokal-Siegs nicht eingeladen. «Ich wäre wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, mich mit anderen Klubs und Angeboten zu beschäftigen, wenn nicht passiert wäre, was eben passiert ist», erklärt er dem Reviersport.

Bei Arsenal ersetzt Mislintat Steve Rowley, der 35 Jahre als Chefscout tätig war, und «Transfer Chief» Dick Law. Ab dem 1. Dezember wird er bei Arsenal eng mit dem langjährigen Trainer Arsène Wenger zusammen arbeiten und mit geschickten Transfers versuchen, die «Gunners» wieder an die Spitze des englischen Fussballs zu führen.

Um Borussia Dortmund macht sich Mislintat nach seinem Abgang keine Sorgen. «Ich kenne die handelnden Personen und weiss, dass hohe fachliche Qualität mit einer enormen inneren Ruhe einhergeht.» Die Weichen für die Zukunft hat er bereits gelegt. Seinen Nachfolger hat er in den letzten Wochen bereits eingearbeitet. Das Rennen um die begehrtesten Stars von morgen ist eröffnet, dasjenige um die Kader-Konstrukteure im Hintergrund ebenso. (pre)

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