Das Tor fiel nach rund einer Stunde auf in doppelter Hinsicht unerwartete Weise. In der ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit hatten die Italiener klar dominiert und schienen der Führung nahe zu sein. Das Tor auf der andern Seite kam auf dem Nichts und wurde überdies von einem Spieler erzielt, der in der Nationalmannschaft noch nie getroffen hatte: Der zentrale Mittelfeldspieler Jakob Johansson war eingewechselt worden und traf bei seiner ersten Ballberührung mit einem von Daniele De Rossi abgelenkten und dadurch unhaltbaren Weitschuss.
Die Italiener hätten zumindest ein Remis verdient. Der Ausgleich wäre nach 70 Minuten fällig gewesen, aber Matteo Darmian traf mit einem wuchtigen Weitschuss den Pfosten. Bis zum Ende des Spiels zeigten nur noch die Italiener gute Angriffe oder Ansätze dazu.
Der Match hatte sehr verheissungsvoll begonnen. Nach sechs Minuten hätte Torinos Stürmer Andrea Belotti, Schütze dreier Tore in der Gruppenphase, Italien um ein Haar in Führung gebracht. In der Mitte vor dem Tor alleingelassen, scheiterte er mit seinem Kopfball auf Flanke von Matteo Darmian wohl nur deshalb um wenige Zentimeter, weil er eine leichte Rückwärtsbewegung machen musste. Zwei Minuten später zog Stürmer Ola Toivonen, Teamkollege von François Moubandje bei Toulouse, einen Direktschuss aus beträchtlicher Distanz knapp am Pfosten vorbei. Goalie Gianluigi Buffon hätte kaum eingreifen können. Bis zur Pause gab es keine reifen Torszenen mehr.
Für den bald 70-jährigen Gian Piero Ventura, der in 37 Jahren als Klubtrainer 18 Mal den Verein wechselte, könnte der Auftritt in Stockholm der zweitletzte Einsatz als Italiens Nationalcoach gewesen sein. Sollte er die Qualifikation verpassen, wäre sein Name für alle Zeit mit einer Blamage der Squadra Azzurra verbunden. Nur 1930 in Uruguay und 1958 in Schweden wurden WM-Turniere ohne Italien abgehalten.
Sowohl England als auch Deutschland mussten auf viele Leistungsträger verzichten. Der englische Nationalcoach Gareth Southgate brachte fünf Länderspiel-Debütanten, unter ihnen Goalie Jordan Pickford, der eine exzellente Bewerbung für weitere Einsätze abgab. Der 23-Jährige von Everton zeigte zwei starke Paraden gegen Timo Werner und strahlte auch ansonsten mehr Souveränität aus als mancher seiner Vorgänger.
Deutschland besass die besten Möglichkeiten zum achten Sieg in Serie in der ersten Halbzeit. Der starke Premier-League-Legionär Leroy Sané traf in der 21. Minute die Lattenunterkante. Der Ball landete aber klar vor der Torlinie. Überhaupt kam der Video-Assistent, der erstmals in England bereit gestanden wäre, nicht zum Einsatz. Nur gut zwei Minuten nach dem Lattenschuss von Sané erspielte sich der Weltmeister innerhalb von Sekunden gleich drei grosse Torchancen: Werner scheiterte an Pickford, Sané am Verteidiger Phil Jones und Julian Draxler an seiner Schusshaltung. Für das nach der Pause etwas passive England hätte Jesse Lingard in der Nachspielzeit den Prestigesieg sichern können.
Die Franzosen – mit Coman, Matuidi, Mbappé, Giroud und Griezmann in der Offensive hochkarätig besetzt – gehen im Test gegen Wales nach 18 Minuten in Führung. Griezmann verwertet eine Vorlage von Tolisso technisch versiert.
In der 71. Minute doppelt Giroud nach, der Arsenal-Legionär erwischt Englands Torhüter Hennessey im kurzen Eck.
Mehr Tore fallen nicht mehr, Frankreich entscheidet die Partie ohne Probleme für sich.
Belgien braucht gegen Mexiko sogar noch eine Minute weniger lange als die Franzosen, um den ersten Treffer zu buchen. Hazard rennt über den halben Platz, spielt zu Lukaku, via Mexikos Torhüter kommt der Ball erneut zu Hazard und der braucht das Leder dann nur noch über die Linie zu drücken.
Kurz vor der Pause ist es um die Führung aber geschehen. Chicharito holt einen Penalty heraus, Guardado trifft sicher zum Ausgleich.
In der zweiten Hälfte sind erst zehn Minuten gespielt, eher Lukaku auf kuriose Art und Weise zur neuerlichen Führung trifft ...
... nur zwei Zeigerumdrehungen später folgt aber der neuerliche Ausgleich, Lozano lässt die Mexikaner jubeln.
Die Partie ist an Unterhaltung kaum zu überbieten, fünf Minuten nach dem 2:2 folgt nämlich die erstmalige Führung für die Gäste aus Südamerika. Wieder ist Lozano der Torschütze.
Na, wer sagt's denn? 70. Spielminute und es klingelt das nächste Mal, diesmal wieder im Kasten der Gäste. Lukaku erzielt seinen zweiten Treffer, die Partie ist schon wieder ausgeglichen.
Dabei bleibt es dann aber in einem sehr attraktiven Testspiel.
Schweden - Italien 1:0 (0:0) Stockholm. - SR Çakir (TUR).
Tor: 61. Johansson 1:0.
Schweden: Olsen; Krafth (83. Svensson), Lindelöf, Granqvist, Augustinsson; Claesson, Larsson, Ekdal (57. Johansson), Forsberg; Toivonen, Berg (75. Kiese Thelin).
Italien: Buffon; Barzagli, Bonucci, Chiellini; Candreva, Parolo, De Rossi, Verratti (76. Insigne), Darmian; Belotti (65. Eder), Immobile.
Bemerkungen: Schweden ohne Lustig (gesperrt). Italien ohne Zaza (verletzt). Ekdal verletzt ausgeschieden. 70. Pfostenschuss von Darmian. Verwarnungen: 2. Berg (Reklamieren), 29. Verratti (Foul/für das Rückspiel gesperrt).
Frankreich - Wales 2:0 (1:0) Saint-Denis. - 73'000 Zuschauer. - SR De Sousa (POR).
Tore: 18. Griezmann 1:0. 71. Giroud 2:0.
Frankreich: Mandanda; Jallet (46. Pavard), Koscielny, Umtiti, Kurzawa; Tolisso (46. Nzonzi), Matuidi; Mbappé (84. Thauvin), Griezmann (62. Fekir), Coman (73. Martial); Giroud.
Bemerkungen: Frankreich u.a. ohne Pogba und Kanté.
England - Deutschland 0:0 London. - 81'382 Zuschauer. - SR Raczkowski (POL).
England: Pickford; Jones (27. Gomez), Stones, Maguire; Trippier (72. Walker), Livermore (86. Cork), Dier, Rose (71. Bertrand); Loftus-Cheek, Abraham (60. Rashford), Vardy (86. Lingard).
Deutschland: ter Stegen; Ginter, Hummels, Rüdiger; Kimmich, Gündogan (86. Rudy), Özil, Halstenberg; Sané (87. Brandt), Werner (73. Wagner), Draxler (67. Can).
Bemerkungen: England u.a. ohne Harry Kane, Alli und Sterling. Deutschland u.a. ohne Neuer, Müller, Reus, Hector, Kroos und Boateng.
Belgien - Mexiko 3:3 (1:1) Brüssel. - SR Mazzoleni (ITA).
Tore: 17. Eden Hazard 1:0. 39. Guardado (Foulpenalty) 1:1. 55. Romelu Lukaku 2:1. 56. Lozano 2:2. 60. Lozano 2:3. 70. Romelu Lukaku 3:3.
Belgien: Courtois; Ciman, Boyata, Vermaelen; Meunier, Witsel, Tielemans (46. Dembélé), Chadli; De Bruyne (46. Mertens), Eden Hazard (86. Thorgan Hazard), Romelu Lukaku (88. Origi). (sda)