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DFB-Pokal: Videobeweis nach Rot gegen Gelson Fernandes erneut unter Beschuss

epa06678195 Referee Robert Hartmann shows Frankfurt's Gelson Fernandes (2-L) the red card during the German DFB Cup semi final soccer match between FC Schalke 04 and Eintracht Frankfurt in Gelsen ...
Gelson Fernandes kann es nicht fassen: 33 Sekunden nach seiner Einwechslung fliegt er vom Platz.Bild: EPA/EPA

«Nicht mehr mein Fussball» – Videobeweis nach Blitz-Rot gegen Gelson erneut unter Beschuss

19.04.2018, 08:4619.04.2018, 10:14
Philipp Reich
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Zwei Tage nach dem Pausen-Penalty von Mainz sorgt der Videobeweis in Deutschland erneut für rote Köpfe. Im DFB-Pokal-Halbfinal zwischen Schalke und Eintracht Frankfurt stehen die Unparteiischen – und der Video-Schiedsrichter in Köln – gleich in zwei Szenen im Mittelpunkt.

Es geschah in der hitzigen Schlussphase. Die Eintracht führte auf Schalke dank eines artistischen Hacken-Treffers von Luka Jovic mit 1:0 und stemmte sich mit aller Kraft gegen die königsblauen Ausgleichsbemühungen.

Das spektakuläre Tor von Luka Jovic.Video: streamable

In der 81. Minute brachte Frankfurt-Trainer Niko Kovac zur defensiven Absicherung den Schweizer Nati-Spieler Gelson Fernandes. Doch 33 Sekunden nach seiner Einwechslung mähte dieser an der Mittellinie Schalkes Leon Goretzka um. Schiedsrichter Robert Hartmann zeigte zunächst Gelb. Video-Schiedsrichter Günter Perl wies seinen Kollegen aber an, sich die Szene noch einmal anzuschauen.

Das Foul von Gelson Fernandes an Goretzka.Video: streamable

Nach Konsultation der Video-Bilder überwarf Hartmann tatsächlich seinen Entscheid und stellte den verdutzten Fernandes, der im Final nun gesperrt ist, vom Platz.

«Es war schwierig, danach schlafen zu können. Die Minuten nach meinem Platzverweis waren die längsten meines Lebens als Fussballer. Ich musste das Team im Stich lassen.»
Gelson Fernandes auf Instagram

Fernandes traf Goretzka zwar mit den Stollen übel am Knöchel, doch Gelb hätte wohl auch gereicht. Es war auf jeden Fall ein harter Entscheid, den nicht alle verstehen konnten.

«Natürlich war die Rote Karte zu hart. In der Superzeitlupe sieht es in Ultra-HD natürlich super brutal aus. Die Gelbe Karte wäre absolut in Ordnung gewesen. Aber noch einen Videobeweis anfordern, das ist nicht mehr mein Fussball. Tut mir leid.»
Frankfurt-Sportvorstand Fredi Bobic
War die Rote Karte für Gelson Fernandes nach Videobeweis korrekt?

Oberarm oder Schulter?

Die Rote Karte gegen Gelson Fernandes war an diesem Abend aber noch die weniger heiss diskutierte Szene. In der dritten Minute der Nachspielzeit kam Schalke durch Franco di Santo vermeintlich zum Ausgleich, doch der Unparteiische gab den Treffer nicht. Di Santo soll den Ball vor seinem Abschluss mit dem Oberarm angenommen haben. Schiedsrichter Hartmann zögerte keine Sekunde und pfiff die Aktion noch während des Schusses ab.

Das aberkannte Tor von Franco di Santo.Video: streamable

Wieder ein ganz kniffliger Entscheid, selbst in den Zeitlupen aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln war nicht klar zu erkennen, ob di Santo den Ball mit der Schulter oder dem Oberarm spielte. Blöd vor allem, dass durch Hartmanns schnellen Pfiff ein zweites Einschreiten des Video-Schiedsrichters unmöglich wurde.

Das brachte die Schalker nach dem Spiel ziemlich auf die Palme. Die Reaktionen:

«Vielleicht war das ein wenig voreilig. Dass er die Situation nicht abwarten kann, ist für mich eigentlich unverständlich.»
Schalke-Trainer Domenico Tedesco
«Ich habe erst gar nicht gewusst, was er gepfiffen hat. Ich habe mit Franco gesprochen, er hat gesagt, dass es nie Hand war. Im Spiel ist es schwer zu sehen, auch wenn ich's mir jetzt noch einmal anschaue, war das für mich keine Hand.»
Schalke-Manager Christian Heidel
War der Hands-Entscheid in der Nachspielzeit korrekt?
«Von wem soll das Hand gewesen sein? Franco ist fünf Mal am Tag im Kraftraum. Ich denke, er kann den Ball mit der Brust annehmen. Mittlerweile hat man doch die technischen Hilfsmittel. Für genau solche Momente wurde der Videobeweis erfunden. Eigentlich sollte er doch dazu da sein, um Spiele fairer zu gestalten. Das ist sehr bitter für uns.»
Schalkes Leon Goretzka

Sogar Fredi Bobic konnte den Schalker Ärger verstehen:

«Das war eine glückliche Situation für uns. Aber der Schiedsrichter hat gepfiffen, bevor er schiesst. Man kann es aber auch laufen lassen. Als Stürmer wäre ich auch sauer gewesen.»
Frankfurt-Sportvorstand Fredi Bobic

Weil der Entscheid unumstösslich war, blieb es beim 1:0 für die Eintracht, die nun zum zweiten Mal hintereinander im DFB-Pokal-Final steht. Im letzten Jahr gab's gegen Borussia Dortmund eine 1:2-Niederlage, am 19. Mai wollen die Frankfurter aber endlich den ersten Titel seit 30 Jahren holen. 

Im Final wartet die schwerstmögliche Aufgabe. Bayern München. Das künftige Team des aktuellen Frankfurt-Trainers Niko Kovac.

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49 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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w'ever
19.04.2018 09:46registriert Februar 2016
ich begrüsse den videobeweis nach wie vor, aber die umsetzung ist katastrophal.
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Duscholux
19.04.2018 09:51registriert Oktober 2016
Es dauert einfach viel zu lange bis der Schiri zum Bildschirm gewatschelt ist. Muss der Hauptschiri denn unbedingt immer die letzte Instanz und inhaber aller Kompetenzen sein? Warum kann man nicht einfach einen Bildschirmschiri da haben der den Platzschiri überstimmen darf.
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Damorino
19.04.2018 10:31registriert Juli 2017
Grobes Foulspiel

Ein Tackling oder ein Zweikampf um den Ball, bei dem die Gesundheit des Gegners
gefährdet wird oder bei dem übermäßige Härte oder Brutalität eingesetzt wird;
mit einem Feldverweis zu bestrafen (rote Karte).

Solch ein Foul, beabsichtigt oder nicht, gefährdet die Gesundheit von Goretzka und ist meiner Meinung nach absolut vertretbar. Er trifft ihn am Knöchel und hätte, schlimmer ausgegangen, böse für Goretzka enden können.

Der Schiedsrichter hat die Aktion abgepfiffen gehabt, bevor der Ball im Tor war - ergo kann der VAR nicht beansprucht werden (sagt man). Also alles gut.
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