Nasser Al-Khelaifi ist der Präsident des französischen Topklubs Paris St-Germain. Und er ist ein Mann, der schon bemerkenswerte Aussagen zum Financial Fairplay der UEFA machte. «Unfair» sei dieses, «nicht gut für den Fussball», sagte der Katarer im Jahr 2014. Und als sein Klub unlängst Neymar vom FC Barcelona für die Weltrekord-Ablöse von 222 Millionen Euro verpflichtet hatte, meinte Al-Khelaifi bei der Vorstellung des Spielers salopp, um das Financial Fairplay müsse man sich keine Sorgen machen: «Wir werden sehr transparent sein.» Dem Reporter, der sich danach erkundigte, gab Al-Khelaifi den Ratschlag: «Wenn es Sie belastet, gehen Sie einen Kaffee trinken und seien Sie unbesorgt.»
Mit dem Financial Fairplay versucht der europäische Fussballverband UEFA in erster Linie, die Verschuldung der Klubs aufzuhalten. Es soll verhindert werden, dass ein Team zu stark von einzelnen Geldgebern abhängt und dann bei einem allfälligen Rückzug des Mäzens oder Sponsors pleite geht. Über drei Jahre gesehen darf deshalb nicht mehr Geld ausgegeben als eingenommen werden (eine Differenz von maximal 45 Millionen Euro darf ausgeglichen werden).
Die Idee des Financial Fairplay mag gut sein. Ihre Umsetzung hingegen scheint mangelhaft. Denn was beim Inkrafttreten 2013 vielleicht gar niemand so auf der Rechnung hatte, war der sprunghafte Anstieg der Transfersummen in diesem Jahr. Ablösen von 30, 40 oder 50 Millionen Euro für sehr gute, aber nicht überragend Fussballer, sind schon fast zur Regel geworden.
Man gewöhnt sich sehr rasch an diese Fantasiesummen. Dass der 20-jährige Ousmane Dembélé nach bloss einer starken Saison bei Borussia Dortmund für bis zu 147 Millionen Euro nach Barcelona wechselte, wurde schon mit einer gewissen Gleichgültigkeit zur Kenntnis genommen.
Das Geschäft ist aus den Fugen gehoben worden. Von schwerreichen Klubbesitzern, denen Geld offenbar fast keine Rolle spielt. Ihnen geht es nicht darum, eine schwarze Null zu schreiben, damit ihr Verein auch in der nächsten Saison noch existieren kann. Sie wollen Erfolg und sie wollen ihn um jeden Preis.
An vorderster Front: Paris St-Germain, das die Champions League gewinnen will. Als PSG vor drei Jahren (wie Manchester City, das Scheichs aus Abu Dhabi gehört) wegen Verstössen gegen das Financial Fairplay zu einer Busse in der Höhe von 60 Millionen Euro verurteilt wurde, blieb Al-Khelaifi gelassen. «Unser Ziel, einen der besten und wettbewerbsfähigsten Vereine im europäischen Fussball aufzubauen, wird durch diese Massnahmen nicht untergraben», sagte er.
Er signalisierte damals, was die Pariser auch jetzt tun: Dass sie bloss mit den Schultern zucken, wenn Ungemach seitens des Verbands droht. Denn was sie in diesem Sommer machen, ist eine dreiste Umgehung der Regularien. Der Neymar-Transfer lief so ab: Katar überwies dem Spieler seine Ablösesumme und deklarierte es so, dass Neymar das Geld für seine Rolle als Botschafter der WM 2022 erhalte. Mit dem Geld kaufte sich Neymar dann aus seinem Vertrag frei und wechselte zu PSG. Die UEFA untersucht diesen Transfer.
Und nun steht der zweite Monster-Transfer angeblich kurz vor seinem Vollzug. Das Supertalent Kylian Mbappé, 18 Jahre jung, soll von der AS Monaco in die Hauptstadt wechseln. Nicht fix, sondern zunächst nur leihweise. Die Transfersumme von 180 Millionen Euro plus Bonuszahlungen will PSG erst im nächsten Sommer überweisen, um nicht gegen das Financial Fairplay zu verstossen.
Die UEFA dürfte auch diesen Deal kritisch anschauen und ihn gegebenenfalls sanktionieren. Aber über Geldbussen lachen sie nur in der Chefetage von Paris St-Germain. Ein Punkteabzug ist die einzige Bestrafung, die bei einem massiven Verstoss gegen das Financial Fairplay wirklich schmerzt. Ansonsten nimmt die Trickserei kein Ende.