Was war das für ein Cup-Halbfinal! Der epischste überhaupt! 5:2 führte der FCZ im März 2004 im Hardturm gegen GC bereits. Daniel Gygax hatte drei Tore erzielt. Es lief die 83. Minute, die Partie schien entschieden. Doch dank Eduardo und Mladen Petric glich GC zum 5:5 aus und in der Verlängerung versetzte Richard Nuñez dem FCZ den K.o.-Schlag. 6:5 für GC! Wahnsinn!
So spektakulär war seither kein Zürcher Derby mehr, auch wenn immer mal wieder viele Tore fielen: Sieben beispielsweise beim den zwei 4:3-Erfolgen des FCZ im September 2009 und im Mai 2015, sechs bei zwei 4:2-Siegen von GC im April 2013 und im März 2016 sowie beim 6:0 des FCZ im August 2011.
Das – nach Zählung der Klubs – 249. und bislang letzte Derby war allerdings ein Trauerspiel. GC gewann am Sonntag beim Einstand des neuen FCZ-Trainers Ludovic Magnin mit 1:0. Ein einziger Torschuss reichte den Hoppers zum Sieg. Der FCZ rannte an, kam jedoch auch nur zu insgesamt zwei gefährlichen Aktionen. Magnin versprach nach dem Spiel: «Im Cup werden wir eine andere FCZ-Mannschaft sehen.» Das hoffen wir. Ansonsten erstarren die Zuschauer im Letzigrund erneut in der Eiseskälte.
Unberechenbar soll seine Mannschaft sein. So erklärte Ludovic Magnin beim Amtsantritt als FCZ-Trainer seine Spiel-Philosophie. Unberechenbar war beim 0:1 gegen GC dann aber nur Magnin selbst: Auf fünf Positionen baute er die Mannschaft im Vergleich zum letzten Auftritt unter Uli Forte um. Für Captain Andris Vanins stellte er beispielsweise Yanick Brecher ins Tor, ansonsten setzte er auf junge «Ausnahmetalente» wie den 18-jährigen Izer Aliu.
Die Massnahmen fruchteten nicht: Der FCZ blieb in der Offensive genauso ungefährlich wie zuletzt unter Forte. Das blieb auch Magnin nicht verborgen. «Ich will von meinen Spielern im Angriff mehr Risikobereitschaft sehen. Auf den letzten 30 Metern müssen wir eindeutig besser werden.»
"Der Cup ist etwas ganz besonderes. Es gilt: Alles oder nichts!", so #FCZ-Cheftrainer Ludovic Magnin im Hinblick auf das morgige @SchweizerCup-Halbfinale gegen @1886_gc_zuerich. Auch Alain Nef und Michael Frey haben wir gestern zum Cup-Knüller befragt. #fczuerich #stadtclub pic.twitter.com/fBYnuiXSwP
— FC Zürich (@fc_zuerich) 27. Februar 2018
Magnin wie die FCZ-Spieler gaben zu bedenken, dass es mehr Zeit brauche, bis sich Trainer und Mannschaft gefunden hätten. Da wundert man sich als Beobachter natürlich erneut, warum die FCZ-Führung ausgerechnet vor den zwei wichtigen Derbys gegen GC und dem Gastspiel bei Serienmeister FC Basel den Trainer wechselt.
4 Siege | 21:4 Tore
— HelvetiaSchweizerCup (@SchweizerCup) 21. Februar 2018
Das war der Weg des @fc_zuerich in den Halbfinal des #HelvetiaSchweizerCup🏆!#FCZGC 1️⃣ week to go pic.twitter.com/jv7Oai3UOX
34 Zu- und Abgänge hat GC seit dem vergangenen Sommer bereits verzeichnet. Sieben Neue kamen allein in der Winterpause. Trainer Murat Yakin darf sich die Hoppers nach eigenen Gutdünken zusammenbasteln. Er allein ist derzeit der grosse Hoffnungsträger, dass es mit dem klammen Rekordmeister bald wieder aufwärts gehen soll.
Die neuen Akteure haben allerdings keine klingenden Namen: Bujar Lika und Jean-Pierre Rhyner kamen von Yakins altem Arbeitsort Schaffhausen, die Innenverteidiger Aleksandar Cvetkovic und Trent Sainsbury aus Wohlen respektive China, Gjelbrim Taipi aus St.Gallen, Rifet Kapic aus Slowenien und Kenan Kodro vom Abstellgleis in Mainz.
Nach all den Wechseln ist es kein Wunder, dass Yakin seine Stammelf noch nicht gefunden hat. Wie schon gegen Lugano wechselte der GC-Trainer seine Mannschaft im Liga-Derby gegen den FCZ auf fünf Positionen durch. Wer mit seinen Rotationen Schritt halten will, muss so schnell Namen lernen wie früher Französisch-Wörter.
Yakins neuste Entdeckung: Der 19-jährige Linksverteidiger Allan Arigoni, der es vor seinem Super-League-Debüt gerade mal auf zwöf 1.Liga-Einsätze gebracht hat. Nach 45 Minuten brach der GC-Trainer das Experiment aber wieder ab und wir sind gespannt, wer heute im Cup-Derby auflaufen darf. Umstellen muss Yakin so oder so: Nedim Bajrami wird nämlich verletzt fehlen.
4 Siege | 19:1 Tore
— HelvetiaSchweizerCup (@SchweizerCup) 21. Februar 2018
Das war der Weg des @1886_gc_zuerich auf dem Weg in den Halbfinal des #HelvetiaSchweizerCup🏆!#FCZGC 7️⃣ days to go pic.twitter.com/ozKcrQdc4N
FCZ-Stürmer Michael Frey sorgte für den Lacher des Wochenendes. Am Sonntag nach dem 0:1 gegen GC auf die ersten Tage unter dem neuen Cheftrainer angesprochen, lobte der Berner: «Joël Magnin hat viel Herzblut für den Fussball. Das merken wir jeden Tag, und es ist ansteckend.» Dumm nur, dass sein Chefcoach nicht Joël, sondern Ludovic Magnin heisst.
Dass Frey seinen Trainer mit Joël Magnin verwechselt hat, hat wohl einen einfachen Grund. Der vor elf Jahren zurückgetretene Ex-Nationalspieler stürmte ab 2002 fünf Saisons lang für YB und der junge Frey war damals oft als Fan im Stadion. Und als der talentierte Youngster ab 2010 als 16-Jähriger in die YB-Nachwuchsförderung eintrat, war Joël Magnin der U21-Verantwortliche bei den Young Boys und Frey so natürlich viel vertrauter als Ludovic Magnin.
Gestört hat Magnin die Namensverwechslung kaum. Viel wichtiger wäre ohnehin, dass Frey endlich wieder einmal trifft. Sein letztes Erfolgserlebnis hatte der FCZ-Stürmer am 29. November 2017. Damals schoss er die Stadtzürcher im Cup gegen Thun mit zwei Toren in den letzten fünf Minuten in den Halbfinal gegen GC.