Ich wollte nie Playoffs im Fussball. Meister soll das Team werden, das ein ganzes Jahr lang das beste ist. Und nicht bloss während weniger Wochen im Frühling.
Aber was, wenn so viele Ligen keine spannende Schlussphase mehr kennen? Wenn die Meister schon mit dem Blühen der Osterglocken bekannt sind? Muss man da nicht etwas ändern, um die Attraktivität zu steigern? Soll der Fairness-Gedanken der Belohnung für den besten Klub einer ganzen Saison zugunsten von mehr Spannung geopfert werden? Braucht es einen anderen Modus?
Die Profi-Klubs befinden sich im Clinch. Grundsätzlich geht es nur um eines: Darum, Geld zu verdienen. Beziehungsweise möglichst wenig davon zu verlieren. Darum werden Eckbälle und Einwechslungen im Stadion von einem Sponsor präsentiert, darum gibt es allerlei Fan-Artikel zu kaufen, darum werden in der Bundesliga neu auch am Montagabend einige Partien ausgetragen.
Aber die Klubs müssen auch darum kämpfen, dass ihnen die Fans nicht davon laufen. Zuschauer kommen immer noch in erster Linie wegen des Sports ins Stadion. Sie wollen mitfiebern, mitzittern, mitleiden, mitfeiern. Das geht nur, wenn es um etwas geht. Weshalb ein Spiel besuchen oder deshalb den TV einschalten, wenn eh schon alles entschieden ist?
Am Samstag habe ich nach einer Viertelstunde den vermeintlichen Bundesliga-Knüller Bayern München – Borussia Dortmund abgeschaltet, weil die Bayern einfach viel zu überlegen waren. Am Ende siegten sie mit 6:0 und wohl nur deshalb nicht noch höher, weil sie sich nach fünf Toren in der ersten Halbzeit für die Champions-League-Partie in Sevilla heute Abend schonten.
Im Abwägen zwischen Planungssicherheit und Attraktivität der Liga haben sich die Schweizer Klubs zuletzt für ersteres entschieden. Der Modus bleibt so, wie er ist. Möglicherweise hätten sie eine neue Variante gewählt, wenn die Abstimmung nicht ausgerechnet in dieser Saison erfolgt wäre, in welcher der FC Basel nicht so dominant ist. Dabei kann es sein, dass der Höhenflug von YB nur ein statistischer Ausreisser ist und die Basler schon nächste Saison zurückschlagen. Mal abgesehen von der historischen Dimension des sich anbahnenden Berner Erfolgs: Es dient keiner Liga, wenn der Leader dem Rest so weit entrückt ist.
Playoffs, wie sie der Eishockey-Sport kennt, könnten eine Möglichkeit sein, die Entscheidung um den Meistertitel wieder spannender zu gestalten. Eine Umverteilung des TV-Gelds – jeder erhält gleich viel, die Besten nicht mehr viel mehr als die anderen – wäre eine andere Variante.
Die nordamerikanische Major League Soccer kennt Playoffs seit ihrer Gründung 1996 und fährt damit hinsichtlich Spannung und Abwechslung gut. Von 22 Meisterschaften gingen nur sieben an den jeweiligen Qualifikationssieger.
In der Schweiz mit ihrer Zehner-Liga könnte der Modus so funktionieren:
Die beiden Teams im Playoff-Final hätten noch 33 statt 36 Partien auszutragen. Wer früher scheitert, hat früher Sommerpause und so Zeit, um sich für die nächste Saison besser in Form zu bringen.
Das ist nur ein Gedankenspiel. Eigentlich will ich immer noch nicht, dass in unseren Fussball-Ligen Playoffs eingeführt werden. Sie sind eine künstliche Massnahme dafür, Spannung zu erzeugen, wenn die Klubs so unterschiedlich stark sind. Aber dass ich Anfang April schon den Meister in der Schweiz, in Deutschland und in England kenne, will ich noch weniger. Ich will die 93. Minute, ich will die Schalker Meister der Herzen, ich will Agüeros Topf in der Nachspielzeit!
Also doch Playoffs, weil sie einfach viel mehr solcher Dramen versprechen?