Ist Luis Enrique am Ende über den Druck von Lionel Messi gestolpert? Bild: Manu Fernandez/AP/KEYSTONE
Luis Enrique verlässt Barcelona zum Saisonende. Er sei ausgelaugt und sehne sich nach einer Pause. Doch es macht auch das Gerücht um Lionel Messis Einfluss die Runde. Und natürlich werden die möglichen Nachfolger längst gehandelt.
Luis Enrique übernahm den Posten des Cheftrainers nach der Saison 2013/14 von Gerardo Martino. Die Arbeit bei Barcelona im Allgemeinen und vielleicht auch das desaströse 0:4 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Paris Saint-Germain scheinen ihm zugesetzt zu haben. «Ich brauche unbedingt eine Pause», sagte Luis Enrique nach dem 6:1-Heimsieg in der Meisterschaft gegen Gijon. «Es war ein sehr schwieriger Entscheid für mich. Ich habe es wirklich sehr gut überdacht.»
Das hört sich nett an. Doch die «BBC» will mehr wissen. Die Situation rund um Lionel Messi sei mit ein Grund für die Trennung. Dass sich der Stürmerstar und der Trainer nicht innig lieben, ist bekannt. Der Vertrag des Superstars läuft 2018 aus. Die Verhandlungen mit Messis Vater und Berater kommen nicht voran. Der Gaucho will erst wissen, wie es mit dem Klub weitergeht, bevor er unterschreibt. Und da kommt es natürlich entgegen, wenn die Katalanen möglichst bald sagen können, wer der neue Trainer sein wird. Wir haben die möglichen Nachfolger gesammelt:
Einer der zwei Hauptfavoriten auf die Nachfolge von Luis Enrique ist denn auch ein Argentinier: Jorge Sampaoli. Der Sevilla-Trainer ist ein bekennender Fan Messis und wird seit Monaten immer wieder mit den «Blaugrana» in Verbindung gebracht. Der 56-Jährige leistet bei den Andalusiern hervorragende Arbeit. Sein attraktiver und aggressiver Spielstil würde zu Barças Ansprüchen passen. Dass er grosse Titel gewinnen kann, bewies Sampaoli als Trainer der chilenischen Nationalmannschaft: Er führte das Team zum Gewinn der Copa America 2015.
Jorge Sampaoli ist der heisseste Kandidat für die Luis-Enrique-Nachfolge. Bild: ROBERT PRATTA/REUTERS
Ernesto Valverde ist der zweite grosse Favorit auf die Nachfolge im Camp Nou. Valverdes Vertrag bei Athletic Bilbao läuft Ende Saison aus. Aber kann man von den Basken zu den Katalanen wechseln? Ja. Valverde wurde in der Region Extremadura im Westen Spaniens geboren. Er verbrachte zwar schon als Spieler sechs Jahre bei Bilbao, lief davor aber auch zwei Saisons für Barcelona auf. Seit 2013 amtet der 53-Jährige bei Bilbao und hat sich mit seinem Team in der erweiterten Spitze der Primera Division etabliert.
Ernesto Valverde leistet bei Bilbao gute Arbeit. Bild: KATIA CHRISTODOULOU/EPA/KEYSTONE
Juan Carlos Unzue ist der Assistenztrainer von Luis Enrique. Seit der Station bei Celta Vigo (ab 2013) ist der 49-Jährige mit seinem Boss als Duo unterwegs. Unzue hätte das Barça-System sicherlicher verinnerlicht und könnte die Arbeit Luis Enriques fortsetzen. Es fehlt im allerdings die Erfahrung als Cheftrainer. Da weist er nur kurze Engagements bei Numancia (2010-2011) und Racing Santander (2012) aus.
Juan Carlos Unzue (l.): Da hätte Luis Enrique womöglich Freude. Bild: EPA/EFE
Der heute 52-Jährige spielte von 1988 bis 1995 für Barcelona. Von 2003 bis 2008 war er zudem Assistenztrainer Frank Rijkaards im Camp Nou und trainierte 2011 bis 2015 Barcelona B. Im Sommer 2015 übernahm Sacristan Real Sociedad San Sebastian. Er war damals ein bisschen angepisst, dass er bei der Nachfolge Pep Guardiolas nicht berücksichtigt wurde. Jetzt wäre die Chance zur Rückkehr da.
Eusebio Sacristan: Wollte nach Guardiola Barça-Trainer werden, jetzt kehrt er vielleicht zurück. Bild: EPA/EFE
Holländer bei Barcelona: Das passt und hat Tradition. Aber ist der ehemalige Abwehrrecke schon bereit für die ganz grosse Bühne? Der 53-Jährige hat zwar schon einige Engagements als Trainer hinter sich (Ajax, Benfica, PSV, Valencia, Alkmaar, Feyenoord, Southampton) und leistet jetzt bei Everton keine schlechte Arbeit. Aber wirklich überzeugen konnte der Assistenztrainer Barcelonas von Juli 1998 bis Dezember 1999 doch noch nicht.
Ronald Koeman: Lionel Messi schnappte ihm kürzlich den Freistoss-Rekord weg. Wird er jetzt der neue Chef des Gauchos? Bild: Carl Recine/REUTERS
Der ehemalige PSG-Trainer hatte gemäss dem französischen Fussballsender «SFR» Kontakt mit Barcelona. Als ehemaliger Spieler hat auch er eine Vergangenheit beim Klub und weiss, wie man mit Stars in der Kabine umgehen muss. Aber Blanc zählt nicht zu den Favoriten.
Laurent Blanc wartet seit letztem Sommer wieder auf einen Job. Bild: GONZALO FUENTES/REUTERS
Auch wenn einige vorschnelle Fans Claudio Ranieri ins Spiel brachten: Der Italiener gehört nicht zum Kandidatenkreis.
Dafür fallen die Namen von Jürgen Klopp (Liverpool, hat aber einen Sechsjahresvertag), Massimiliano Allegri (Juventus, würde von der Spielidee her passen) oder Eduardo Berizzo (Celta Vigo, sagte auf eine mögliche Anfrage aus Barcelona: «Es wäre eine Ehre»).
Jürgen Klopp (l.) und Massimiliano Allegri (r.): Sie werden zwar im Dunstkreis als neue Barça-Trainer gehandelt, aber sie werden beide wohl kaum in Katalonien landen. Bild: EPA/ANSA
Klar scheint momentan: Sampaoli ist der Favorit und würde mit seiner Unterschrift wohl auch eine noch wichtigere bald folgen lassen: diejenige von Lionel Messi.