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Die Premier League im Kaufrausch: Darum können es sich die Engländer leisten, so hohe Ablösesummen zu zahlen

Für ihn hier wird angeblich kurzerhand 75 Millionen hingeblättert, de Bruyne soll künftig für Manchester City kicken.  
Für ihn hier wird angeblich kurzerhand 75 Millionen hingeblättert, de Bruyne soll künftig für Manchester City kicken.  Bild: Michael Sohn/AP/KEYSTONE

Die Premier League im Kaufrausch: Darum können es sich die Engländer leisten, so hohe Ablösesummen zu zahlen

Die Jagd von Manchester City nach Kevin De Bruyne soll bald ein Ende nehmen. Von rund 75 Millionen Euro Ablöse ist die Rede. Es wäre der teuerste Bundesliga-Transfer aller Zeiten. Für die Citizens ist die horrende Summe Peanuts. Geld haben die Engländer mehr als genug. 
27.08.2015, 18:3328.08.2015, 10:02
Nik Dömer
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Mancher Fussball-Liebhaber wird sich nach dem 1. September – dann schliesst das englische Transfer-Fenster – die Augen reiben und sich fragen, was zum Teufel eigentlich diesen Sommer los war. 

Dank den neuen TV-Milliarden explodierten die Transfer-Summen regelrecht. Alleine Manchester City und Liverpool zusammen haben – ohne Kevin De Bruyne – bereits rund 230 Millionen Euro investiert. Manchester United möchte ebenfalls noch einen dicken Brocken holen. Man darf gespannt sein, was bis zum Transferende noch passiert. 

Raheem Sterling wechselte für 71 Millionen Euro von Liverpool zu ManCity. 
Raheem Sterling wechselte für 71 Millionen Euro von Liverpool zu ManCity. Bild: Jason Cairnduff/REUTERS

Der englische Kaufrausch

Besonders die Quittung von Manchester City lässt sich kurz vor dem Ende dieser Transfer-Periode sehen. Sobald der De Bruyne-Transfer fix ist, haben die Citizens alleine rund 200 Millionen investiert. Der Transfer des belgischen Nationalspielers (75 Mio.) und der von Sterling (71 Mio.) gehen beide in die Top 15 der teuersten Transfers der Fussball-Geschichte ein. 

Liste der Transferrekorde (ohne De Bruyne).
Liste der Transferrekorde (ohne De Bruyne).quelle: transfermarkt.ch
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Nebst Atlético Madrid und Juventus Turin befindet sich auch Liverpool an der Spitze der Ausgaben-Liste. Die Reds sorgten mit ihren völlig überteuerten Transfers von Christian Benteke (46,5 Mio.) und Roberto Firmino (41 Mio.) ebenfalls für Aufsehen.  

Ausgaben-Liste der Vereine im Zeitraum 15/16. (City exklusiv De Bruyne.)
Ausgaben-Liste der Vereine im Zeitraum 15/16. (City exklusiv De Bruyne.)

Auch Manchester-United-Coach Louis van Gaal sorgte in diesem Sommer immer wieder für Schlagzeilen. Der Verein landet zwar mit seinen Ausgaben (noch) in den hinteren Reihen der Ausgaben-Tabelle, doch praktisch jeder gute Fussballer stand auf der imaginären Wunschliste des holländischen Trainers. 

Tatsächlich wollen die «Red Devils» in der Tabelle noch aufholen. Rund 200 Millionen Euro dürfen angeblich investiert werden. Ob effektiv noch ein «grosser» Spieler geholt wird, ist fraglich. 

9,5 Milliarden für drei Saisons

Die Engländer protzen mit ihrem Geld wie noch nie, bezahlen gerne auch mal Summen, die den eigentlichen Wert eines Spielers massiv übersteigen. Doch das dürfte sie wenig kümmern, denn die finanzielle Stabilität liefern nicht nur die schwerreichen Klubbesitzer, sondern auch der neue TV-Deal, der im Frühling unterzeichnet wurde. 

Ab 2016 kassiert die Premier League für drei Spielzeiten rund 9,5 Milliarden Euro (inklusive Einnahmen der Auslandrechte), die zur Hälfte als fester Anteil auf alle Klubs verteilt werden. Die andere Hälfte wird zu 25 Prozent je nach Platzierung vergeben und zu 25 Prozent je nach TV-Präsenz verteilt. 

Die TV-Einnahmen im Vergleich.
Die TV-Einnahmen im Vergleich.quelle:srf

Die Premier League kassiert so schon bald das Neunfache der Bundesliga. Das liegt vor allem daran, dass die Fernsehrechte im Inland astronomische Preise erzielen. Die beiden konkurrierenden Sender «Sky» und «BT» (British Telecom) liefern sich seit Jahren einen erbitterten Kampf um die Übertragungsrechte und bieten dafür unmenschliche Summen. Tendenz steigend. 

Bayern-Rummenigge äusserte sich im vergangenen März zum TV-Deal.YouTube/SPOX

Vermarktung in Asien

Auch im Ausland generiert die höchste englische Spielklasse weltweit 1,8 Milliarden Zuschauer und hat mit 80 TV-Partnern in 212 Ländern kooperiert. 

Arsenal-Fans in Singapur.
Arsenal-Fans in Singapur.Bild: WALLACE WOON/EPA/KEYSTONE

Somit wird die Liga also zur globalen Marke gemacht. Die Engländer haben es vor allem auf den asiatischen Markt abgesehen. So kann es beispielsweise vorkommen, dass «Sikhs» aus Indien gezielt hinter einen Coach gesetzt werden, um Zuschauer aus Asien anzuziehen. 

Liverpool-Fans in Kuala Lumpur beim Testspiel diesen Sommer. 
Liverpool-Fans in Kuala Lumpur beim Testspiel diesen Sommer. Bild: FAZRY ISMAIL/EPA/KEYSTONE

Liverpool, Manchester United und Arsenal touren seit den 80er-Jahren in der Sommerpause durch den asiatischen Kontinent, um dort einerseits zu werben und sich andererseits auf die Saison vorzubereiten. 

Mittlerweile sind auch andere europäische Teams wie Bayern München auf diesen Zug aufgesprungen. Bayern-Vorstandchef Rumenigge forderte zuletzt, dass die Bundesliga-Klubs Präsenz in Asien und Amerika zeigen.

Besser spät als nie: Auch Bayern München reiste im Sommer nach Shanghai. 
Besser spät als nie: Auch Bayern München reiste im Sommer nach Shanghai. Bild: AP/COLOR CHINA PHOTO

Europäisches Fussball-Fieber in den USA 

Aber nicht nur in Asien wird die Premier League gut vermarktet, auch Amerika fährt auf den englischen Fussball ab. Seit 2013 reisen europäische Teams, darunter meist mehrere englische Vereine, während der Vorbereitung auf die neue Saison in die USA, um am International Champions Cup teilzunehmen.

«NBC Networks» aus Amerika überträgt die Spiele der Premier League bereits seit einigen Jahren und hat sich nun die Übertragungsrechte aller Spiele für die nächsten sechs Jahre gesichert. Es ist davon auszugehen, dass der Sender noch mehr bezahlen wird als für die letzten drei Spielzeiten (80 Millionen Franken pro Jahr).

Seit 1999 CEO der Premier League: Richard Scudamore.  
Seit 1999 CEO der Premier League: Richard Scudamore.  Bild: Getty Images Europe

Liga-Boss Richard Scudamore hat, was die Vermarktung im Fussball anbelangt, Pionierarbeit geleistet und die Liga in ein hochklassiges Produkt umgewandelt. Und er möchte noch mehr erreichen. Vor allem Südamerika und Südafrika hebt er als Wachstumsgebiete heraus. 

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Platz 50: Kaká (BRA), offensives Mittelfeld. Wechselte im Juli 2009 für 67 Millionen Euro von der AC Milan zu Real Madrid.
Quelle: transfermarkt.ch (Stand 12.6.2023)
quelle: ap / philippos christou
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