Bei der U20-WM in Südkorea testet die FIFA derzeit mal wieder den Videobeweis. Oder besser gesagt den «Video Assistant Referee» (VAR). Bei dieser Variante sitzen zwei weitere Unparteiische in einem Übertragungswagen oder neben der Seitenlinie im Stadion und prüfen via Video die Entscheide des Head-Schiedsrichters.
Bei vier Typen von Fehlentscheidungen kann eingeschritten werden:
Bei der U20-WM in Südkorea kommt der Videobeweis bereits in der zweiten Partie zum Zug. Im Duell zwischen Argentinien und England sieht Argentiniens Lautaro Martinez nach Video-Studium des Referees wegen eines Ellbogenschlags die Rote Karte. Zu Recht, wie die Wiederholung zeigt. Zwischen Foul und Platzverweis liegen allerdings geschlagene drei Minuten – die Spieler stehen schon zum Eckball bereit, stattdessen geht's mit einem Freistoss weiter. Verwirrung auf dem Platz und der Tribüne ...
Noch gewöhnungsbedürftiger: Im Gruppenspiel zwischen Italien und Uruguay läuft die Partie nach einem italienischen Foul im eigenen Strafraum mehr als 30 Sekunden weiter, bis der Schiedsrichter mitten im Spiel pfeift und dank Video-Referee auf Penalty für Uruguay entscheidet. Der Ball befindet sich da aber schon längst in der Platzhälfte der «Urus».
Der VAR-Entscheid ist wieder korrekt. Nicolas de la Cruz verschiesst den spät gepfiffenen Penalty, Uruguay gewinnt dank eines Traumfreistosses von Rodrigo Amaral aber trotzdem 1:0.
Die beiden Szenen zeigen deutlich Vor- und Nachteil des Videobeweises: Fehlentscheide können jetzt endlich nachträglich korrigiert werden, bis es allerdings so weit ist, verstreicht noch zu viel Zeit. Man stelle sich nur mal vor, bei Italiens Konter wäre das 1:0 für die «Azzurri» gefallen.
Nichtsdestotrotz: Der Videobeweis muss und wird kommen, beim Tempo muss die FIFA aber definitiv noch nachlegen. Der Fussball-Weltverband, der unlängst beschlossen hat, dass der «Video Assistant Referee» auch an der WM 2018 in Russland zum Einsatz kommen wird, zeigte sich bislang unbeeindruckt von der Kritik. «Wir hatten bislang nur positives Feedback», sagte Präsident Gianni Infantino zuletzt am FIFA-Kongress in Bahrain.
Nach der U20-WM wird der Videobeweis auch noch am Confed Cup und an der Klub-WM getestet, bis es an der WM in Russland ernst gilt. Spätestens dann müssen alle Kinderkrankheiten ausgemerzt sein.