Zwei Tore im Prestige-Duell gegen Paris Saint-Germain in der Champions League! Die 0:3-Schmach vom Hinspiel hat Corentin Tolisso so fast im Alleingang wieder gut gemacht. Nach einem halben Jahr bei Bayern München hat der Rekordtransfer der Klubgeschichte die grosse Bühne endlich genützt und gezeigt, zu was er fähig sein kann.
Corentin wer? Als Bayern München in diesem Sommer den 41,5-Millionen-Transfer des 23-jährigen Franzosen verkündete, konnte so mancher Bayern-Fan mit dem Namen Corentin Tolisso nicht viel anfangen. 41,5 Millionen Euro für einen relativ unbekannten Franzosen ... Die Erwartungen waren gross, doch der zentrale Mittelfeldspieler, der von Olympique Lyon kam, konnte sie bislang nicht erfüllen.
In 12 von 14 Bundesliga-Spielen kam der 23-Jährige zum Einsatz, im Schnitt allerdings nur 58 Minuten. Zwei Tore und zwei Assists waren die Ausbeute. Nicht schlecht, aber auch nicht das, was sich die Münchner vom Rekordtransfer erhofft hatten. Zum Glück für Tolisso zog James Rodriguez, der andere prominente Neuzugang, viel Aufmerksamkeit auf sich.
Unter Carlo Ancelotti war «Coco» gesetzt, schliesslich hatte der Italiener sich für die Verpflichtung des fünffachen französischen Nationalspielers stark gemacht. Als dann Jupp Heynckes übernahm, fand sich Tolisso dann des Öfteren auf der Bank wieder. Der Rechtsfuss hat zwar den Vorteil, dass er fast auf jeder Position im Mittelfeld eingesetzt werden kann, als unverzichtbar hat er sich – vielleicht auch deshalb? – allerdings nicht erwiesen.
Tolissos Problem war auch, dass er im zentralen Mittelfeld häufig mit Arturo Vidal zusammen eingesetzt wurde. Beide sind ähnliche Spielertypen – kräftig gebaut, giftig, zweikampf- und kopfballstark – mit viel Offensivdrang und ergänzten sich eher schlecht als recht. Zwei Vidals waren einer zu viel.
Gegen PSG durfte Tolisso nun mit Sebastian Rudy ran, Vidal und Javi Martinez mussten auf die Bank. So konnte der Franzose sein Potenzial besser ausschöpfen. Während Rudy die defensive «Drecksarbeit» übernahm, schaltete sich Tolisso immer wieder in die Offensive ein und nutzte dort seine Abschlussstärke zweimal perfekt aus.
Trainer Jupp Heynckes war nach der Partie voll des Lobes:
Tolisso spielte frei von der Leber auf, was aber nicht zwingend an den Anweisungen des Trainers lag. Oft verstehe er Heynckes noch gar nicht, gestand Tolisso nach dem Spiel. «Franck und Kingsley» müssten ihm vieles noch übersetzen. Der Franzose hat also noch Steigerungspotenzial – allerdings nicht nur sprachlich, sondern auch fussballerisch. (pre)