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Schon wieder ist Nati-Pause: Erlöst uns endlich davon

Auch Luis Suarez kann es kaum fassen: Es ist bereits wieder Nati-Pause.
Auch Luis Suarez kann es kaum fassen: Es ist bereits wieder Nati-Pause.
Bild: MARCELO DEL POZO/REUTERS

Da schmerzt das Herz, es ist schon wieder Nati-Pause! Erlöst uns endlich von diesem Müll – in vier Stunden habe ich eine bessere Lösung entwickelt

Bereits zum vierten Mal in diesem Jahr ist Nati-Pause. Diese häufigen Unterbrüche im Klubfussball nerven derart, dass die Pausen mehr Qual als Quali sind. Statt nur zu lamentieren, habe ich Lösungsansätze ausgearbeitet.
06.10.2015, 17:5306.10.2015, 19:00
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Der Hunger nach Fussball wurde vergangene Woche perfekt gestillt. Es war sogar ein richtiges Festmahl. Verwöhnt wurden wir bereits am Dienstag und Mittwoch, als die Champions League auf dem Menüplan stand. Dazu das Amuse-Bouche Europa League mit Sion und Basel am Donnerstag zur Überbrückung auf das fantastische Wochenende. Am Sonntag gab es dann sogar einen fussballerischen Gourmet-6-Gänger mit Everton–Liverpool, Bayern–Dortmund, Arsenal–Man United, Atlético–Real, Milan–Napoli und PSG–Marseille. 

Das Wochenende ist gut verdaut, es ist schon wieder Dienstag, eigentlich Zeit für die Königsklasse oder zumindest eine Vollrunde in den europäischen Topligen oder im Pokal. Aber Moment, es ist wieder mal Nationalmannschafts-Pause! Das liegt schwer im Magen.

Die mühsame Pflichtaufgabe mit der Nati

Grundsätzlich ist die Nationalmannschaft ja etwas sehr schönes. Wenn für einige Tage der Kantönli- und Klubgeist dem Nationalstolz weicht und das ganze Land mitfiebert. Allerdings würde dies eigentlich einmal im Jahr reichen. 

Zumal die Qualifikation für die EM mit dem neuen Modus derart vereinfacht wurde, dass man aus Schweizer Sicht nicht mehr wirklich mitfiebern muss. Spoiler-Alarm: Die Schweiz wird sich für die EM-Endrunde in Frankreich qualifizieren – da kann noch so sehr künstliche, mediale Spannung aufgebaut werden. 

Die Nase der Nation? Die grosse Frage vor dem Spiel gegen San Marino lautet, ob Torhüter Yann Sommer mit seiner gebrochenen Nase auflaufen kann. Torhüter-Probleme gegen SAN MARINO?
Die Nase der Nation? Die grosse Frage vor dem Spiel gegen San Marino lautet, ob Torhüter Yann Sommer mit seiner gebrochenen Nase auflaufen kann. Torhüter-Probleme gegen SAN MARINO?
Bild: freshfocus

Auch für andere starke Fussballnationen (an dieser Stelle wird Holland grosszügig ausgeklammert), sind die Länderspiel-Pausen nichts anderes als mühsame Pflichtaufgaben. Mehr Qual als Quali. 

Die Täler der Tränen während den Nati-Pausen

Nach März, Juni und September ist es bereits die vierte Nati-Pause in diesem Jahr. Mitte November steht übrigens schon die nächste an. Da fällst du automatisch in eine «Der-Klubfussball-pausiert–Depression», das «Tal der Tränen» hält während zwei Wochen an.

Es wiederholt sich: Diese Grafik haben wir letzen November während der Natipause erstellt – geändert hat sich nicht viel.
Es wiederholt sich: Diese Grafik haben wir letzen November während der Natipause erstellt – geändert hat sich nicht viel.
bild: watson/sandro zappella

Die Nati-Pause ist für Fussball-Liebhaber immer wieder schwer zu akzeptieren. Als nähme man einem Kind für zwei Wochen die megacoole Actionheld-Spielfigur weg und legt ihm stattdessen eine Gummiente hin. Man kann sich zwar beschäftigen, es ist aber einfach nicht das Gleiche. 

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Nicht nur für Fans, auch den Klubs ist die Länderspiel-Pause ein Dorn im Auge. Vereine kämpfen während der intensiven Meisterschaft und im Europapokal mit Verletzungssorgen. Physische und psychische Regenerationsphasen für die Spieler wären da wichtig. Gibt es jedoch mal keine englische Woche, müssen die Leistungsträger oft für die Nationalmannschaft freigegeben werden. Manchester United und Chelsea müssen zum Beispiel je 18 Spieler für Nationalmannschaften abstellen. An einen geordneten Trainingsbetrieb bei Spitzenklubs ist nicht zu denken.

Beispiel Chelsea: Nur Loic Rémy wurde in der letzten Länderspiel-Pause nicht aufgeboten.
Beispiel Chelsea: Nur Loic Rémy wurde in der letzten Länderspiel-Pause nicht aufgeboten.
bild: transfermarkt.de

Auch für die Spieler selbst ist die Nati-Pause eine zusätzliche Belastung: Cristiano Ronaldo absolvierte im letzten Jahr 54 Pflichtspiele für Real Madrid. Dazu kommen während der langen Qualifikationsphase noch acht bis zehn Natispiele pro Jahr – aufgeteilt in etwa fünf Zusammenzüge, die mit weiteren Reisestrapazen verbunden sind. Natürlich sagt ein Spieler der Nationalmannschaft nicht ab, man ist ja stolz, das Trikot tragen zu dürfen.

Andere Lösungsansätze

Auch wenn die Nati-Pause noch so schwer fällt, sie muss einfach sein. Tatsächlich, muss sie das? Fakt ist, für die Grossanlässe muss eine Qualifikation gespielt werden. Schliesslich kämpfen 54 Nationen um die 24 Plätze an der Europameisterschaft 2016 in Frankreich. Doch braucht es dafür wirklich eine nicht enden wollende einjährige Qualifikationsphase? 

Es gibt verschiedene Lösungsansätze, welche sich die UEFA für die nächste EM-Quali überlegen könnte. Die einfachste: Kleinere Gruppen, weniger Spiele. Durch die aktuellen 6-er Gruppen mit Hin- und Rückspielen sind 10 Spiele garantiert. Für einige Teams kommen sogar noch zwei Playoff-Partien dazu. Weshalb kann eine EM-Endrunde nach zwei Gruppenspielen vorbei sein, in der Qualifikation müssen es aber mindestens 10 Partien sein? 

Sollte die Qualifikationphase für Grossanlässe angepasst werden?

Ein anderer, etwas komplexerer Denkanstoss: Weshalb wird nicht ein Qualifikationsturnier gespielt? Während den Grossanlässen zählt die Tages- und Wochenform. Weshalb sollte dies in der Qualifikation anders sein? Drei Spiele, in denen es um alles oder nichts geht. Grosse Spannung wäre garantiert, wenn sich die Spiele auf eine kurze Zeitspanne reduzieren. Zwei Wochen Nati-Euphorie statt Unterbrüche über die ganze Saison verteilt. 

So könnte die Qualifikation für die EM 2020 aussehen
Qualifikationsturnier im Sommer 2019: Die Qualifikation läuft über rund zwei Wochen. Ausgetragen in den Ländern und Stadien, an denen die EM 2020 stattfinden wird. Quasi ein Confed-Cup – nur mit mehr Sinn.

Die Zwergenquali: Die 12 schlechtesten der 54 Nationen des UEFA-Rankings spielen eine ausgeloste Quali-K.o.-Runde mit Hin- und Rückspiel gegeneinander. Sechs Teams fallen weg, es bleiben 48 Mannschaften.

Der Modus: Die 48 verbleibenden Teams spielen in 12 Vierergruppen (ausgelost, mit verschiedenen vom Koeffizienten abhängigen Lostöpfen). Wie in der Gruppenphase einer EM oder WM spielt in der Gruppe jeder gegen jeden, die jeweils zwei besseren qualifizieren sich für die Endrunde.

Jetzt ist deine Meinung gefragt. Machen die Vorschläge des Autoren Sinn? Sind es gute Ansätze aber nicht fertig gedacht, was müsste man ändern? Hast du selbst eine gute Idee, wie die Qualifikation anders gehandhabt werden kann oder bist du komplett zufrieden? Schreib deine Meinung ins Kommentarfeld.

Fussballstar trifft Kuh: Die Nati-Zusammenkunft in Feusisberg

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Fussballstar trifft Kuh: Die Nati-Zusammenkunft in Feusisberg
Die Kuh schaut ganz genau: Wer steigt denn da aus dem Mini Cooper?
quelle: freshfocus / steffen schmidt/freshfocus
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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Zürii
06.10.2015 18:24registriert Februar 2014
Die Unterbrüche auf 2 im Jahr aufteilen. In der ersten Pause werden während 3 Wochen alle 5 Hinspiele gespielt und in der zweiten Pause in 3 Wochen alle 5 Rückspiele.
Wär doch was.
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iceman999
06.10.2015 19:03registriert Mai 2015
Als Fussballfan bin ich mit dem Autor absolut einer Meinung. Aber die "romantischen" Ideen werden wegen einem einfachen Grund niemals bei den Mächtigen anklang finden - Geld. Mehr Spiele = mehr Fernsehen = mehr Sponsoren = mehr Geld. Simple as that.
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