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«Ernsthafte Planungen, etwas zur Explosion zu bringen» – Länderspiel zwischen Deutschland und Holland kurzfristig abgesagt

Polizisten durchsuchen vor Spielbeginn das Stadion in Hannover.
Polizisten durchsuchen vor Spielbeginn das Stadion in Hannover.
Bild: Markus Schreiber/AP/KEYSTONE

«Ernsthafte Planungen, etwas zur Explosion zu bringen» – Länderspiel zwischen Deutschland und Holland kurzfristig abgesagt

Rund 90 Minuten vor dem geplanten Anpfiff ist das Fussball-Länderspiel Deutschland – Holland abgesagt worden. Der Polizeipräsident der Stadt Hannover sagte: «Es gab ernsthafte Planungen, etwas zur Explosion zu bringen.»
17.11.2015, 19:2317.11.2015, 21:48
Ralf Meile
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Das Fussball-Länderspiel zwischen Deutschland und Holland in Hannover ist abgesagt worden. «Es war beabsichtigt, einen Sprengsatz im Stadion zu zünden», sagte Hannovers Polizeipräsident Volker Kluwe im NDR. Man habe diese Warnung sehr ernst genommen. «Der entscheidende Hinweis hat uns etwa 15 Minuten nach der Öffnung der Stadiontore erreicht.»

Nach Informationen der «Kreiszeitung» soll angeblich ein Rettungswagen mit Sprengstoff entdeckt worden sein. Dazu gäbe es keine Informationen, dementierte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius an einer Medienkonferenz.

An dieser nahm auch der deutsche Innenminister Thomas de Maizière Stellung. «Die Absage erfolgte aus Gründen des Schutzes der Bevölkerung. Die Absage kam spät. Das liegt daran, dass die Verdichtung der Hinweise und die darauf folgende Abwägung nicht früher möglich war.»

«Wir sind uns einig, auch und gerade nach dem heutigen Abend: Dass wir nicht bereit sind, unsere Lebensweise grundsätzlich zu ändern. Wir wollen an Bundesligaspiele, an Weihnachtsmärkte, Volksfeste feiern und das wird so bleiben!»
Thomas de Maizière, deutscher Innenminister

Details werden geheim gehalten

«Was hätte passieren können? Was war der Gefährdungsgrund, weshalb Sie abgesagt haben? Wie war der zeitliche Ablauf? Ich verstehe diese Fragen. Aber verstehen Sie bitte, dass ich darauf keine Antwort geben möchte. Warum? Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern. Ein Teil dieser Antworten würde unser Verhalten in Zukunft erschweren. Ich bitte die deutsche Öffentlichkeit um einen Vertrauensvorschuss gegenüber den Behörden. Wir hatten gute Gründe, so zu entscheiden. Aber es hilft nicht weiter, die Einzelheiten so darzulegen, dass ihre verständliche Neugier befriedigt wird.»

Innenminister de Maizière an der Medienkonferenz.
Innenminister de Maizière an der Medienkonferenz.
Bild: MORRIS MAC MATZEN/REUTERS

Ihm als Bundesinnen- und Sportminister sei die Entscheidung nicht leicht gefallen, betonte de Maizière. Er könne aus taktischen Gründen nicht näher auf die Art der Hinweise eingehen. «Wir alle hatten uns auf das Spiel gefreut. Es war eine besondere Geste auch des Fussballs. Umso bitterer ist eine solche Entscheidung und umso schwerer ist sie uns gefallen. Aber in solch einer Lage hat im Zweifel der Schutz der Menschen Vorrang. Und diesem Zweifel sind wir heute deswegen gefolgt.»

Teams noch nicht im Stadion

«Die Menschen machen sich sehr gesittet, sehr geordnet auf den Heimweg», berichtete n-tv-Reporter Alexander Oetker unmittelbar nach der Absage, «wir sind hier weit von einer Panik entfernt.» Die Deutsche Nationalmannschaft war zum Zeitpunkt der Absage noch nicht im Stadion. Sie befinde sich an einem sicheren Ort, wurde mitgeteilt.

Festnahmen gab es bislang keine. Man habe bislang auch keinen Sprengstoff gefunden, sagte Niedersachsens Innenminister Pistorius.

«Konkrete Gefahrenlage für ganz Hannover»

Die Polizei nannte zunächst keine Gründe, die zur Absage führten. Nach Informationen von «Spiegel Online» wurde am Stadion ein den Behörden bekannter sogenannter Gefährder gesichtet. Daraufhin habe der Niedersächsische Innenminister Boris Pistorius die Notbremse gezogen.

Der NDR zitierte Polizeipräsident Volker Kluwe. Dieser sprach von einer «konkreten Gefahrenlage für ganz Hannover. Es gab ernsthafte Planungen, etwas zur Explosion zu bringen.»

Der Nachrichtenagentur Sport-Informations-Dienst sagte Hannovers Bürgermeister Stefan Schostok: «Sicherheit geht immer vor. Es ist eine Befürchtung, die man immer hat. Ich vertraue der Polizei, dass sie hier die richtige Entscheidung getroffen hat. Wenn eine Gefährdungslage vorliegt, dann müssen solche Schritte eingeleitet werden.»

Auch Merkel wäre dabei gewesen

Eine Stunde vor der Absage hatte die Polizei wegen des Fundes eines verdächtigen Gegenstandes einen Bereich vor dem Stadion abgesperrt. Nach eingehender Kontrolle wurde jedoch Entwarnung gegeben.

Der Beginn der Partie war auf 20.45 Uhr geplant. Auch der Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel war vorgesehen. Nach den Anschlägen von Paris war der Partie in Hannover auch symbolische Bedeutung zugekommen: Die Anschläge ereigneten sich während eines deutsch-französischen Länderspiels in Paris. Vor der Partie sollte deshalb in Hannover auch die französische Nationalhymne «La Marseilleise» abgespielt werden.

Zuvor war bereits ein Testspiel in Brüssel zwischen Belgien und Spanien abgesagt worden. Der belgische Fussballverband entschied sich dazu aufgrund einer Empfehlung der nationalen Behörden und in Absprache mit der spanischen Nationalmannschaft.

Heute gibt's keinen Fussball in Hannover: Fans vor dem Stadion.
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Bild: Markus Schreiber/AP/KEYSTONE

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