In einem dürren Communiqué teilte GC am Morgen vor dem Kellerduell gegen Vaduz mit, dass es seinen Captain suspendiert habe. Der Match ging ohne Vero Salatic mit 0:1 verloren. «Sportlich ist das ein Verlust, dass er nicht dabei ist», sagte Trainer Michael Skibbe, «aber der Verwaltungsrat hat so entschieden.»
Die Suspendierung sei «aufgrund verschiedener Vorfälle und Unstimmigkeiten in den vergangenen Wochen» getroffen worden, heisst es in den 52 Worten der GC-Mitteilung. Mehr Auskünfte gäbe es erst nach der «endgültigen Klärung der Situation», womit klar ist, dass die Suspendierung lediglich eine vorübergehende Massnahme ist. Sie gilt auch für die Trainings. Hausverbot wurde Salatic nicht erteilt, er sass mit seiner Familie auf der Tribüne und posierte lächelnd für Fanfotos.
Dass es zu einer Versöhnung zwischen Trainer und Captain kommt, scheint unrealistisch zu sein. Das Tischtuch ist zerschnitten, was die Aussage von Salatic' Berater Milos Malenovic zeigt. Der Anwalt habe zum Schweigen geraten, lässt dieser verlauten. Ist die Situation zwischen Arbeitgeber und -nehmer erst einmal so eskaliert, dass Anwälte ins Spiel kommen, gibt es keine friedliche Lösung.
Skibbe selber dürfte den Spieler kaum begnadigen, nach dessen angeblichen, wiederholten Aussagen, der Trainer sei faul und unpünktlich. Sollte der GC-Verwaltungsrat um Präsident Stephan Anliker bei Skibbe durchdrücken, dass er Salatic wieder in den Kader aufnimmt, brüskiert er den Deutschen und schwächt seine Position erheblich.
Es ist in der Szene ein offenes Geheimnis, dass YB-Trainer Uli Forte den 28-jährigen Defensivspieler gerne in seinem Team sähe. Als Forte noch bei GC amtete, war Salatic sein verlängerter rechter Arm auf dem Spielfeld. YB-Sportchef Fredy Bickel sagte im SRF, sein Klub sei «leider oder glücklicherweise sehr gut aufgestellt im zentralen Mittelfeld. Für den Moment stimmt es bei uns.» Gelingt es Forte, die Berner Geldgeber von einem Transfer zu überzeugen?
Laut der NZZ soll Salatic bei den Grasshoppers einen Fixlohn von 800'000 Franken im Jahr erhalten. Eine solche Summe können in der Schweiz nur Basel, YB und der FC Zürich bieten. Basel hat kaum Verwendung für Salatic, der seine Qualitäten ohnehin seit Jahren zu überschätzen scheint. Und beim FCZ läuft's einerseits rund, andererseits wäre ein Transfer des GC-Captains ausgerechnet zum Stadtrivalen ein sehr merkwürdiger Vorgang.
Das Fenster für Transfers ins Ausland ist noch bis morgen um Mitternacht geöffnet. Wechsel innerhalb der Schweiz können bis Ende September getätigt werden.
Ein Gedankenspiel, das vielleicht auch im Verwaltungsrat des Zürcher Grasshopper Clubs überlegt wird: Das Problem könnte sich auch von selber lösen. Nach der Länderspielpause trifft GC in der Meisterschaft auf Basel und im Cup auf Xamax. Zuerst eine «Flättere», ein 0:5 oder ein 1:7 gegen den Meister und danach ein Ausscheiden gegen die hochmotivierten Neuenburger auf ihrem Weg zurück in den nationalen Fussball?
Grasshopper qui perd au Letzi contre Vaduz, Salatic écarté... Exploit possible pour @NeXamax dans trois semaines ? :) #AllezXamax
— El Tibo de Oro (@FinallyTibo) 31. August 2014
Diese Ergebnisse, der miese Saisonstart und die Vorkommnisse im Fall Salatic wären wohl zuviel des Guten für Michael Skibbe, obwohl GC den Vertrag mit seinem Trainer vor der Saison frühzeitig bis im Sommer 2016 verlängert hat. Im Falle einer Entlassung des Trainers könnte mit Salatic wenigstens eine Leaderfigur reaktiviert werden. Der Mittelfeldspieler besitzt noch einen Kontrakt bis 2017 als Spieler und er soll danach zwei weitere Jahre im Verein beschäftigt werden.
Nach zwei sportlich fetten Jahren mit einem Cupsieg und zwei zweiten Plätzen in der Meisterschaft läuft es in dieser Saison überhaupt nicht bei den Grasshoppers. Einerseits lebte das Team in dieser erfolgreichen Phase wohl über seinen Verhältnissen, andererseits konnten die Abgänge von tragenden Säulen wie jene von Goalie Roman Bürki oder der Torschützen Izet Hajrovic und Shkelzen Gashi nicht adäquat ersetzt werden.
Dass nun der Streit zwischen dem Trainer und dem Captain, hinter dem wohl auch mehrere andere Spieler stehen, eskaliert und in der Öffentlichkeit ausgetragen wird, sorgt bestimmt nicht dafür, dass sich die Lage rasch bessert.
GC schaltete im Verlaufe des Tages übrigens eine weitere Meldung auf seiner Website auf. Es war der Spielbericht zur Niederlage gegen den Aufsteiger Vaduz. Sie nahm – Nordkorea lässt grüssen – keinerlei Bezug zum Thema des Tages im Letzigrund. Das Fehlen des Captains war lediglich eine Fussnote wert, als Bemerkung im Telegramm.