Auf Probe kommt ab dieser Saison in der Bundesliga der Videobeweis zur Geltung. In Deutschland nehmen die Video-Assistenten in einem Replay-Studio Platz und es gibt genau vier Spielsituationen, in welchen sie eingreifen dürfen. Dies sind:
Es muss ausserdem eine klare Fehlentscheidung vorliegen, bei Situationen, in welchen der Schiedsrichter Ermessensspielraum hat, dürfen sich die Video-Schiedsrichter nicht melden. Auch der Unparteiische auf dem Platz verfügt übrigens über bewegte Bilder, die er sich am Spielfeldrand ansehen könnte. Er hat in jedem Fall das letzte Wort.
Wie am Confederations Cup in Russland demonstriert, muss der Schiedsrichter auch in der Bundesliga auf sein Ohr zeigen, wenn ein Gespräch mit dem Video-Assistenten stattfindet. Möchte der Schiedsrichter eine Szene auf dem Monitor am Spielfeldrand selber nochmals anschauen oder ändert er eine Entscheidung, so muss er symbolisch die Umrisse eine Bildschirms in die Luft zeichnen.
Kommt der Video-Assistent zum Einsatz, erhalten auch die Fans vor dem Fernseher die entscheidenden Kameraperspektiven. Lutz Michael Fröhlich, Chef der DFB-Schiedsrichterkommission, meint gegenüber dem «Kicker»: «Die Schiedsrichter sind gut vorbereitet und wurden unter der Projektleitung von Hellmut Krug intensiv geschult. Es wäre fatal, wenn man sich in der Einführungsphase schon in Details verliert. Hier ist auch Geduld bei allen gefragt. Es ist ein Entwicklungsprojekt!»
Wie und in welcher Form der Video-Assistent dauerhaft zum Einsatz kommt, entscheided das International Football Association Board, die höchste Regelkommission der Welt, im Frühling 2018.
Gekoppelt an die Einführung des Videoentscheids ist eine Regeländerung bezüglich Gelben Karten. Fordert nun nämlich ein Spieler die Überprüfung durch den Video-Assistenten, wird er verwarnt. Ebenfalls mit Gelb sanktioniert wird das Betreten der Review Area auf Höhe der Mittellinie. Der Ort, an welchem der Schiedsrichter selber auf Bewegtbilder zurückgreifen kann, darf niemand sonst betreten.
Ganz allgemein bestrafen die Schiedsrichter Spieler, die für einen Gegner eine Verwarnung fordern. Hier soll strenger vorgegangen und konsequent Gelb gezeigt werden. Nicht mehr nötig ist eine Gelbe Karte bei der Verhinderung eines aussichtsreichen Angriffs im Strafraum.
Erstmals überhaupt wird in der Bundesliga eine Frau als Unparteiische eingesetzt. Bibiana Steinhaus, die Polizistin aus Hannover, gibt mit 38 Jahren ihr Debüt.
Aufgrund der Altersgrenze von 47 Jahren nicht mehr im Einsatz sind die bekannten Schiedsrichter Wolfgang Stark (344 Bundesligaspiele), Günter Perl (180) und Dr. Jochen Drees (142). Jüngere Kandidaten wurden nachgezogen. Schiri-Boss Fröhlich äussert sich im «Kicker» folgendermassen: «Wir haben das Team stark verjüngt und damit quasi einen Generationswechsel vollzogen. Es ist logisch, dass die jungen Schiedsrichter nicht auf dem gleichen Niveau sein können wie ein langjähriger erfahrener FIFA-Schiedsrichter. Aber wir sind mit der Entwicklung bisher sehr zufrieden.»
Ab der neue Bundesliga-Saison erhalten Schiedsrichter in der Bundesliga deutlich mehr Lohn. Pro Partie gibt es neu 5000 Euro statt wie bisher 3800 – eine Steigerung von über 30 Prozent. Fröhlich meint hierzu: «Klar, im Kontext zu vielen Berufen in der Gesellschaft ist das eine auf den ersten Blick starke Summe. Im Kontext zu dem Milliardengeschäft Bundesliga und zu der Verantwortung, die den Schiedsrichtern in diesem Geschäft inzwischen zugeschrieben wird, relativiert sich das dann allerdings wieder.» (rst)