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So könnten Pierluigi Tamis nächste Monate im GC-Haifischbecken aussehen – wenn wirklich alles saumässig blöd läuft 

Der neue GC-Trainer blickt in eine ungewisse Zukunft.
Der neue GC-Trainer blickt in eine ungewisse Zukunft.Bild: KEYSTONE
Worst-Case-Szenario

So könnten Pierluigi Tamis nächste Monate im GC-Haifischbecken aussehen – wenn wirklich alles saumässig blöd läuft 

Nach mehr als zehn Jahren solider Arbeit mit diversen Junioren-Natis wagt Pierluigi Tami den Sprung aus dem warmen SFV-Nest. Ausgerechnet beim Pulverfass GC will der 53-jährige Tessiner seiner Karriere neuen Schub verleihen. Das könnte durchaus in die Hose gehen ...
16.01.2015, 06:4716.01.2015, 08:57
Alex Dutler
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Januar 2015

Pierluigi Tami muss seine Reise ins Trainingslager nach Marbella bedingt durch den brutalen GC-Sparkurs leider selbst bezahlen. Axel Thoma, der alte Fuchs, hat das Sekunden vor der Vertragsunterzeichnung noch so durchgesetzt. Die Änderung wird vom Sportchef höchstpersönlich mit einem gemopsten FC-Wil-Kugelschreiber vorgenommen.

Tami versucht, die Reise über seine alte Sekretärin beim SFV zu organisieren. Diese antwortet demonstrativ nicht auf seine Mails – und das, obwohl er für sie vor zwei Wochen noch eine Schachtel Kirschstängeli aus Ottmar Hitzfelds vergessener Trainingstasche stibitzt hat.

Der neue GC-Trainer ist stinkig, fliegt dann aber mit Easyjet via Paris und Amsterdam Richtung Marbella. Nach 38 Stunden Reisezeit trifft er seine Spieler im Hotel und will sofort die erste Teamsitzung abhalten. Stattdessen zwingt Vero Salatic den Tessiner, in der Lobby zu tanzen und Nöggis Evergreen «I bin en Italiano» zu singen.

Du bisch e caibe Nette, häsch goldigi Uhrekette, häsch villi Gäld im Sac und eigeni Barac.video: youtube/MrMetzgerro

Februar 2015

Pierluigi Tami erscheint beim Rückrundenauftakt gegen den FC Basel erst zwölf Minuten nach Anpfiff im Letzigrund. Der Grund: Er ist auf der Suche nach dem Hardturmstadion stundenlang vergeblich durch Zürich geirrt. Schliesslich wird Tami von drei ZVV-Kontrolleuren mit FCZ-Tattoos und Stiernacken aufgegriffen, als er sich gerade halb erfroren im Bus aufwärmt. Sie eröffnen ihm missmutig, dass sein von Klubmäzen Reinhard Fromm zur Verfügung gestelltes Generalabonnement in Wirklichkeit nur eine Cumulus-Karte ist.

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bild: watson

In Abwesenheit des neuen Trainers macht der zufällig anwesende Michael Skibbe gegen Basel noch einmal die Aufstellung. Er schickt Vero Salatic sofort nach Hause und sagt, es sei nicht persönlich. Tami kann es nicht mehr richten. GC verliert ohne seinen Leitwolf 0:6.

März 2015

GC gewinnt zwar das Derby gegen den FCZ im Cup-Viertelfinal, doch nach drei weiteren Liga-Niederlagen gegen YB, Aarau, und St. Gallen ist die Mannschaft in der Super League auf den vorletzten Platz abgerutscht. Als Motivationsspritze organisert Pierluigi Tami vor dem Kellerduell gegen Luzern einen bunten Abend bei seiner Mama im Tessin. Leider hobelt sie Schweinswurst unter die Polenta, worauf sich der gläubige Moslem Nassim Ben Khalifa wutentbrannt absetzt. 

Ohne den verschwundenen Angreifer gelingt GC auch gegen den FCL kein Tor. Während der gesamten zweiten Halbzeit sitzt Tami stumm auf der Bank und blättert resigniert in einem vergilbten Fotoalbum von Olympia 2012. Als er ein Bild von «Twitter-Amok» Morganella sieht, flüstert er zärtlich: «Ich vergebe dir» und vergiesst einsam einige Tränen.

Zu allem Überfluss pfeift Schiedsrichter Adrien Jaccottet in der 98. Minute beim Stand von 0:0 einen Penalty gegen die Hoppers. Tomislav Puljic verwandelt gegen Davari mit der Hacke. GC verliert mit 0:1 und fasst die rote Laterne. Nach Spielschluss stellt Tami in den Katakomben die legendäre «Rekordmeister»-Szene von Ricardo Cabanas nach.

Genau so, nur mit ein bisschen mehr Akzent.video: youtube/Kanal von Paganini6000

April 2015

In dieser Krise hilft es nicht, dass Tami drei Mal pro Woche bis spät in die Nacht bei Präsident Stephan Anliker als Babysitter aushelfen muss. So hat er sich die «Nachwuchsförderung» nicht vorgestellt! Das Training am nächsten Morgen übersteht Tami jeweils nur mit Koffeintabletten. Ein «Blick»-Fotograf erwischt ihn beim Kauf derselben in einer Apotheke. Sofort startet das Blatt eine neue «Tamiflu»-Kampagne.

Mai 2015

Auf Anraten von Axel Thoma zieht Pierluigi Tami im Abstiegskampf andere Saiten auf. Die Spieler dürfen ab sofort nicht mehr «Du» zu ihm sagen und müssen ihre Socken selber waschen. Vor dem Training konfisziert Tami die Selfie-Stange von Amir Abrashi, bastelt daraus einen Teppichklopfer – und stellt diesen in die Garderobenecke. Dazu wedelt er drei Mal mahnend mit dem Finger. 

Die jungen Wilden verstehen nur Bahnhof und beschäftigen sich wieder mit der watson-App auf ihren Handys. Nur der 36-jährige Stéphane Grichting ist durch die väterliche Drohgebärde derart eingeschüchtert, dass er Rotz und Wasser heult. Am nächsten Tag spult er im Cuphalbfinal gegen Münsingen 24,3 Kilometer ab und erzielt elf Tore. GC steht im Cupfinal.

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bild: watson/keystone

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Juni 2015

Durchatmen! GC rettet am letzten Spieltag doch noch den Klassenerhalt. Und auch im Cupfinal scheint der erste grosse Triumph unter Pierluigi Tami nach 89. Minuten bereits in trockenen Tüchern zu sein.

Die Hoppers spielen sich im St. Jakob-Park in einen Rausch und führen gegen die überforderten Amateure vom FC Buochs aus der 2. Liga inter mit 15:0. 36'000 GC-Supporter sind live vor Ort – ein Grossteil von ihnen wurde mit Reisebussen in diversen Altersheimen eingesammelt. Trotzdem ist die Stimmung am Siedepunkt. Die Kurve skandiert Tamis Namen, nackte Frauen werfen sich ihm an den Hals. 

Völlig euphorisiert beschliesst der GC-Trainer in der Nachspielzeit, sich selbst auch noch einzuwechseln. Innert vier Minuten trifft er drei Mal per Fallrückzieher und erhöht das Skore auf 18:0. Doch kurz nach dem Schlusspfiff bemerkt der SFV, dass Tamis Spielerpass schon lange abgelaufen ist. GC verliert forfait und die tapferen Buochser bringen endlich wieder einmal einen Pokal in die Innerschweiz.

In der Folge taucht Tami ab. Tagelang wartet die Klubführung vergeblich auf ein Lebenszeichen und gibt schliesslich eine Vermisstmeldung auf. Ein Doppelgänger, der während der verzweifelten Suche von der Zürcher Stadtpolizei am Hauptbahnhof aufgegriffen wird, entpuppt sich als rumänischer Sinti. Schliesslich kündigt Tami via Whatsapp seinen Vertrag: «Alles scheisse, mache Schluss. YOLO»

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Bild: watson/keystone

Wenige Tage später wird Tami am Lago Maggiore gesichtet. Er hat seine alten SFV-Kleider wieder aus dem Schrank geholt, aber ansonsten dem Fussball abgeschworen. Seinen Lebensunterhalt will er zukünftig mit einer Glacé-Rikscha verdienen.

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