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Du willst nur das Beste? Voilà:
Alexander Letzsch, Sie sind Vermögensberater auch von Fussballspielern. Haben Sie auch einen richtigen George Best als Klienten?
Alexander Letzsch: Die gibt es sicherlich auch heute noch. Vieles ist mittlerweile sehr glatt gebügelt, nahezu alle Profis haben Image- und PR-Berater. Gerade deshalb fällt es aber eher auf, wenn jemand etwas Ungewöhnliches macht. Insgesamt wird heutzutage allerdings sehr professionell gearbeitet.
Wie viele Fussballer beraten Sie? Über wie viel Geld reden wir?
Das beschränkt sich nicht nur auf den Fussball, sondern erstreckt sich über verschiedene Sportarten hin zu anderen Unterhaltungsbereichen und zu vermögenden Klienten im Allgemeinen. Ich selbst bin verantwortlich für den Raum Deutschland und arbeite unter anderem mit Spielern aus der Bundesliga und der Champions League zusammen. Insgesamt beläuft sich unser verwaltetes Vermögen innerhalb Deutschlands auf rund 3.5 Milliarden Euro.
Cristiano Ronaldo soll mal in einer einzigen Partynacht 140'000 Euro durchgebracht haben. Schlagen Sie als Anlageberater da nicht die Hände über dem Kopf zusammen?
Natürlich, so etwas schockt einen noch immer. Viele Spieler brauchen eine Anleitung. Wer in kurzer Zeit eine Million Euro verdient, wird auf falsche Freunde treffen.
Und da kommen Sie als Vermögensstrukturierer ins Spiel.
Viele Profis sind, gerade in jungen Jahren, unerfahren, nicht nur beim Umgang mit Geld, aber dort wirkt sich die Unerfahrenheit tendenziell am negativsten aus. Deshalb tragen wir den Gedanken des überlegten Umgangs mit Geld an sie heran. Die Dimensionen, in denen man denkt, wenn Namen wie Ronaldo oder Messi fallen, treffen ja auf 99 Prozent der Sportler auch gar nicht zu. Viele im mittleren oder unteren Segment sind gut beraten, zu sparen, ihr Geld zusammenzuhalten und vor allem für die Zeit nach ihrer aktiven Karriere vernünftig anzulegen. Nur müssen sie eben auch jeden Tag trainieren, haben Spiele, Wettkämpfe, PR-Termine. Woher sollen sie die Zeit oder das Fachwissen nehmen, sich um ihr Vermögen zu kümmern?
Wie legt denn der typische Profi sein Geld an?
Es gibt schon den ein oder anderen Zocker, der gerne volles Risiko geht. In der Regel arbeiten wir jedoch mit vorsichtigen Modellen. Ich hatte Fälle, in denen ein 32-Jähriger 2.5 Millionen Euro in bar auf dem Konto liegen hatte, einfach weil er nicht wusste, was er damit anfangen sollte. Natürlich hat er sich einiges gegönnt, weil er ja auch sehr gut verdient hatte und den Rest hat er eben auf das Konto gelegt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man in höheren Ligen eher auf bescheidene, bodenständige Vorstellungen trifft, etwa einen einfachen Hauskauf nach der Karriere.
Tim Wiese kauft teure Autos als Wertanlage, Michael Ballack Kunst. Haben Sie ähnlich ausgefallene Klienten?
Wenn jemand etwas von dem jeweiligen Gebiet versteht, haben wir nichts dagegen. Wir sagen aber auch ganz klar: wenn du davon nichts verstehst, solltest du es lassen oder dir einen Berater suchen, der die nötigen Kenntnisse hat. Einer unserer Klienten hat sich mal an einer Sushi-Bar beteiligt, die hat dann allerdings pleite gemacht.
Es heisst, jeder vierte Profi ist nach der Karriere pleite. Wie kommt das?
Das kann aus unterschiedlichen Gründen passieren. Manche sorgen nicht früh genug vor, bei anderen ist Geldgier das Problem. Wieder andere setzen auf die verkehrten Berater oder investieren falsch. Es kommt auch vor, dass Profis die Vorsicht verlieren, weil sie sich wegen ihres sportlichen Erfolgs unbesiegbar fühlen. Das nimmt immer mehr ab, denn auch die Berater achten mittlerweile darauf, die Spieler umfassend zu unterstützen. Trotzdem kann es natürlich auch heute passieren, dass jemand mit 20 herausragend gut verdient, mit 35 die Karriere beendet und dann mit 40 alles auf den Kopf gehauen hat.
Gibt es diese Bauherren-Modelle noch, mit denen viele Bundesligaprofis nach der Wende baden gingen?
Solche Hypes wie in den 90er-Jahren, als viele Profis in Ostimmobilien investierten, kommen in unterschiedlichen Formen immer wieder vor. Der Anteil der gierigen Menschen, die solche Modelle an die Sportler herantragen, ist überall gleich.
Was sind die heutigen Bauherrenmodelle?
Es gibt zweifelhafte Angebote aus jeder Ecke und vieles ist einer gewissen Mode unterworfen. Da gibt es den Hype, in irgendwelche Start-ups zu investieren und vieles, was ich hier als grauen Finanzmarkt bezeichnen würde. Das geht dann im Extremfall hin zu sogenannten Rip-off-Deals nach dem Motto: «Du bringst 500'000 Euro als Vorschuss, und wir geben dir einen Kredit über 6 Millionen.» Vor solchen Aktionen müssen die Spieler geschützt werden.
Welche Rolle haben die Spielerberater? Sind sie zu einflussreich?
Sie werden mit in die Verhandlungen eingebunden. Bei einem Wechsel ins Ausland beispielsweise gibt es viele Regeln und Gesetze, die eingehalten werden müssen. Die Berater sind für die Spieler nunmal wesentlicher Bestandteil des Alltags. Manche vertrauen einander blind, haben ein geradezu familiäres Verhältnis. Es kommt vor, dass Berater auch nach dem Karriereende ihres Schützlings noch über Vollmachten verfügen.
Inwiefern machen sich die hohen Ablösesummen und Gehälter bemerkbar?
Aufgrund der ständig steigenden Fernseh- und Sponsorengelder wird auch der Kampf um immer jüngere Talente mit immer höheren Summen geführt. Da kann es passieren, dass einer mit 20 Jahren eine Million verdient. So werden Träume geweckt. Deshalb raten wir unseren Klienten dazu, uns schnell zu informieren, wenn sie zum Beispiel ins Ausland wechseln wollen. Es ist Teil meines Geschäfts, die Internationalisierung, die z.B. der Profisport im Allgemeinen erlebt, zu begleiten.
Abschliessend: Wen würden Sie lieber beraten: Pokerspieler Max Kruse oder den eher braven Philipp Lahm?
Am liebsten beide. Wenn alle Klienten gleich wären, wäre der Job sehr eintönig. Ausserdem sind wir nicht die Lebensberater der Spieler. Keiner wird für seinen Lebensstil verurteilt, von mir aus kann ein Spieler extravagant leben, wenn die Gesamtstruktur des Vermögens stimmt. Die Herausforderung liegt gerade darin, mit verschieden Persönlichkeiten zu arbeiten und jeden Einzelnen in einem existentiellen Bereich zu unterstützen.