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Fabian Frei erklärt den Mainz-Sieg gegen die Bayern

Fabian Frei spielt beim Mainzer 2:1-Sieg in München eine zentrale Rolle.
Fabian Frei spielt beim Mainzer 2:1-Sieg in München eine zentrale Rolle.
Bild: Matthias Schrader/AP/KEYSTONE
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Fabian Frei erklärt den Mainz-Sieg gegen die Bayern: «Wir sind halt einfach eine geile Truppe»

Dank dem FSV Mainz 05 ist die Bundesliga wieder spannend. Der Ex-Basler Fabian Frei spricht im Interview über den Sensationscoup in München – und über seinen Schweizer Coach Martin Schmidt.
04.03.2016, 08:2104.03.2016, 09:28
Sebastian Wendel / Aargauer Zeitung
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Barcelona, Arsenal, Dortmund, Wolfsburg – sie alle sind in der Allianz Arena angetreten, um Punkte zu holen. Vergeblich. Wahnsinnige 17 Heimspiele in Folge hat Bayern München gewonnen. Bis zum vergangenen Mittwoch. An diesem Abend versuchen sich die Spieler von Mainz 05 am Himmelfahrtskommando, den Bayern in deren Wohnzimmer ein Bein zu stellen. Und tatsächlich! Es gelingt! 2:1 für die Gäste steht es nach 94 Minuten. Trotz nur 22 Prozent Ballbesitz. Trotz 5:16 Torschüssen.

«Mainz macht die Bayern fassungslos», schreibt die «Süddeutsche Zeitung». In Deutschland danken die Menschen den Mainzern für den Sensationserfolg. Weil das Meisterrennen in der Bundesliga nun wieder spannend ist. Eine Niederlage der Münchner morgen in Dortmund, und den Tabellenersten und -zweiten würden nur noch zwei Punkte trennen.

Ein Konter in der 86. Minute bringt die Entscheidung.
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Aus hiesiger Sicht interessant am geschichtsträchtigen Erfolg: Mit Trainer Martin Schmidt (48) und Mittelfeld-Regisseur Fabian Frei (27) spielen zwei Schweizer zentrale Rollen beim Überraschungsteam der Bundesliga. Die Mainzer No-Name-Truppe, im Sommer noch Abstiegskandidat, schnuppert als Tabellenfünfter an der Champions League. Vor dem Coup in München wurden bereits die personell und finanziell viel besser dotierten Schalke, Leverkusen und Gladbach besiegt. Frei erklärt das Mainzer Fussballmärchen ...

Fabian Frei, für alle, die es in dieser Saison noch schaffen wollen. Wie besiegt man die Bayern in deren Heimstadion?
Man braucht etwas Glück. Einen guten Goalie, der einen Glanztag erwischt. Effizienz – wir haben zwei von drei guten Torchancen verwertet. Und natürlich die richtige Taktik: Wir haben nie die Orientierung verloren, hatten die Bayern-Kombinationen im Griff. Ihr Tor fiel nach einem Weitschuss – das kann passieren.

Das kann nicht alles sein.
Dinge wie eine gute Defensivordnung und kämpferische Leidenschaft sind Grundvoraussetzungen. Und man muss sich bewusst sein, dass man dem Ball meistens hinterherrennt. Wir sind zudem mit breiter Brust angetreten, nachdem wir vorhin bereits gegen grosse Teams gewonnen haben. Und wir sind halt einfach eine geile Truppe...

Ex-Mainz-Trainer Jürgen Klopp lacht sich nach der Bayern-Niederlage schlapp.
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Sie dürften besondere Genugtuung verspüren: Es war Ihr erster Auftritt in der Allianz Arena seit dem 0:7 mit dem FC Basel vor vier Jahren ...
... jetzt kommen Sie auch noch damit. Damit haben mich in der Kabine schon die Kollegen gehänselt. Schön, muss ich nicht mehr sagen, das letzte Spiel in München war eine 0:7-Packung.

Jetzt auf

Trainer Martin Schmidt hat gesagt, er habe in der Spielvorbereitung nur vom Sieg gegen Bayern gesprochen. Denkt man da als Spieler nicht, der Trainer ist verrückt?
Stimmt, eine Niederlage war nie Thema. Aber er hat nicht gesagt, wir werden mit Sicherheit gewinnen. In diesem Fall hätte ich auch die Augen verdreht. Er hat gesagt, dass unser Plan die Bayern zu Fehlern zwingen wird.

Wie habt Ihr den Sieg gefeiert?
An der Hotelbar gab's noch ein, zwei Bier, das war speziell. Mehr nicht. Am Sonntag geht's weiter gegen Darmstadt. 40 Punkte sind unser Saisonziel ...

39 habt ihr bereits – nach 24 von 34 Spieltagen. Haben Sie eine Champions-League-Prämie im Vertrag?
Ganz ehrlich: keine Ahnung. Aber sollte es so weit kommen, rechne ich schon mit einem Batzen.

Die Tabellenspitze

Bild
bild: screenshot srf

Für Sie war es nach langer Verletzungspause der zweite Einsatz in der Startelf. Waren Sie irritiert, zunächst Ersatzspieler zu sein?
Ich war lange weg, die Mannschaft spielte gut – da würde ich auch nicht wechseln. Ich habe das akzeptiert, dem Trainer aber schon gesagt, dass ich bald mit mehr Einsätzen rechne. Martin Schmidt hat mir immer positive Signale ausgesendet.

Martin Schmidt ist mit Mainz auf gutem Weg ins internationale Geschäft.
Martin Schmidt ist mit Mainz auf gutem Weg ins internationale Geschäft.
Bild: Sebastian Widmann/Witters

Erklären Sie uns den Erfolg der Mainzer No-Name-Truppe.
Spieler, Trainer, Vorstand, Fans – alle wissen, welche Möglichkeiten wir haben im Vergleich mit der Konkurrenz. Wenn wir am Ende Achter sind, würden die Menschen das immer noch als gute Saison bezeichnen. Die Mannschaft wurde so zusammengestellt, dass es keinen Platz für Egoismen hat. Der Zusammenhalt ist fantastisch – wir unternehmen täglich auch abseits des Platzes etwas miteinander. Auch unsere Freundinnen und Frauen verstehen sich alle super.

Und welchen Anteil hat Martin Schmidt am Höhenflug?
Er ist bodenständig und vermittelt uns jeden Tag, dass man auch als Fussballer ein normaler Mensch ist. Fussballerisch hat er ein riesiges Fachwissen und er kann sehr gut mit Menschen umgehen. Mal macht er einen Spruch, mal staucht er einen Spieler zusammen – aber alles mit Anstand und ohne Überheblichkeit. Er ist wahnsinnig engagiert, Schmidt ist fleischgewordene Energie!

Fans haben abgestimmt: Diese Klubs gehören WIRKLICH in die Bundesliga

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Fussball-Fans haben abgestimmt: Diese Klubs gehören WIRKLICH in die Bundesliga
Rang 1: Borussia Dortmund (8-mal Meister, 49 Jahre erste Liga)
quelle: epa/dpa / daniel maurer
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