Rino Hischier, am Samstag debütiert Ihr Sohn als Nummer-1-Draft in der NHL. Nervös?
Rino Hischier: Ein wenig. Aber ich denke, Nico wird das gut machen.
Was ist der letzte Tipp, den Sie ihm noch geben möchten?
Es gibt nur einen Tipp, den ich gebe. Und das ist eigentlich seit Jahren der Gleiche: Geniesse es. Geh' mit Freude an die Aufgabe, habe Spass. Der Rest kommt dann von alleine.
Ist es so einfach?
Natürlich steckt mehr dahinter. Aber das Wichtigste, was wir unseren Kindern auf den Weg gaben und geben, war immer das: Wenn du etwas machst, mach es richtig und mit Freude.
Das scheint bei Nico der Fall zu sein. Aber damit wird man noch nicht Nummer-1-Draft in der besten Eishockey-Liga der Welt.
Das ist im Sport und auch im Berufsleben so. Wer weiter kommen will, muss mehr machen als die anderen.
Was hat Nico denn mehr gemacht?
Da spielen natürlich verschiedene Komponenten hinein. Sicherlich war dieses grosse Talent da. Er war immer offen für Neues. Und wenn er etwas gemacht hat, dann so lange, bis er es konnte.
Haben Sie für diesen Ehrgeiz ein Beispiel?
Nicos grosse Schwester Nina spielt Klavier. Früher sass er dann jeweils selbst hin und hat ihr Stücke nachgespielt. Er übte so lange, bis es klappte.
Was konnte er von seinem Bruder Luca lernen?
Sehr viel. Ich glaube, sportlich ist Luca zu einem grossen Teil verantwortlich, dass Nico es so weit gebracht hat.
Inwiefern?
Luca war halt der grosse, fast vier Jahre ältere Bruder. Ihm wollte Nico immer nacheifern. Als wir mit Nico erstmals auf die Eisbahn gingen, hätte er bei der Gruppe mit den kleinen Kindern Schlittschuhlaufen sollen. Er war damals knapp über zwei Jahre alt. Nebenan durften Luca und die grösseren Kinder schon mit dem Stock Eishockey spielen. Da stürmte Nico so lange, bis er auch dort mitmachen durfte.
After a team lunch, the #NJDevils are ready to continue their bonding trip at @WestPoint_USMA! pic.twitter.com/WRxqkvSGt1
— New Jersey Devils (@NJDevils) 1. Oktober 2017
Luca spielt mittlerweile beim SC Bern. Seine Karriere läuft gut, aber Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück. Nico hatte bisher Glück. Ist das in der Familie ein Thema?
Natürlich sprechen wir darüber. Wir haben unsere Werte in der Familie wie Respekt und Toleranz. Bisher ging es bei Nico immer einfach. Er war im richtigen Moment am richtigen Ort und hatte die richtigen Trainer. Aber wenn mal eine Phase kommen sollte, in der es nicht so gut läuft, wird ihm die Erfahrung von Luca – und dass er das alles mitkriegte – sicher helfen.
Wie förderten Sie das Talent von Nico in jungen Jahren?
Wir sind eine sportliche Familie. Meine Frau ist Sportlehrerin, ich war lange Fussballer bis in die erste Liga. Aber wir liessen die Kinder alles ausprobieren: Skifahren, Snowboarden, Fussball, Eishockey, alles. Nicht unbedingt vereinsmässig, aber halt in der Freizeit. Ich glaube, das Polysportive war nicht der falsche Weg.
Ging das alles mit der Schule auf?
Ja, da hatten wir mit unseren Kindern Glück. Sie kamen gut durch die Schule und machten nie übertrieben Seich.
Was war eigentlich härter für Sie: Als Nico mit 15 nach Bern ging oder mit 16 nach Kanada?
Wir waren uns ja von Luca schon gewohnt, dass ein Kind früh das Haus verlässt. Meine Frau sagt immer so schön: Ein Kind ist kein Eigentum. Irgendwann muss man sie eh gehen lassen. Es ist einfach schön zu wissen, dass es ihnen gut geht.
Was hat sich für Sie seit dem Draft geändert?
Die Leute im Dorf sprechen uns an und gratulieren. Wir nehmen diese Wertschätzungen gerne entgegen. Viele Leute sind ja auch ein kleines Puzzlestück dabei, dass Nico es dorthin geschafft hat.
Gibt es ein Erlebnis, das speziell war?
Nicht ein einzelnes, aber in der Gesamtheit ist es bei vielen Leuten zu sehen, dass die Gratulationen wirklich aus dem Herzen kommen.
Macht man sich eigentlich Gedanken, was in ein paar Jahren sein kann? Sie wissen, was andere Nummer-1-Drafts jetzt leisten und verdienen. Fängt man da zu träumen an?
Das wäre fatal. Bisher erhält er noch immer Sackgeld von uns (lacht). Wie zu Beginn gesagt: Er muss da mit Freude an die Sache gehen, der Rest ergibt sich dann. Nico muss alles erst noch bestätigen. Er weiss jetzt, dass er noch mehr an die Säcke muss. Wenn seine Einstellung bald nicht mehr stimmen sollte, dann müssen wir mal reden.
Sie reisen mit Ihrer Frau für das Debüt in die USA. Werden Sie Nico nach der Ankunft noch sehen vor dem ersten Spiel?
Das ist noch offen. Kann sein, dass es am Freitag noch klappt.
EXCLUSIVE: #NJDevils GM Ray Shero discusses the 2017-18 roster and the decision to carry eight defensemen. https://t.co/OkrmDiWRin
— New Jersey Devils (@NJDevils) 4. Oktober 2017
Was macht Ihr danach?
Wir bleiben drei Wochen und kombinieren die Reise mit unseren Ferien. Sicherlich werden wir das eine oder andere Spiel schauen und Zeit mit ihm verbringen oder mal was für ihn kochen.
Hatte er einen speziellen Wunsch, was Sie ihm mitbringen sollen?
Nein, eigentlich nicht. Er meinte, er sei zufrieden. Vielleicht bringen wir ein bisschen Schokolade mit.
Und ein Walliser Raclette?
Nein, das nicht. In Halifax wollte er mal ein Fondue. Aber solche Wünsche hat er vor diesem Besuch bisher nicht geäussert.